Bergische Universität Kopf braucht Dach
Warum Wuppertal mehr Wohnraum für Studenten benötigt.
Auch wenn es bisher nicht auf den Ortsschildern steht: Wuppertal mausert sich mehr und mehr zu einer richtigen Universitätsstadt. Zwar nicht einer wie Tübingen, Freiburg oder Marburg, die ja eher Unis mit angeschlossener Kommune sind. Wuppertal und Universität passen auch gut zusammen. Beide sind jeweils von mittlerer Größe, eingebettet in die Bergische Region, mit Ausstrahlung weit darüber hinaus. Über die Honeymoon-Zeit der Gründung, als man beseelt war vom jungen Glück, ist man längst hinaus. Zum Glück aber auch über die kritischen 90er Jahre und danach, als man gegenseitig kein gutes Haar aneinander ließ…Wenn nichts dazwischen kommt, wird es eine richtig gute Beziehung, getragen von tiefer Zuneigung und echtem Verständnis für die Belange des Partners.
Mit dem Wachstum der Hochschule ist in den letzten Jahren aber auch das Problem der Unterbringung der Studenten größer geworden. Was die Wohnungsknappheit und die Mietpreise angeht, ist die Hochschulstadt Wuppertal weiterhin nicht mit Köln oder Bonn vergleichbar, doch ist es auch hier schwieriger geworden, bezahlbare Studentenzimmer zu finden. Zum Wintersemester sind, das verwundert nicht, alle 1085 Appartements in den mit zehn Auszeichnungen prämierten Wohnheimen des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal belegt. Auf der Warteliste stehen aktuell noch 415 Bewerber, 40 Prozent davon internationale Studierende.
Ein Blick in die Statistik belegt, dass diese Momentaufnahme durchaus das Gesamtbild spiegelt. Für nur noch 5,14 Prozent der rund 22 052 Studenten stand 2017 ein Platz in einem Studentenwohnheim oder in geförderten Privatzimmern (mit öffentlicher Belegungs- und Mietbindung) zur Verfügung. In NRW liegt der Durchschnitt noch bei 8,58 Prozent, bundesweit bei 9,62 Prozent. Empfohlen wird eine Versorgungsquote mit Wohnraum in günstigen Studentenwohnheimen von 15 Prozent. Nicht nur bundesweit und landesweit, auch in Wuppertal ist die Versorgungsquote gesunken, weil die Schaffung zusätzlichen Wohnraums nicht Schritt gehalten hat mit dem raschen Anstieg der Studentenzahlen.
Ein Lichtblick am Horizont: Fünf neue, innovative Wohnheime mit 132 Plätzen errichtet das Hochschul-Sozialwerk gerade an der oberen Max-Horkheimer-Straße. Sie sollen zum Wintersemester 2019 zur Verfügung stehen. Auch einige private Bauprojekte sind in der Pipeline.
Die Universität
wird nicht ewig wachsen
Ist das nicht genug? Bisher wohnen doch – nach der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks – nur 46 Prozent der Wuppertaler Studierenden am Hochschulort. Etwa jeder zweite Hochschüler ist Pendler.
Auch wird die Universität nicht ewig wachsen. Für denkbar gehalten wird ein weiterer Anstieg auf 25 000 Studenten. Dem wird, wenn die bundesweiten Prognosen stimmen, ein demographisch begründeter Rückgang folgen. Vermutlich nach 2030.
Aber: Je planvoller man vorgeht, je wirkungsvoller trifft einen der Zufall. Davon war schon Friedrich Dürrenmatt überzeugt. Der Bedarf an Studentenwohnungen und deren Vermietbarkeit in der Zukunft bestimmt sich nicht durch das Ausdeuten von Statistiken und das Verschieben von Prozentsätzen.
Die Maxime muss heißen: Studenten bringen Zukunft in die Stadt. Die ausreichende Versorgung mit für Studenten geeigneten Wohnungen ist ein wichtiger Standortfaktor für diese Universitätsstadt. Weiterer Neubau ist nur ein Aspekt, bedarfsgerechter Umbau im Bestand ebenso wichtig – selbst in kleiner Stückzahl. Kopf braucht Dach – das gilt in Wuppertal auch weiterhin.