„Wuppertal wird touristischer“

Das Ibis-Hotel in Elberfeld ist saniert. Die junge Leitung hat keine Angst vor der Konkurrenz.

Elberfeld. Moderne Stühle in roter und weißer Optik, eine breite Couch, Café-Tische und große Farbdrucke mit optischen Spielereien lassen bei den ersten Schritten in das frisch sanierte Hotel an der Hofaue im ersten Moment eher an ein Hostel denken, als an ein Drei-Sterne-Haus der Ibis-Hotelkette. Das Innere des Gebäudes aus dem Jahr 2001 hat sich komplett verändert. Die Fassade soll im nächsten Jahr einen frischen Anstrich bekommen.

Foto: Andreas Fischer

Der frische Ersteindruck wird noch verstärkt, wenn einen die beiden neuen Betreiber des Hauses begrüßen. Natja Mehlmann, 32 Jahre und Florian Conrad, 37 Jahre können auch nach den arbeitsreichen Wochen der Sanierungsphase immer noch lächeln. Klar, das ist ein Teil des Jobs, wirkt aber nicht gekünstelt. „Wir wohnen beide in Wuppertal, haben kurze Wege und arbeiten in unserer Stadt“, sagt Mehlmann dazu, die mit 16 Jahren ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau begann. Conrad hat ebenfalls schon viel Erfahrung im Hotelbereich gesammelt — als Student in Bonn habe er im Nachtdienst am Empfang angefangen.

Was sagen die jungen Hoteliers zur stark anwachsenden Konkurrenz im Stadtgebiet? Wieder Lockerheit — „wir sehen es so, dass es unsere Kollegen sind. Alle bieten unterschiedliche Produkte an.“ Beim Hotel an der Hofaue heißt das unter anderem 24-Stunden-Service, freies W-Lan, Flachbildfernseher, große Boxspringbetten und ein zusätzlich buchbares Frühstücksbuffet. „Gut und günstig übernachten kann man bei uns am besten“, sagt Florian Conrad selbstbewusst. Ein Zimmer mit Doppelbett gibt es ab 54 Euro. Das gleiche Zimmer könne je nach Nachfrage — insbesondere bei Messen in Düsseldorf oder Köln — aber auch bis zu 169 Euro kosten. „Das ist dann immer noch mehr als die Hälfte weniger als in Düsseldorf“, sagt Mehlmann.

Je weniger Zimmer verfügbar sind, desto höher steigt der Preis — das sei die Regel in einer Branche, in der über Online-Portale abertausende Hotelzimmer verglichen werden können. 50 bis 60 Prozent ihrer Buchungen werden online getätigt, schätzen Mehlmann und Conrad. Entweder über Portale oder die hauseigene Ibis-Seite.

Wobei letzteres den Hoteliers deutlich lieber ist: Zehn Prozent Kommission pro Buchung seien normal, einige Portale würden sogar bis zu 25 Prozent verlangen, erklären Mehlmann und Conrad. Das Ziel ist daher klar: Der persönliche Kontakt zu den Gästen, zu Unternehmen, anliegenden Institutionen (wie dem Tanztheater Pina Bausch) oder etwa den örtlichen Taxifahrern, die potenzielle Gästen Empfehlungen geben, seien wichtig. „Ganz ohne die Portale geht es aber nicht mehr“, sagt Mehlmann. Zur rechtlichen Debatte um sogenannte Bestpreis-Klauseln, mit denen Online-Anbieter Hotels dazu verpflichten möchten, dass sie auf ihren eigenen Internetpräsenzen keinen günstigeren Preis anbieten dürfen, hat sie eine klare Meinung: Den Hotels würde bei solchen Praktiken die Handhabe genommen.

Die Sichtbarkeit bei den Internet-Anbietern werde von unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst. Ein wichtiges Kriterium seien die Bewertungen der Gäste. Die bestünden zu einem großen Teil aus Geschäftsreisenden, aber es sei auch spürbar, dass „Wuppertal touristischer wird“. Besonders beliebt bei Gästen aus den Niederlanden und Belgien sei beispielsweise die Zeit der Weihnachtsmärkte.

Dann überrascht Florian Conrad mit seinen niederländischen Sprachkentnissen. Der Service-Gedanke stehe bei dem zwölfköpfigen Team mit drei Auszubildenden im Vordergrund. „Wir mögen vor allem den Kontakt zu den Gästen. Jeder Tag ist anders und bietet neue Überraschungen“, sagen Natja Mehlmann und Florian Conrad.