Stadt reagiert auf WZ-Berichterstattung Wuppertal: Posse beendet, Brotautomat gerettet
Wuppertal · Der Verkaufsapparat der Analog-Brotmanufaktur ist genehmigt.
Seit dem 25. April dieses Jahres hat Martina Hellmann den Brotautomaten an ihrer „Wuppertaler Analog-Brotmanufaktur“ an der Friedrich-Ebert-Straße nicht mehr betrieben. Eineinhalb Jahre lang lief alles gleichsam „wie geschnitten Brot“, wie der Volksmund sagt. Jetzt hatte die Inhaberin genug von dem seit Wochen andauernden Behördenärger, den ihr der bei den Kunden beliebte Automat mit frischen Broten rund um die Uhr zunehmend eingebrockt hatte.
Das Problem: Die Grundstücksgrenze vor dem Automaten endet bei 24 Zentimetern, so kann dieser nur vom Bürgersteig, also aus dem öffentlichen Raum heraus bedient werden. Dafür wäre eine Sondernutzungsgebühr fällig geworden (wir berichteten in der gestrigen Ausgabe). Hellmann hat das aufgeregt, sie wollte wegen einiger fehlender Zentimeter aufgeben. Jetzt aber die Wende: Die Stadt hat eingelenkt.
Der frisch gewählte Stadtdirektor Matthias Nocke (CDU) kam am Donnerstag persönlich in die Bäckerei und überbrachte die gute Nachricht. Gegenüber der WZ formulierte die Stadtverwaltung ihr Friedensangebot gestern so: „In enger Abstimmung mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat Stadtdirektor Matthias Nocke heute in einem Gespräch mit der Geschäftsinhaberin den Sachverhalt zufriedenstellend geklärt, mit dem einvernehmlichen Ergebnis, dass der Verkaufsautomat genehmigt ist. Der Stadtdirektor hat sich für die Begleitumstände dieses Genehmigungsverfahrens entschuldigt.“
Hellmann atmet auf. Die Behördenposse der vergangenen Monate hat sie Nerven gekostet. „Ich danke Herrn Nocke ausdrücklich. Wenigstens einer in der Stadtverwaltung mit einem gesunden Menschenverstand.“ Nachtreten will sie nicht mehr. Aber der Ärger klingt durch. Sie hat Bescheide bezahlt, die fälschlicherweise für einen Zigarettenautomaten berechnet wurden. Sie hat auch eine anwaltliche Erstberatung genutzt. Den E-Mailverkehr mit der Stadt hängte sie ins Schaufenster. Und jetzt? „Egal.“ Sie will den Brotautomaten wieder in Betrieb nehmen, die Brotproduktionszahlen werden wieder hochgefahren. Spätestens am Samstag soll der Automat wieder bestückt sein. Im Fenster der Brotmanufaktur ist der Hinweis gesetzt. Die Kunden werden wiederkommen. Manche hatten sich fürchterlich aufgeregt über die vergangenen brotlosen Wochen. „Ich finde die Situation um den Automaten sehr, sehr schade“, schrieb eine Kundin bei „Google“, wo der Laden mit dem etwas sperrigen, aber doch vielsagenden Titel hervorragend bewertet ist.
Die Ordnungswidrigkeit ist vermutlich wegen Geringfügigkeit zurückgestuft worden, genauer mag die Stadt das nicht mitteilen. Wohl auch, um sich vor Nachahmung anderer Geschäftsführer zu schützen. Für Hellmann war es am Ende auch eine Frage des Prinzips – auch weil ihr ein von der Stadt gestatteter formloser Antrag am Ende mit 15 Euro Gebühr berechnet wurde. Ihr „Regiomat“, wie sie den Automaten nennt, wäre diesem Prinzip zum Opfer gefallen. Jetzt ist es anders gekommen, weil die Stadt in diesem Fall, bei dem sie rechtlich mit einer monatlichen 15-Euro-Gebühr aus der städtischen Sondernutzungssatzung zweifelsfrei auf der sicheren Seite gewesen wäre, nicht mehr kleinkariert handelt.