Lit. Ronsdorf Autoren lesen Unheimliches im schummrigen Kerzenlicht
Ronsdorf · Miriam Schäfer und Peter Klohs zogen das Publikum bei ihrer Lesung in der Galerie im Ronsdorf Carreé in ihren Bann.
. Fans des Unheimlichen sind bei Miriam Schäfer und Peter Klohs bestens aufgehoben. Die Ronsdorfer Erzählerin und der in Lüttringhausen lebende Autor verstehen es, Spannung aufzubauen und den Lesern angenehme Schauer über den Rücken zu jagen. Dass beide ihre Geschichten unnachahmlich gut vorlesen, macht die Sache noch schöner.
Für die 12. Ronsdorfer Literaturtage hatten sich Schäfer und Klohs unter der Überschrift „Dunkel war’s“ zusammengetan. Halloween ist ja nicht mehr weit – und dank des Vorleser-Duos lernte man den Veranstaltungsort, die Galerie im Ronsdorf Carrée, von einer ungeahnt unheimlichen Seite kennen. Was sonst bestens ausgeleuchtet ist, wurde an diesem Freitagabend nur von Kerzenschein erhellt. Bevor die Lesung losging, kam aus dem Lautsprecher eine Klangcollage mit Horrorfilm-Qualitäten: Stimmen, Geräusche und Musik, die sich in Echoeffekten überlagerten und vermischten.
Wie die Gäste, die keinen Sitzplatz frei ließen, wurde auch Moderator Günter Wülfrath von der Stimmung gepackt: „Mir ist schon ganz gruselig!“ Prägnant stellte er die beiden unterschiedlichen Literaturpersönlichkeiten einander gegenüber: Klohs, der in seinen Texten gern die „Geschwister Musik und Literatur“ (Wülfrath) zusammenbringt und dessen neuer Band „Geschichten aus dem Duden“ verspricht. Schäfer, die seit 2012 Prosa zwischen Märchen und Science Fiction veröffentlicht und zwei Jahre später für „Claire“ mit dem Deutschen Phantastik Preis belohnt wurde.
Stimmwechsel lassen die Charaktere noch echter wirken
Eben diese „Claire“ machte Miriam Schäfer zu einem echten Highlight. Nach wenigen Zeilen war der Leser tief eingetaucht ins England des 19. Jahrhunderts. Mit feinen Nuancen arbeitete die Vorleserin die Charaktere heraus. Im Zentrum stand die Titelfigur, der Schäfer eine mädchenhaft helle Stimme lieh. Was zu Claires Selbstzweifeln passte, die sich bis zur Sinnkrise steigerte („Wer bin ich?“). Am einschmeichelnd sanften Timbre konnte man Claires Ehemann erkennen. Doch seine Antwort auf ihre Frage – „Du bist meine geliebte Frau“ – stieß auf taube Ohren.
Ein komisches Organ besaß Claires Schwiegermutter. Schäfer ließ die Stimme weit nach oben gehen und brachte damit die Hochnäsigkeit der Figur auf den Punkt. Für Gänsehaut sorgte die zweite Wirklichkeit, die im Text hervorschien. Träumend streifte Claire die bürgerliche Identität ab, fand sich in einer geheimnisvollen Gegenwelt wieder – und erneut wechselte Schäfers Stimme Farbe und Ausdruck.
„Vergessenes, Vergrabenes und Verstecktes“ förderten auch Klohs‘ Erzählungen zutage. Dabei begannen sie mitunter so realistisch, als wären sie gestern noch passiert. So nahm der Ich-Erzähler einen mit auf eine Bahnfahrt nach Köln. In seinem liebsten CD-Laden begegnete er einer Frau, die ihn aus dem vertrauten Alltag herausführte.
Was als Liebesgeschichte begann, entpuppte sich jedoch als großartige Beschreibungskunst. Nur ging es in diesmal nicht um die literarische Schilderung von Musik, sondern um moderne Malerei. Klohs beschrieb ein Bild von Paul Klee so plastisch, dass man Lust bekam, es sich einmal anzuschauen. Auch daran hatte der Vorleser gedacht und für seine Zuhörer unter anderem eine Abbildung des Klee-Gemäldes als „Anschauungsmaterial“ mitgebracht.