Gesellschaft Wuppertal: Wenn ein Lächeln dazu führt, dass du Teil der Gemeinschaft wirst

Wuppertal · Nour Shekh Al Saroja flüchtete 2015 mit ihren beiden Kindern vor dem Krieg aus Syrien – in Ronsdorf hat sie eine neue Heimat gefunden.

 Nour Shekh Al Saroja aus Syrien engagiert sich im Verein „Miteinander in Ronsdorf“.

Nour Shekh Al Saroja aus Syrien engagiert sich im Verein „Miteinander in Ronsdorf“.

Foto: Beatrix Burghoff

Das Thema Integration ist oft politisch, vielmehr jedoch ist es menschlich. Und gerade dann liefert es positive Beispiele, wie Integration gelingen kann. Wie bei Nour Shekh Al Saroja aus Syrien. Die 38-Jährige flüchtete 2015 vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland und lebt seit 2017 mit ihren beiden Kindern in Ronsdorf. Im Verein „Miteinander in Ronsdorf“ (MiR) fand sie nicht nur eine Anlaufstelle, sondern auch einen Weg, Wuppertal für sich als Zuhause zu gewinnen.

Wie Beatrix Burghoff vom Verein erzählt, kam Nour Shekh Al Saroja zunächst nach Bayern. „Über einen Bekannten aus Syrien, der in Wuppertal lebte, erhielt sie in Ronsdorf einen Mietvertrag.“ Eine Wohnung könne für Flüchtlinge allerdings nur die Grundlage bilden, sagt Burghoff. Eine Aufgabe zu haben, gebraucht zu werden, sei für die Integration ebenso wichtig. „Es hängt immer von denen ab, die die Hand reichen und denen, die die Hand ergreifen.“

So sei eines der wichtigsten Erlebnisse für Nour Shekh Al Saroja gewesen, dass Menschen in Ronsdorf sie anlächelten, wenn sie im Ort unterwegs war. „Das hatte sie zuvor in Deutschland noch nicht erlebt.“ Aber dieses Lächeln, das ihr selbst galt, hat sie motiviert, neue Kontakte zu knüpfen. Sie lernte die Syrerin Abeer Alhayek kennen, die sich für die Inititative engagierte und sie zu den Treffen mitnahm.

Dies wurde zur Basis für ihr erstes ehrenamtliches Engagement: Mit ihren Deutschkenntnissen unterstützte sie Lehrer, die im Quartier Rehsiepen Deutschunterricht für arabisch sprechende Menschen anbot. Zudem begleitete sie unter anderem das Projekt der Ronsdorfer Glaskünstlerin Ute Scholl-Halbach. Auch beruflich schien ein erfolgreicher Weg nur durch Unterstützung möglich: Nachdem sie ein Jahr lang keine Arbeit vom Jobcenter bekam, obwohl sie in Syrien ein Studium in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen hatte, konnte sie schließlich eine Ausbildung als Kauffrau im Bürowesen absolvieren.

Durch ein Mitglied des Internationalen Chors der Bergischen Musikschule, in dem sie mitsingt, fand Nour Shekh Al Saroja ihre jetzige Stelle als Finanzbuchhalterin in Remscheid. Kein Wunder, dass sie als Kassiererin zum Vorstand des Vereins „Miteinander in Ronsdorf“ gehört. Eines ist der 38-Jährigen daher völlig unverständlich: das vom Redaktionsnetzwerk Correctiv aufgedeckte Vorhaben der politisch rechten Parteien, Migranten großflächig aus Deutschland auszuweisen.

„Ich verdiene meinen Lebensunterhalt selbst und engagiere mich ehrenamtlich.“ Ihre Tochter wird im kommenden Jahr das Abitur an einer Gesamtschule absolvieren, ihr Sohn besucht derzeit eine Realschule. Trotzdem werde sie als „schlechte Ausländerin“ angesehen. Das sei ein schlimmes Gefühl.

Ein Gefühl, das ihr der Verein „Miteinander in Ronsdorf“ nehmen kann. „Wir wollen den Menschen Mut machen, aufeinander zuzugehen“, nennt Beatrix Burghoff einen Baustein der Vereinsarbeit. „Flüchtlinge und Migranten müssen in Frieden ankommen können.“ Und es gebe viele Migranten, die sich engagieren. „Das sind tolle Menschen“, sagt Burghoff. „Und sie sind für unsere Gesellschaft wichtig.“

Mittlerweile hat Nour Shekh Al Saroja die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt.