Wuppertal Institut Internationale Energiewende nicht aus den Augen verlieren

Das Wuppertal Institut und der deutsch-japanische Energierat bringen den technologischen Wandel voran.

Das Wuppertal Institut am Döppersberg.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Aktuell steht die Weltgemeinschaft vor der großen Herausforderung, die Corona-Pandemie und ihre Folgen in den Griff zu bekommen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auf globaler Ebene weitere Krisen mit aus heutiger Sicht unabsehbaren Folgen drohen, wenn wir nicht konsequent handeln. Dies gilt insbesondere für die globale Reduktion der Treibhausgasemissionen. Experten sind sich einig, dass andernfalls der Klimawandel ungebremst weiter voranschreitet. Es spricht daher viel dafür, gezielt nach Synergieeffekten zu suchen. So sollten die notwendigen langfristigen Konjunkturprogramme, die zum Abfedern der ökonomischen Folgen der Pandemie zweifelsohne notwendig sein werden, soweit wie möglich gleichzeitig auf Klimaschutzinvestitionen ausgerichtet werden und damit einen Beitrag leisten, zukünftige Krisen zu begrenzen. Hierzu haben die wissenschaftlichen Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und Prof. Dr. Uwe Schneidewind, erst kürzlich ein Diskussionspapier veröffentlicht. Hier plädieren die Autoren dafür, die langfristige Zukunftsgestaltung im Blick zu halten, wirtschaftliche Hilfen geschickt zu lenken und Synergiepotenziale für notwendige Zukunftsinvestitionen auszuschöpfen.

An Lösungen für die internationale Energiewende arbeitet auch seit vier Jahren der deutsch-japanische Energierat, zu dem auch Prof. Dr. Peter Hennicke, ehemaliger Präsident und heutiger Senior Advisor am Wuppertal Institut, gehört. Ziel ist es, unabhängige Impulse für eine langfristige, nachhaltige Gesamtstrategie der Energieversorgung in Deutschland und Japan zu entwickeln. Ende März 2020 diskutierten die 16 deutschen und japanischen Experten des Rates in einer Video- und Tele-Konferenz und verabschiedeten ihren Abschlussbericht, der im April 2020 online veröffentlicht wird. Sie haben sich auf umfangreiche Empfehlungen für Japan und Deutschland geeinigt, dazu zählen etwa: Nutzung der Digitalisierung für die Energiewende, Voraussetzungen und Umsetzungsstufen einer Wasserstoffwirtschaft, Monitoring des Politikfortschritts bei der langfristigen Energie- und Klimaschutzpolitik, Netzintegrationskosten von Strom aus Sonne und Wind sowie der Sektorenkopplung des Verkehrs und der Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Stiftung Mercator, das Außenministerium und das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin haben auf deutscher Seite den Rat und sein Sekretariat am Wuppertal Institut finanziert. Das japanische Wirtschaftsministerium unterstützt das japanische Partnerinstitut Institute of Energy Economics Japan. Als organisatorisches Sekretariat fungiert ECOS.Consult in Osnabrück.

Die deutschen und japanischen Experten haben während der vierjährigen Zusammenarbeit ein umfangreiches Studienprogramm zur deutschen und japanischen Energiewende und eine Vielzahl von Politikempfehlungen publiziert sowie Dialogveranstaltungen mit Vertreterinnen und Vertretern von Industrie, dezentraler Energiewirtschaft, Energiepolitik und Zivilgesellschaft in Tokio und Berlin durchgeführt. Dabei informierten sie zum Beispiel über die bedeutende Rolle dezentraler Energieunternehmen wie Stadtwerke und Genossenschaften in Deutschland, die für die noch stark zentralisierte Stromwirtschaft in Japan interessante Alternativen bieten.

Eine tiefe Überzeugung eint den Rat über alle energiepolitischen und kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern hinweg: Internationale Kooperationen sind die beste Strategie für erfolgreiche Krisenbekämpfung – sei es zur Bekämpfung einer Pandemie oder für den gemeinsam verstärkten Klimaschutz. Auf dieser Basis will die Ratsarbeit die regierungsoffizielle deutsch-japanische Energiepartnerschaft in neuem Format eines „Scientific Councils“ fortführen. Mit einer unabhängigen und kontinuierlich wissenschaftlichen Begleitung in der Form von Studien, Politikpapieren, Pilotvorhaben kann dieses Format zusätzliche Synergien zu den überwiegend formellen Arbeitsgruppen auf Regierungsebene beisteuern. Das Wuppertal Institut unterstützt diesen Prozess als wissenschaftliches Sekretariat.