Adventskalender: Wir hier im Quartier Wuppertal-Ronsdorf: Das Dorf in der Stadt

Wuppertal · Das Zentrum von Ronsdorf hat mit Leerstand zu kämpfen, punktet aber mit seiner Lebensqualität.

Am Bandwirkerplatz schlägt das Herz des Quartiers. Hier treffen sich die Ronsdorfer auf ein Pläuschen auf der Bank, zudem finden hier viele Feste statt.

Foto: ANNA SCHWARTZ

„Wir gehen in die Stadt“, sagt der Ronsdorfer, wenn er einkaufen geht. Damit meint er nicht die Elberfelder Innenstadt, sondern das Ronsdorfer Zentrum. Denn hier gibt es jegliche große Supermarktkette, etliche Bäckereien und Apotheken, einen Metzger, einen Blumenladen, einen Bücherladen, eine Drogerie und ein paar Geschäfte zum Stöbern. Dazu kommen Imbisse, Cafés und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Warum also noch nach Elberfeld fahren, wenn doch alles vor Ort ist?

Trotzdem hat der zunehmende Leerstand auch in Ronsdorf seine Spuren hinterlassen. „Sicherlich liegt das an den verschiedensten Dingen. Unter anderem, weil die Mietpreise nicht dem entsprechen, was ein Geschäftsinhaber bereit ist zu zahlen. Oder weil die Umsätze nicht so hoch sind wie in der Vergangenheit“, weiß Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes.

Ein Blick in die Straßen zeigt das Problem, wenn auch viel Leerstand wieder gefüllt wird. Die ehemalige Rossmann-Filiale im Ascheweg ist nun schon seit über zwei Jahren leer. Daneben Maiers Schuhe, der ebenfalls im Juni zumacht und bereits jetzt mit einem Schlussverkauf wirbt. Auch traditionsreiche Namen wie Thomas Fleischerei mussten aufgeben, und selbst die Staasstraße bleibt von der Fluktuation nicht verschont. Doch es gibt Lichtblicke: Das Central, das seinen Pachtvertrag nach 15 Jahren nicht verlängert, hat bereits einen Nachfolger gefunden. Ein neuer Pächter plant, spätestens im März die Türen zu öffnen. Details dazu sind noch unter Verschluss, doch allein die Aussicht auf frischen Wind im Gastronomiebereich stimmt hoffnungsvoll.

Im Ronsdorfer Ascheweg stehen bald gleich zwei Geschäfte nebeneinander leer.

Foto: Selina Hunze

Am Bandwirkerplatz schlägt das Herz des Quartiers. Hier treffen sich die Ronsdorfer auf ein Pläuschen auf der Bank, hier steht der Weihnachtsbaum, hier finden die vielen Feste statt, wie das Weinfest, der Liefersack, das Bürgerfest und der Weihnachtsmarkt. „Man kommt dort mit den Leuten ins Gespräch“, so Scheuermann-Giskes. Immer unter den wachsamen Augen des Bandwirkerdenkmals vom Remscheider Bildhauer Max Kratz. „Dieses Zentrum mit dem Bandwirkerplatz ist einzigartig und macht den kleinstädtischen Charakter aus“, hebt der Bezirksbürgermeister hervor, „solch ein Zentrum mit richtigem Platz, solchen Verweilmöglichkeiten und solch einer Aufenthaltsqualität haben wir in dem Maße nicht in Wuppertal.“ Mit Steinen wurde der durch die Feste eingestampfte Rasen schon kaschiert, im nächsten Jahr sollen noch ein Trinkwasserbrunnen und ein Multifunktionsspielgerät folgen.

Der Ascheweg könnte ebenfalls noch schöner gestaltet werden, beispielsweise die Parkfläche mit einer Bepflanzung, wünscht sich Scheuermann-Giskes. Ein weiteres Sorgenkind ist der Ronsdorfer Markt, der nicht mehr die Resonanz genießt wie einst. Immer weniger Marktbeschicker finden ihren Weg nach Ronsdorf. „Das war früher wesentlich intensiver“, sagt Scheuermann-Giskes, „die Beschicker ziehen sich immer mehr zurück.“

Ronsdorf-Mitte besticht nicht nur durch sein lebendiges Zentrum, sondern auch durch seine Nähe zur Natur. Die Ronsdorfer Anlagen und die Ronsdorfer Talsperre bieten den Bewohnern einen Ort der Ruhe und Erholung. Mit ihren weitläufigen Grünflächen, schattigen Baumalleen und gepflegten Wegen laden sie zum Spazieren, Joggen oder einfach zum Entspannen ein. Im Ronsdorfer Stadtgarten trifft Historie auf Erholung.

Das Wort „Dorf“ steckt nicht umsonst im Namen. Hier fühlt man sich sicher auf den Straßen, hier trifft man regelmäßig beim Erledigungen machen auf bekannte Gesichter, hier unterstützt man sich untereinander. „Das ehrenamtliche Engagement in Ronsdorf ist allererste Sahne“, betont Scheuermann-Giskes. Ob ausgehend von den vielen ansässigen Kirchen oder von Vereinen und Gruppen wie dem Freiraum, der W.i.R. in Ronsdorf, „sportlerhelfen“ und „machbar“, überall gibt es Anlaufstellen, die den Ortskern zu einem lebenswerten Ort machen. Diese Gemeinschaft prägt das Bild von Ronsdorf – einem Ort, an dem man sich kennt, grüßt und füreinander da ist.