NRW-Tag „Wuppertal ist der Bindestrich“
Ein Zitat von Johannes Rau bringt die Beziehung der Stadt zum Bundesland auf den Punkt. Beim NRW-Tag ist Wuppertal nur Zuschauer.
Wuppertal. Das Zitat auf einer Postkarte aus dem Wuppertal-Shop von Wuppertal Marketing bringt die Beziehung der Stadt Wuppertal zum Bundesland Nordrhein-Westfalen auf den Punkt: „Wuppertal ist der Bindestrich in Nordrhein-Westfalen“. Das hat Johannes Rau gesagt, der einst von Wuppertal auszog, um als NRW-Ministerpräsident von 1978 bis 1988 große Fußspuren in der Geschichte des Bundeslandes zu hinterlassen.
Mit einem großen Festakt am 23. August und dem NRW-Tag vom 26. bis 28. August in Düsseldorf wird die Gründung des Bundeslandes vor 70 Jahren gefeiert. Oberbürgermeister Andreas Mucke wird als Gast am Festakt teilnehmen. Bis auf die Tourismuswerbung für das Bergische Land wird die Stadt ansonsten nicht bei den Feierlichkeiten in Aktion treten.
2006 wurde erstmals in Düsseldorf ein NRW-Tag gefeiert. Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing, erinnert daran, dass Wuppertal mit dem NRW-Tag 2008 starke Akzente gesetzt hat. „Wuppertal war die erste Großstadt, die mit großem Erfolg den Ball von Düsseldorf aufgenommen hat“, sagt Bang. 2016 überlassen die Wuppertaler der Landeshauptstadt die große Bühne. „Von uns sind keine Aktivitäten zum NRW-Tag geplant“, sagt Bang. Das gilt auch für die Stadtverwaltung.
Dass Johannes Rau seine Geburtsstadt als Bindestrich beschrieb, hat vielfältige Gründe. Da ist zum einen die unsichtbare Grenze zwischen den Rheinländern und Westfalen, die mitten durch die Stadt zu führen scheint. Viele Barmer sehen sich als Westfalen, während die rheinischen Frohnaturen wohl eher in den westlichen Stadtteilen zuhause sind. Wo die Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen liegen soll, weiß niemand so genau. Die einen nennen den Haspel, die anderen die alte Zollbrücke in Heckinghausen.
Johannes Rau kannte die Wuppertaler und er hat als Wuppertals Oberbürgermeister die Widerstände gegen die Fusion von Elberfeld und Barmen noch selbst zu spüren bekommen. Als er am 29. August 1978 die Regierungsgeschäfte in Düsseldorf übernahm, war das nach dem Krieg gegründete größte Bundesland gerade einmal 32 Jahre alt. In Raus Regierungszeit bis Mai 1998 erlebte NRW einen fundamentalen Strukturwandel — auch dieses Schicksal teilt Wuppertal mit dem Bundesland.
Als Bindestrich hat man es manchmal schwer, beachtet zu werden. In verkürzter Form wird der Bindestrich zum Gedankenstrich.
Bedenklich verschlechterte sich das Verhältnis Wuppertals zum Land NRW in den 2000er Jahren, als die Schuldenlast stieg und das Land keine Hilfe leisten wollte oder konnte. Erst seit einigen Jahren hat das Land NRW Wuppertal als Universitätsstadt mit Zukunft wiederentdeckt. Einige große Landeseinrichtungen wie die Justiz- und Finanzschulen wurden in Wuppertal angesiedelt. Der Umbau des Döppersbergs wird mit 65 Millionen Euro bezuschusst, weitere Millionen flossen für den Bau der Nordbahntrasse. Das nächste große Zukunftsprojekt ist das Bausch-Zentrum im Schauspielhaus — ohne Landesmittel undenkbar.
70 Jahre NRW sind daher auch für Wuppertal ein Grund zum Feiern. Ohne den Stärkungspakt des Landes mit einer Fördersumme von 60 Millionen Euro jährlich wäre Wuppertal längst zahlungsunfähig. Bis Wuppertal einmal das Ausrufezeichen von NRW wird, dürfte es ein langer Weg sein. Als Bundestrich hat sich die Stadt bewährt.