Neue Schwebebahn Wuppertal: Schweben de luxe

Samstag kommt der erste neue Wagen des weltberühmten Verkehrsmittels in die Stadt. Für vier Millionen Euro pro Stück gibt es mehr Technologie, mehr Design und mehr Tempo.

Die Grafik zeigt die neue Schwebebahn für Wuppertal. Freitag wurde der erste Wagen auf einem Sattelschlepper angeliefert.

Foto: WSW/Büro Staubac

Wuppertal. In Wuppertals Verkehrsgeschichte wird am Samstag ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es ist himmelblau und voller Hochtechnologie. Samstag kommt der erste von 31 neuen Schwebebahnwagen in der Stadt an. Auf zwei Tiefladern werden der Korpus und der Motor von Düsseldorf in den Wuppertaler Stadtteil Vohwinkel transportiert. Stadt und Stadtwerke rechnen mit Volksfeststimmung. Die Schwebebahn ist der gemeinsame Nenner Wuppertals, und sie hat Fans überall in der Welt.

In erster Linie aber ist sie ein Verkehrsmittel. Jeden Tag nutzen 80 000 Fahrgäste die Verbindung zwischen Vohwinkel im Westen und Oberbarmen im Osten. Daran wird sich auch mit den neuen Wagen sehr wahrscheinlich nicht viel ändern. „Und das ist auch nicht unser erstes Ziel“, sagt Ulrich Jäger. Er ist bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) als Geschäftsführer für den öffentlichen Personennahverkehr zuständig. Gegen mehr Kunden hätten die WSW aber nichts. Die neuen Schwebebahnwagen wären darauf eingerichtet.

„In jedem Wagen sind 20 Kilometer Kabel verlegt“, sagt Jäger. Mit den heute noch eingesetzten überwiegend orange-blauen Leichtbaukabinen haben die neuen Wagen nicht mehr viel gemein. Wenn die letzte der 31 himmelblauen Schwebebahnen ans Gerüst gehängt worden ist, dann ist über Wuppertals Straßen und der Wupper nur noch Hochtechnologie unterwegs. Mehr Technik bedeutet in diesem Fall mehr Geschwindigkeit. Die Taktzeiten der Bahn verkürzen sich um bis zu einer Minute, gleichzeitig fährt die Bahn schneller, bis zu 60 Kilometer pro Stunde sind möglich.

Hinzu kommt mehr Komfort. Das Design erinnert zwar immer noch an die Schwebebahn, die im Jahre 1901 erstmals durch Elberfeld und Barmen fuhr. Aber schon auf den zweiten Blick werden große Unterschiede deutlich. Stoffe mit roten, grünen oder orangefarbenen Streifen zieren die Bänke, die übrigens nicht aus Plastik sind, sondern aus Holz. „Darum haben wir lange gekämpft“, sagt Jäger. Beinahe wäre es am Gewicht gescheitert. Aber die WSW haben einen Betrieb gefunden, der auch aus Holz sehr leichte, sehr stabile und kaum brennbare Sitzbänke herstellen kann. „Das war keine Frage der Kosten, die sind ähnlich wie bei Kunststoff. Es ging nur um die Sicherheit“, erklärt Jäger.

Und es ging ums Gefühl. Holz sieht nicht nur schöner aus, es sitzt sich darauf auch angenehmer als auf Plastik, selbst wenn es mit Stoff überzogen ist. Für die Fahrgäste entsteht auch optisch ein neues Schwebebahnerlebnis. Ans Ende eines jeden Wagens ist ein Panoramafenster in ganzer Kabinenhöhe eingebaut. Die WSW versprechen den Passagieren auf den Bänken davor einen ganz besonderen, ungewohnten Blick auf Wuppertal.

Bis es soweit ist, dauert es allerdings noch ein paar Monate. Ehe die blauen Bahnen in Betrieb gehen, werden sie auf Herz und Nieren geprüft. Für Februar oder März peilen die WSW eine erste Probefahrt an.

Die neuen Schwebebahnen wurden von Vossloh Kiepe in Düsseldorf entwickelt und bei dessen Tochterunternehmen in Valencia produziert. Wegen technischer Schwierigkeiten verzögerte sich die Auslieferung des ersten Wagens um ein Jahr. Bis Ende 2016 sollen nun alle 31 Exemplare ausgeliefert sein. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf 121 Millionen Euro.

Damit geht die Modernisierung der Wuppertaler Schwebebahn nach gut 20 Jahren zu Ende. Die Sanierung des Gerüstes war zu Beginn mit 500 Millionen D-Mark kalkuliert worden, gekostet hat sie letztlich 500 Millionen Euro. Die Insolvenz eines beauftragten Stahlunternehmens hatte einen großen Anteil an der immensen Kostensteigerung.

Mit dem Neubau des Gerüstes ist auch die schwärzeste Stunde des berühmten Verkehrsmittels verbunden. Am 12. April 1999 stürzte ein Wagen ab, als er auf eine sogenannte Montagekralle prallte. Sie war nach Gerüstbauarbeiten in der Nacht vergessen worden. Fünf Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.

Gemessen an Laufleistung und Fahrgästen gilt die Schwebebahn dennoch als das sicherste Verkehrsmittel auf der Welt.