Engels-Jahr Doppelausstellung läutet das Friedrich-Engels-Jahr ein

Elberfeld. · Engels als Mensch und in Karikaturen und Satire - Bibliothek zeigt vielseitige Schau.

André Poloczek vor einem der Werke, das Engels in moderner Plakat-Anmutung zeigt.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Sonnenklar: 2020 ist Engels-Jahr. Dann feiern die Wuppertaler Friedrich Engels, der 1820 in Barmen zur Welt kam. So ein Jubiläum kann man natürlich auch schon am 199. Geburtstag des großen Sohns der Stadt starten. Genau das tut die Stadtbibliothek mit ihrer aktuellen Doppelausstellung.

Denker und Macher, Frohnatur und Revolutionär – „Mensch Engels“ zeigt das Geburtstagskind in all seinen Facetten. Bibliothekarin Cornelia Blechert stellt seine Briefe an die Familie, an Karl Marx und weitere Weggefährten neben Porträts des sowjetischen Grafikers Nikolaj N. Shukow. Vor allem gibt es einen Engels zu sehen, den man sonst nicht kennt. Den Satiriker, der sich zeichnend über seine Zeitgenossen lustig macht – und sich dabei selber nicht schont. So stellt sich der Kaufmannssohn als Faulenzer dar, der mit brennender Zigarre in der Hängematte liegt. Vielleicht wusste er aber auch schon in jungen Jahren, dass das Wort Genosse von „genießen“ kommt.

„Engels war Karikaturist“, schreibt Cartoonist André Poloczek in seinem Buch „Engels-Gesichter“. Mehr noch: Zwischen dem Kommunistischen Manifest, das die Namen Marx und Engels um die Welt getragen hat, und Karikaturen sieht Herausgeber Poloczek viele Gemeinsamkeiten: Beide wollen politisch wirken, ein möglichst großes Publikum erreichen, vervielfältigt und verbreitet werden.

Humor ist manchmal nicht
weit von Wehmut entfernt

Der Band „Engels-Gesichter“, den die Stadtbibliothek in ausgewählten Bildern vorstellt, versammelt Hommagen von 43 Künstlern. Darunter sind Vertreter der Satire-Stadt Wuppertal wie Uwe Becker, Jorgo Schäfer und R. M. E. Streuff. Die Größen Til Mette, Ari Plikat und Urgestein Gerhard Seyfried sind ebenfalls mit von der Partie. Getreu dem Motto „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“ stehen west- und ostdeutsche Autoren einträchtig nebeneinander.

Bei der Vernissage gab es nicht nur Witziges zu sehen, sondern auch zu hören. Poloczek eröffnete die Lesung zur Ausstellung. Um einen Vorgeschmack auf die frisch erschienenen „Engels-Gesichter“ zu geben, trug er „Weltweites Gewebe“ vor – einen Text, der die Welt von Engels und das digitale Zeitalter eng verschränkte. Darin führt der Erzähler eine Schulklasse durchs Barmer Museumszentrum. Gern geht er auf das Vorwissen seiner Zuhörer ein, indem er die Weber von damals zu „Usern“ macht und den Webstuhl zur Frühform des Computers. Dass die Lochkarten der Webstühle tatsächlich ein erster Schritt hin zur Digitalisierung sind, war nur eine der Pointen, die dem Publikum hörbar gefielen.

Uwe Becker, der jüngst seine WZ-Kolumnen in Buchform veröffentlicht hat, beschrieb die Wuppertaler Gegenwart aus der Sicht eines chinesischen Touristen. Auf den wartet beim ersten Besuch im Tal mehr als eine Enttäuschung. Das Engels-Haus ist geschlossen. Das Wahrzeichen Schwebebahn fährt nicht. Kein Wunder, dass in der fiktiven Reportage der Humor nicht weit von Wehmut entfernt ist.

In den Engels-Anekdoten, die Autorin Corinna Stegemann las, sind Fakten und Fiktion kaum zu unterscheiden. Da war nicht Politik, sondern die Haartracht der Anlass für das erste Gespräch zwischen Marx und Engels („Na, wenn da mal nicht ein Bart draus wird!“). Was gut zu den Hipster-Bärten passt, mit denen die Zeichner der „Engels-Gesichter“ das Freundespaar ausstaffieren.

„Best friends forever“ nannte Peter P. Neuhaus sein Gedicht auf die beiden Philosophen des Sozialismus. In seiner Würdigung traten sie als „freche linke Bengels“ auf. Der Dichter war wohl auch dann auf Widerspruch aus, wenn er Marx – im Vergleich zu Engels – als „heute unbekannt“ titulierte.