Zuwanderung in Wuppertal SprInt-Genossenschaft hilft Migranten seit fünf Jahren bei Sprache und Job

Elberfeld · Das Unternehmen vermittelt Menschen mit Migrationshintergrund eine Arbeit, damit sie anderen Migranten helfen, in Deutschland heimisch zu werden.

95 prozent der Mitarbeiter bei SprInt geG haben einen Zuwanderungshintergrund, wie hier Ashna Huma.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Wie wichtig Sprache und Verständigung für die Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen ist, macht die SprInt geG (gemeinnützige eingetragene Genossenschaft) schon in ihrem Namen deutlich. Vor fünf Jahren wurde das Unternehmen in Wuppertal als eigenständige Genossenschaft gegründet – basierend auf einem Konzept für professionelle Sprach- und Integrationsmittlung, das von der Diakonie und Partnern entwickelt wurde. Gründungsmitglieder waren unter anderem die ehemalige Bundesfamilienminister Rita Süssmuth (CDU) und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski.

2015 war die Hochphase der sogenannten Flüchtlingswelle – doch Gründungsmitglied und geschäftsführender SprInt-Vorstand Achim Pohlmann hat bei dem Angebot seines Unternehmens nicht allein Flüchtlinge im Blick. Er denkt auch allgemein an Zuwanderer. „Deutschland ist eine offene Gesellschaft, wir sind ein Einwanderungsland“, sagt er. Deshalb sei es auch unumgänglich, den hier ankommenden Menschen ein Integrationsangebot zu machen – und das laufe nun einmal über die Sprache.

Genau hier sieht das Unternehmen sein Einsatzfeld. Man vermittelt Menschen mit Migrationshintergrund eine Arbeit, damit sie anderen Migranten helfen, in Deutschland heimisch zu werden. „Wir ermöglichen Chancengleichheit“, erklärt Pohlmann. Die SprInt-Beschäftigten haben drei wichtige Aufgaben: Dolmetschen, Informieren und Kulturmittlung. In diesem Zusammenhang wird übrigens bewusst von „Mittlung“ und nicht „Vermittlung“ gesprochen, um Klienten und Mittler auf eine Ebene zu stellen.

Fast alle Beschäftigten haben einen Zuwanderungshintergrund

Das Angebot stößt auf eine konstant steigende Nachfrage. 2015 war man mit 15 Mitarbeitern gestartet, mittlerweile zählt das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Standort in Berlin eröffnet hat, 75 Beschäftigte – etwa 95 Prozent haben einen Zuwanderungshintergrund.

Die Zahl der Aufträge hat sich in dieser Zeit in etwa versechsfacht, sagt Pohlmann. Die Kunden stammen unter anderem aus Institutionen wie Jobcenter, Arbeitsagentur, Jugend- oder Frauenhilfe. Die Beschäftigten seien nicht nur Menschen mit einem Hochschulabschluss, sondern auch Handwerker oder Erzieher, sagt der Bereichsleiter Buchungsservice, Klaus Stein. Sie sind allesamt fest angestellt, zudem gibt es für sie immer wieder Fortbildungen. Um die Identifikation mit dem Unternehmen zu stärken, erwirbt überdies jeder neue Mitarbeiter einen Genossenschaftsanteil.

Die SprInt-Beschäftigten haben zuvor eine 18-monatige Qualifizierung durchlaufen, die mehr als 2000 theoretische Unterrichtseinheiten vermittelt. Neben Techniken zum Dolmetschen werden dort auch Fachwissen in den Sparten Gesundheit, Bildung, Soziales und Justiz sowie Praktika vermittelt. Diese deutschlandweit führende Qualifizierung bietet SprInt mittlerweile über mehrere Kooperationspartner auch an anderen Standorten an: unter anderem in Bochum, Dortmund, Leipzig, Erfurt oder Augsburg.

Corona-Pandemie ist ein Beschleuniger der Digitalisierung

So positiv die Entwicklung der Genossenschaft auch ist, die Corona-Pandemie sorgt auch bei SprInt für heftige Ausschläge nach unten. Etwa 50 Prozent des Umsatzes seien allein beim ersten Lockdown in den Monaten April bis Juni weggefallen, sagt Pohlmann.

Zugleich sei die Krise aber auch ein „Beschleuniger“ der Digitalisierung und neuer Formen des digitalen Lernens, betont Stein. Hier führt das Unternehmen derzeit ein Projekt durch und untersucht, inwieweit durch den Einsatz digitaler Technik der Service von SprInt auch in ländlichen und dünn besiedelten Regionen angeboten werden kann.