Bilanz Corona-Krise: Weniger Unfälle auf Wuppertals Straßen
Wuppertal · Analyse Die Pandemie sorgt für weniger Verkehr. Das sei aber kein „Freifahrtschein“ für Raser, betont die Polizei.
Mit konkreten Zahlen hält sich die Polizei Wuppertal zurück. Aber sie bestätigt den Eindruck, den jeder hat, der aktuell im Verkehr unterwegs ist: Die Straßen sind in Corona-Zeiten deutlich leerer, die Zahl der Einsätze der Polizei im Bereich Verkehr sind deutlich weniger geworden. Das sieht die Feuerwehr ähnlich. Auch insgesamt sei es etwas ruhiger derzeit. Polizei-Sprecher Stefan Weitkämper nennt exemplarisch einen Zeitraum in Anfang April von 24 Stunden, in denen es 400 Einsätze insgesamt gab. Das liege schon deutlich unter dem Schnitt an einem vergleichbaren Tag von 460.
Auffallend sei es aber eben im Verkehr. Weitkämper spricht für die letzte März-Woche zum Beispiel von einem fast drastischen Rückgang bei den Unfallzahlen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Er schränkt zwar ein, dass die Polizei dabei nicht von einem Zusammenhang mit der Pandemie sprechen möchte, da möglicherweise auch andere Faktoren wie das Wetter eine Rolle spielen könnten. Der Rückgang falle aber schon ins Auge. Die größtenteils freien Straßen seien aber kein „Freifahrtsschein“ für Raser, sagt Weitkämper. „Die Straßenverkehrsordnung gilt weiterhin.“ Und natürlich werde auch weiterhin geblitzt.
Zahlen gibt es zu den sogenannten „Pandemie-Einsätzen“. Seit Inkrafttreten der verschärften Auflagen mit Kontakt-Sperre & Co. gab es vom 23. März bis 2. April 65 solcher Einsätze. In vielen dieser Fälle sei zwar die Polizei gerufen worden, weil zum Beispiel der Verdacht bestand, dass sich verbotenerweise größere Gruppen irgendwo treffen. „Da sind die Kollegen auch hingefahren, da war aber dann nichts“, so Weitkämper. Anrufe bei der Polizei gebe es zum Beispiel auch, wenn irgendwo auf einem Bolzplatz gekickt wird oder Familien auf Spielplätzen unterwegs sind. In diesen Fällen sei man aber auch in enger Abstimmung mit der Stadt, so Weitkämper.
Ähnliches berichtete auch die Leitstelle gegenüber der WZ am vergangenen Sonntag, als das schöne Wetter die Wuppertaler nach draußen lockte. Es habe einige Anrufe gegeben, die dann an die Stadt weitergeleitet worden seien.
Auch die Feuerwehr bestätigt:
Es ist ruhiger als sonst
Was den Einfluss der Coronakrise auf die sonstigen Einsätze der Polizei angeht, gibt es keine Zahlen. Diese seien Bestandteil der Kriminalitätsstatistik, die nicht regelmäßig veröffentlicht würde. So gebe es zwar die These, dass derzeit weniger Einbrüche gemeldet werden, weil die Leute vermehrt zu Hause sind. Belegen lasse sich das aber nicht. Dafür sei der Zeitraum auch zu kurz. Gleiches gelte auch beim Thema „Häusliche Gewalt“. Dass, wie einige vermuten, in diesem Bereich die Zahlen wegen der Corona-Auflagen steigen könnten, kann die Polizei nicht bestätigen. Die Tendenz für das erste Quartal gehe landesweit übrigens in eine andere Richtung, sagt Sprecher Alexander Kresta. Von Januar bis Ende März 2020 gab es 213 Fälle häuslicher Gewalt in Wuppertal – deutlich weniger als im Vergleichszeitraum 2019 (301) und 2018 (250). Wobei es gerade in diesem Bereich, so Kresta, die Dunkelziffer zu beachten gilt.
Die Feuerwehr hat keine Zahlen parat. „Eine flächendeckende Auswertung ist sehr aufwändig“, sagt Sprecher Roland Volke, der betont – wie auch die Kollegen der Polizei –, dass die Mitarbeiter immer noch gut beschäftigt seien. „Uns wird nicht langweilig.“ Die Leitstelle habe aber schon den Eindruck, dass es in der Corona-Zeit etwas ruhiger sei, egal ob es jetzt Rettungsdienst- oder andere Einsätze betreffe. „Es sind einfach weniger Leute auf der Straße.“
Auch, wenn viele es wahrscheinlich vermuten: Die Pandemie habe keine großen Auswirkungen auf die Infektions-Transporte, sagt Volke. „Die gab es vorher auch schon.“ Vielleicht seien es jetzt ein paar mehr. An den Standards hätte sich nichts geändert. Einzige Ausnahme: Der Rettungsdienst ist mit einem OP-Mundschutz gewappnet. Es gehe um einen gegenseitigen Schutz. Spezielle Brillen, um eine Tröpfcheninfektion zu verhindern, seien zum Beispiel schon vor Corona üblich gewesen. Und wenn jetzt jemand Rettungsdienstmitarbeiter in Schutzanzügen sehe, weise das nicht zwangsläufig auf Corona hin. „Es ist von außen nicht unterscheidbar, ob es zum Beispiel um einen Tuberkulose-Verdacht geht“, erklärt Volke.