Sorgen und Realität in Wuppertal Verändert eine Unterkunft für Flüchtlinge die Umgebung?

Wuppertal · In Elberfeld formieren sich Bürger gegen die Unterkunft im Tryp-Hotel – in Ronsdorf stellt man keine Auswirkung fest.

In der Flüchtlingsunterkunft in Ronsdorf-Saalscheid leben mehr als 300 geflüchtete Menschen.

Foto: Tim Oelbermann

Seit Anfang April leben geflüchtete Menschen im ehemaligen Tryp-Hotel am Otto-Hausmann-Ring. Das Haus wurde zu einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes umgebaut, in der Geflüchtete leben, bis sie einer Kommune zugewiesen werden. In der Nachbarschaft des ehemaligen Hotels gibt es Menschen, die sich deshalb sorgen und negative Auswirkungen befürchten. In Wuppertal existiert bereits eine ZUE in Ronsdorf-Saalscheid. Aus der Umgebung dieser Einrichtung sind keine negativen Nachrichten zu hören.

Zu den Menschen aus der Nachbarschaft des Tryp-Hotels, die sich Sorgen machen, gehört Claudia Lipken (53). Sie habe, als sie von den Plänen hörte, zuerst den Impuls gehabt, den Menschen in der Einrichtung zu helfen. Dann aber habe sie im Internet Berichte gelesen, die sie Schlimmstes befürchten lassen. Sie erzählt von Berichten, nach denen ein Supermarkt ständig Diebstähle durch Geflüchtete erlebt haben soll, andere Berichte hätten davon gehandelt, dass in einer Wohnsiedlung Geflüchtete einen Spielplatz belagert, zerstört und beschmutzt sowie Frauen belästigt hätten. „Ich habe dann Bedenken bekommen“, sagt Claudia Lipken.

Verärgert ist sie, weil sie findet, dass ihre Sorgen nicht ernstgenommen wurden. Bei der Stadt habe man ihre Bedenken abgewiegelt; das Ministerium habe einen Brief mit Floskeln geschickt, auch bei der Infoveranstaltung der Bezirksregierung im Februar habe sie sich nicht ernstgenommen gefühlt. Auf ihre Frage, ob die Einrichtung nur zwei Jahre bestehen bleibt, habe sie keine ausreichende Antwort erhalten.

Nach ihrer Aussage haben viele aus den Wohnhäusern rund um die Düsseldorfer Straße, Varresbecker Straße, Talstraße, Krummacher Straße sowie die Siedlung am Eskesberg Befürchtungen: „Uns eint, dass wir ein sicheres Umfeld haben wollen.“ Sie verweist zudem darauf, dass Wuppertal die Verteilquote für die Aufnahme von Geflüchteten unter den Städten übererfüllt. Auf der Internetseite der Bezirksregierung Arnsberg ist sie mit mehr als 230 Prozent angegeben. Claudia Lipken findet, erst müssten andere Kommunen, die noch unter 100 Prozent liegen, ihre Quote erfüllen.

Unterschriften sollen an
den Oberbürgermeister gehen

Ihren Ärger hat sie in eine Online-Petition umgesetzt: „Falsche Standortwahl Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge am Otto-Hausmann-Ring“ heißt sie. Ursprüngliches Ziel sei gewesen, die ZUE zu verhindern, jetzt sei ihr Ziel, dass sie in zwei Jahren wieder geschlossen wird. Mit 600 Unterzeichnern hat sie ihr Ziel erreicht, jetzt hat Claudia Lipken einen Termin bei Oberbürgermeister Schneidewind beantragt, um die Unterschriften zu übergeben.

Im ehemaligen Tryp-Hotel ist Platz für 260 Menschen, es wird nach und nach bezogen. Derzeit (Auskunft der Bezirksregierung am 2. Mai) leben dort 195 Personen. Die Einrichtung ist gedacht für Männer, Frauen, Alleinreisende oder Familien mit Kindern. „Wie in allen anderen Landeseinrichtungen gibt es für sie ein Freizeit- und Betreuungsangebot“, heißt es von der Bezirksregierung.

Für die Einrichtung in Ronsdorf-Saalscheid, in der seit 2020 Geflüchtete leben, gibt es mehr Angaben: Sie hat 340 Plätze, die von Oktober 2023 bis März 2024 auf 370 aufgestockt wurden, danach wieder sanken. Am 22. April lebten dort 315 Personen, davon 177 Männer, 88 Frauen und 50 Kinder. Es gab 190 alleinstehende Personen und 37 Familien.

Die Herkunftsländer seien schwerpunktmäßig Syrien (83 Personen), Türkei (72), Afghanistan (17), Irak (17) und Iran (13), so die Bezirksregierung. Jeweils zehn Menschen seien aus Aserbaidschan, Georgien und Serbien gekommen. Die übrigen Bewohner stammten aus 24 weiteren Ländern. Familien blieben durchschnittlich sechs Monate, Alleinreisende im Schnitt elf Monate.

Den Bewohnern stehen nach Angaben der Bezirksregierung ein Frauencafé, ein Männercafé, ein Jugendcafé und ein Fitnessraum zur Verfügung, in denen Freizeitaktivitäten und Bewegungsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen angeboten werden. Zudem gebe es eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen und Initiativen im Stadtteil.

Im Stadtteil gebe es keine Auffälligkeiten durch die ZUE-Bewohner, ist von verschiedenen Seiten zu hören. „Sie sind manchmal sichtbar“, sagt Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes, etwa, wenn sie in die Ronsdorfer Innenstadt laufen. „Aber es gibt nichts Auffälliges.“ Auch Jochen Denker, Pfarrer der reformierten Kirche in Ronsdorf, sagt: „Den Stadtteil beeinflusst die Einrichtung überhaupt nicht. Die gehen mal einkaufen, einige kommen auch zum Gottesdienst.“

Auf Anfrage der WZ prüft die Polizei ihre Statistik, ob sie besondere Vorkommnisse feststellen kann: „Im Umfeld gibt es keine Auffälligkeiten“, sagt der Erste Kriminalhauptkommissar André Scheffels. Und auch eine Anfrage zu Vorfällen in Geschäften bei der Werbegemeinschaft „Wir in Ronsdorf“ (WIR), zu der Geschäftsleute und Unternehmen gehören, ergibt: „Bei uns im Dorf ist nichts bekannt“, sagt Marion Ströker, Vorsitzende der „WIR“.