Forstwirtschaft Ins Burgholz kommen Pferde zum Holzrücken

Burgholz. · Im Arboretum arbeiten Mensch, Tier und Maschine zusammen. Das schont den Wald, aber nicht den Geldbeutel.

Das Rückepferd Paula leistet im Burgholz Schwerstarbeit mit Begleiter Markus Rotzal 

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die traditionelle Arbeit des Holzrückens mit Pferden soll im Arboretum Burgholz in Zukunft verstärkt angewendet werden, um eine erfolgreiche und bodenschonende Waldwirtschaft zu ermöglichen. Am Montag hatte das Arboretum zum ersten Mal, seit Leonore Gärtner, Revierförsterin in der Region ist, Holzrückepferde zu Besuch.

Die Holzernte im Arboretum findet normalerweise mit großen Fahrzeugen statt. Nun soll an Standorten, wo der maschinelle Einsatz eingeschränkt ist und die Wirtschaftlichkeit es zulässt, verstärkt wieder mit Pferden gearbeitet werden. Im Auftrag des Landes NRW kamen am Montag die Pferde Elliot und Paula ins Burgholz, um Holz zu rücken.

Stute Paula kam mit geflochtenem Schwanz

Die Tiere aus Solingen-Gräfrath konnten so ihren neuen Arbeitsplatz im Arboretum schon einmal kennenlernen – unter dem Blick der Medienvertreter. Bei Wind und Regen kamen die fast 800 Kilogramm schweren Pferde mit ihren Begleitern Daniel Proske und Markus Rotzal kurz vor 11 Uhr im Arboretum an und wurden unverzüglich auf einen mehrstündigen Arbeitstag vorbereitet.

Nur wenige Meter von der betonierten Straße entfernt führten Proske und Rotzal die Pferde mit Hilfe von Zurufen und Anweisungen ein kleines Stück den Hang hinab in den Wald. Stute Paula, die ihre Arbeit mit geflochtenem Schwanz und Mähne antrat, streikte ein wenig. Ihr Mitstreiter Elliot hingegen knabberte gesellig an den Ästen der am Waldrand stehenden Bäume. „Diese Fläche hier hatte eine Durchforstung und Pflege nötig. Wir müssen die Bäume freistellen, weil der Bestand sonst viel zu dicht war“, erklärt Eleonore Gärtner. „Um diesen Bestand jetzt so schonend wie möglich zu bewirtschaften, wird mit dem Pferd das Holz rausgerückt.“ Zum Rücken befestigten Daniel Proske und Markus Rotzal jeweils einen Baumstamm an der aus hochfestem Stahl gefertigten Rückekette eines Pferdes, den das Pferd dann mühelos über den kleinen Hang auf die Straße zieht. Im Anschluss wird das raugerückte Holz von Fahrzeugen weggefahren. Der Holztransport mit Pferden verursacht so deutlich weniger Lärm und eine geringere Verdichtung des Waldbodens. Beim sogenannten Kölner Verfahren arbeiten Pferd, Mensch und Maschine gemeinsam.

Gärtner betont, man müsse den Pferdeeinsatz im Wald als konsequenten Fortschritt betrachten. Bei Paula und Elliot sieht man, dass auch die traditionelle Holzrückearbeit von technischen Entwicklungen geprägt ist: Zugstränge, die in der Vergangenheit aus Hanf gefertigt wurden, werden heutzutage durch moderne Kevlarfasern mit Kautschuk-Dämpfungselementen ersetzt, um die Gelenke der Pferde zu schonen. Die maßgefertigten Anzüge haben außerdem ein Schwebe-Ortscheit, an dem die Last mittels Rückekette befestigt wird. Er hängt an den Hinterbeinen der Pferde in der Luft, damit es nicht an Bäumen und Ästen hängenbleibt.

Ein Arbeitstag mit Holzrückepferden dauert häufig acht Stunden. Dabei können die Pferde drei bis vier Stunden durchgehend Holz rücken, bevor sie eine Pause einlegen müssen. Der siebenjährige Elliot ist schon mehrere Jahre beim Holzrücken dabei und schafft es bis zu 70 Prozent seines Körpergewichts zu rücken. Ein Holzrückepferd sollte laut Proske neben der benötigten Kraft und Ausdauer vor allem ein ruhiges Gemüt haben. Hierbei sei es wichtig, dass auch der menschliche Begleiter ruhig und ausgewogen ist und mit dem Pferd kontinuierlich arbeitet.

Elliot und Paula sind auch an anderen Orten in NRW unterwegs und werden unter anderem auch beim Gemüsebau eingesetzt. In deutschen Wäldern ist vor allem die durch Fahrzeuge verursachte Verdichtung des Bodens ein Problem für die Waldbestände. Das Holzrücken durch Pferde und die Zusammenarbeit von Mensch und Tier seien in Deutschland aufgrund dessen nun wieder im Kommen – trotz höherer Kosten.