Autonomes Fahren Wuppertal will die fahrerlose Schwebebahn

Die Stadtwerke wollen Möglichkeiten für autonom fahrende Schwebebahnen erforschen lassen. Schon heute fahren Bahnen in anderen Städten teilweise oder ganz fahrerlos.

Die jüngste Generation der Schwebebahnwagen ist für autonomes Fahren nicht ausgerüstet, sagen die Stadtwerke. 

Die jüngste Generation der Schwebebahnwagen ist für autonomes Fahren nicht ausgerüstet, sagen die Stadtwerke. 

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Die Stadtwerke wollen die autonom fahrende Schwebebahn erforschen lassen. Dazu gibt es aktuell eine Ausschreibung auf der Seite der WSW. Dort wird ein Student des Verkehrswirtschafts- oder Wirtschaftsingenieurwesens gesucht, der eine Masterarbeit über „Schwebebahn - Autonomes Fahren“ schreiben soll.

„Ziel der Thesis“, so steht es auf der Internetseite, „ist es, aktuelle, technisch erforderliche und notwendige wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu erarbeiten und die Machbarkeit umfassend zu prüfen.“

Dass diese Arbeit direkt zu autonom fahrenden Bahnen führen könnte, verneint WSW-Sprecher Rainer Friedrich aber: „Wir planen nicht die Einführung fahrerloser Schwebebahnen.“ Allein schon, weil dies technisch nicht möglich sei, „da wir schon in der Ausschreibung auf alle Merkmale, die einen automatischen Betrieb erlauben würden, verzichtet haben. Die Ergebnisse der ausgeschriebenen Masterarbeit sind also zunächst nur von akademischem Interesse für uns.“ Ebenso spielt aber die Personalakquise eine Rolle: „Wir möchten durch solche Ausschreibungen akademische Nachwuchskräfte für unser Unternehmen interessieren. Dafür brauchen wir interessante Themen.“

Andere Bahnen fahren schon ohne Fahrer

Dass die Arbeit aber deswegen für den hohlen Zahn geschrieben wird, ist unwahrscheinlich. Zumindest, wenn man bedenkt, dass WSW-Vorstand Andreas Feicht an anderer Stelle in der WZ davon sprach, dass autonomes Fahren bei Bussen der künftige Standard sein wird: „Wir glauben, dass man zwischen 2025 und 2030 eine zuverlässige Technologie dafür hat. Dann wollen wir die auch nutzen. Autonomes Fahren wird der neue Standard, daran können wir nicht vorbeisehen.“

Schon heute fahren Bahnen in anderen Städten teilweise oder ganz fahrerlos. Etwa der Skytrain in Düsseldorf. Das wird auch auf kurz oder lang für die Schwebebahn neu diskutiert werden müssen. Dietmar Bell (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender, sagt, die Stadtwerke befassten sich sehr intensiv mit dem Thema autonomes Fahren. Schon 2019/2020 wolle man einen Bus als On-Demand-Angebot, also per Anruf und noch mit Fahrer ausprobieren – „wir testen, ob der Algorithmus funktioniert und ob das angenommen wird“.

Das Thema autonomes Fahren für die Schwebebahn war schon vor 16 Jahren Thema. 2002 beschloss der Aufsichtsrat der Stadtwerke, dass die nächste Wagen-Generation ohne Fahrer fahren soll. Gegen Widerstand aus der Bevölkerung konnte das aber nicht gehalten werden. Friedrich: „Hauptbedenken war das Sicherheitsgefühl. Die Vorstellung, möglicherweise bei einem Defekt ohne Fahrer auf freier Strecke in der Luft zu hängen, behagte vielen nicht. Vielleicht spielte auch die Vorstellung, dass das Wuppertaler Wahrzeichen ohne Fahrer nur noch eine seelenlose Maschine ist, eine Rolle.“ Bell, damals Gewerkschaft-Geschäftsführer, fügt an, dass ebenso die wirtschaftliche Darstellbarkeit und die Personalsituation Gründe gegen das autonome Modell gewesen seien.

Bell sagt aber, heute sei die Diskussion um autonomes Fahren eine völlig andere, in einer völlig anderen Dimension. Und die Entwicklung sei rasant. Die Masterarbeit soll auch als Vorbereitung darauf entstehen, nochmal über die Automatisierung der Schwebebahn zu reden. „Wir sind weit weg von einer tatsächlichen Diskussion“, betont er, „weit weg von politischen Prozessen dazu.“ Aber wenn in absehbarer Zeit über autonomes Fahren aller anderen Verkehrsmittel geredet werde, dann könne man nicht völlig unvorbereitet in Sachen Schwebebahn sein, sagt Bell.

Dazu müsse man sich eben auch - wie bei der Masterarbeit ausgeschrieben – mit den technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen befassen. Er sieht die Arbeit als eine erste notwendige Annäherung an das Thema.

Für Jörg Heynkes, Unternehmer mit Digitalisierungsfokus, geht das nicht schnell genug. Eigentlich hingen die WSW bereits weit hinterher. Es sei „nichts anderes als selbstverständlich“ die Schwebebahn autonom fahren zu lassen, sagt er. Und es sei „angezeigt, die aktuelle Situation so schnell wie möglich zu ändern“. Kein anderes Fahrsystem sei besser geeignet für den autonomen Betrieb. Immerhin gebe es auf der Schwebebahnstrecke keine Hindernisse. Dass die Schwebebahn nicht längst autonom fahre, sei ein „Anachronismus hoch zehn“ und die damalige Entscheidung, die Schwebebahn weiter mit Fahrern fahren zu lassen, sei ein Beispiel für den fehlenden Weitblick der Entscheider.