Hygiene Umarmungen sind für Häftlinge verboten

In der Corona-Pandemie gelten neue JVA-Regeln in Vohwinkel und Ronsdorf.

Blick in eine Zelle in der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf.

Foto: Oliver Berg dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++/Oliver Berg

Kontakte vermeiden müsste doch im Gefängnis ganz leicht sein, oder? Von wegen. Die Wuppertaler Justizvollzugsanstalten sind große Einheiten, bei denen viele Menschen im Alltag aufeinandertreffen. In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Vohwinkel am Simonshöfchen sind derzeit rund 260 Menschen inhaftiert, 250 Bedienstete arbeiten hier. In der JVA Ronsdorf im Norden des Stadtteils kommen sogar 300 Gefangene und 350 Mitarbeiter zusammen.

Auch die Wuppertaler Justizvollzugsanstalten mussten sich in der Corona-Pandemie an neue Spielregeln gewöhnen. So gilt beispielsweise in allen Gemeinschaftsräumen und immer dann, wenn sich Personal und Häftlinge begegnen, Maskenpflicht.

Nachdem die Gefangenen im ersten Lockdown in der JVA Vohwinkel für rund drei Monate gar keine Besucher empfangen durften, sind die Maßnahmen inzwischen etwas gelockert. Erst jüngst wurde die Maximalzahl der Besucher wieder von eins auf zwei gesetzt, wie Anne Waldmann, Abteilungsleiterin in der JVA, berichtet. Allerdings müssen die Besucher im Gegensatz zu früher mehr Abstand wahren. Zwischen jeder Person sind transparente Trennwände angebracht - Berührungen wie etwa eine Umarmung zur Begrüßung sind verboten. Waldmann sagt: „Das macht den Gefangenen sicherlich zu schaffen.“ Hinzu kommt: Externe Gruppen- und Freizeitangebote sind in den JVAen größtenteils eingestellt worden.

14 Tage Quarantäne - auch bei
einem negativen Corona-Test

Als Ausgleich dürfen die Häftlinge mehr telefonieren. Während früher monatlich zwei Telefonate oder Besuche erlaubt waren, gibt es in der Coronazeit nun einen Anruf pro Woche extra.

In der Justizvollzuganstalt Ronsdorf, in der jugendliche Straftäter inhaftiert sind, ist das System ein anderes. „Früher gab es Besuche mit bis zu drei Erwachsenen, jetzt ist nur noch eine Person pro Häftling erlaubt“, sagt JVA-Sprecher Alexander Kusch.

Für Besuche steht den jungen Leuten monatlich ein Zeitraum von vier mal einer Stunde zur Verfügung. Unabhängig davon können sie über eine Art Telefonzelle bis zu 15 Minuten am Stück mit der Außenwelt sprechen. „Je nach Abteilung wird das unterschiedlich gehandhabt. Manche Häftlinge müssen Telefonate erst beantragen“, sagt Kusch.

In beiden JVAen werden Neuzugänge auf Corona getestet. Kusch berichtet von der erhöhten Vorsicht: „Bei uns gibt es danach generell eine 14-tägige Quarantäne. Auch wenn der Test negativ ist.“

In eine extra
Quarantäne-Abteilung verlegt

Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen traten in beiden Gefängnissen bei Gefangenen und Mitarbeitern Corona-Infektionen auf. Vorfälle mit reihenweisen Ansteckungen blieben aus. In Vohwinkel gab es bislang drei Infektionen unter den Häftlingen und fünf beim Personal. Anne Waldmann berichtet: „Bei den Häftlingen waren das Zufallstreffer.“ Sie seien wegen einer Verlegung standardmäßig getestet worden und hätten zu dem Zeitpunkt keine Symptome gehabt. In Ronsdorf infizierten sich sechs Häftlinge und fünf Mitarbeiter.

Gefangene mit Covid-19 werden in beiden Einrichtungen in eine extra Quarantäne-Abteilung verlegt. Ab dann haben sie bis zur Genesung nur noch Kontakt mit JVA-Angestellten in Vollschutz.

Insgesamt ist es in den Gefängnissen leerer als sonst. „Die Gefangenenzahlen sind rückläufig“, sagt Alexander Kusch. Der Trend habe allerdings schon vor Corona begonnen. In Ronsdorf sind mehr als 200 Plätze frei, in Vohwinkel 60.