Warnstreiks Wuppertal wird zum Streik-Areal: ÖPNV und Müllabfuhr betroffen
Wuppertal · Doppelte Einschränkungen: Donnerstag und Freitag legen Gewerkschaften den öffentlichen Dienst lahm.
Wuppertal erlebt kurz vor dem Wochenende eine Welle der Unruhe: Ein doppelter Warnstreik sorgt für Stillstand an einigen Stellen der Stadt. Am Freitag, 21. Februar, legen die Beschäftigten der WSW mobil GmbH ihre Arbeit nieder – das sorgt dafür, dass der öffentliche Nahverkehr in der Stadt zum Erliegen kommt. Die Wuppertaler Pendler und Reisenden müssen sich auf einen Tag ohne ihre gewohnten Transportmittel einstellen.
Auch schon am Donnerstag, 20. Februar, stehen erste Herausforderungen vor der Tür:
Dann streiken die Beschäftigten der Wuppertaler Stadtwerke sowie die der Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal (AWG). Die WSW Kundencenter Versorgung blieben an diesem Tag geschlossen und der Kundenservice ist nicht erreichbar. Die Energieversorgung ist während des Streiks gesichert und die Notfallnummern sind erreichbar.
Auch bei der Mülltonnen Leerung am Donnerstag wird es deshalb zu Einschränkungen kommen. Die AWG bittet die Bürger, nicht geleerte Mülltonnen draußen stehen zu lassen. Die Leerung soll schnellstmöglich nachgeholt werden. Auch die AWG-Recyclinghöfe bleiben geschlossen. Der Streikaufruf gilt an diesem Tag nicht für die Beschäftigten der WSW mobil GmbH. Busse und Schwebebahn fahren am Donnerstag wie gewohnt. Die Belegschaft der WSW der anderen WSW-Gesellschaften wird dem Streikaufruf vermutlich in großen Teilen folgen. Wuppertaler sind dazu auffordert, sich frühzeitig auf die Einschränkungen vorzubereiten und sich nach Alternativen umzusehen – oder, wo möglich, Fahrgemeinschaften zu bilden.
Am Freitag, 21. Februar, wird der Streik fortgesetzt. In ganz NRW, sowie in fünf weiteren Bundesländern, legen Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr die Arbeit nieder – und Wuppertal ist mittendrin. Die WSW mobil GmbH, die für Busse und Schwebebahn verantwortlich ist, wird die Arbeit niederlegen. Damit fallen nicht nur alle regulären Fahrten aus, auch die Hol-mich!-App, das AnrufSammelTaxi sowie der TaxiBus sind betroffen. Das bedeutet für viele, dass der Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen ohne die gewohnte Mobilität beschwerlicher wird. Die WSW Mobicenter bleiben geschlossen. Die Kundencenter für Energiekunden sind am Freitag wieder geöffnet.
Streik wegen Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst
Ein doppeltes Warnzeichen, das die Gewerkschaft ver.di in Wuppertal setzt. Doch warum diese Streiks? Sie sind die Folge einer langwierigen Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Da es auch am 17./18. Februar in der zweiten Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen kein Angebot gab, hat ver.di zu Streiks aufgerufen. Während die Wuppertaler mit leeren Bussen und einer verzögerten Müllabholung konfrontiert sind, setzen sich die Beschäftigten der WSW und der Abfallwirtschaft für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechte Entlohnung ein.
„Die Beschäftigten in den Stadtwerken, den Wasser- und Abwasserentsorgungsbetrieben sowie in der Müllverbrennung arbeiten seit Jahren am Limit“, erklärt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen. „Sie sollen Energiewende, Klimafolgenanpassung und Digitalisierung schaffen – und dabei 24/7 sicher versorgen. Gleichzeitig leiden sie unter dem Druck durch Arbeitsverdichtung und unbesetzte Stellen.“
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Energiebranche unter massivem Fachkräftemangel leidet: Fast 92 % der Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. In der Müllabfuhr und der Wasserwirtschaft ist die Situation ebenso angespannt. Auch hier sind es nicht nur die hohen Anforderungen, sondern auch die niedrige Entlohnung, die dafür sorgen, dass immer weniger Menschen in diesen Bereichen bleiben oder neu dazukommen. Ver.di fordert eine deutliche Lohnerhöhung und bessere Arbeitsbedingungen, um die Zukunft des Nahverkehrs und die Qualität der Daseinsvorsorge zu sichern. Ein wichtiger Bestandteil dieser Forderungen ist auch die Entlastung der Mitarbeiter, die angesichts der immer intensiveren Arbeitsbelastung dringend nötig sei.
Wuppertaler zwischen Verständnis und Frustration
Die kommenden Tage in Wuppertal stehen also im Zeichen von Einschränkungen und einem klaren Appell nach Veränderungen an die Politik. Für die Wuppertaler wird der Streik jedoch eine erneute Bewährungsprobe – wie kommt man ohne den gewohnten Nahverkehr durch den Tag? Michael Gisbert zeigt sich schon jetzt besorgt: „Ich fahre normalerweise mit dem Bus zum Hauptbahnhof, um dann von dort aus weiter zu fahren. Durch die Streiks ist es schwierig, die Anschlüsse rechtzeitig zu bekommen und pünktlich zur Arbeit zu kommen. Darum frustrieren mich die vielen Streiks.“
Auch Schüler Sven weiß nicht, wie er rechtzeitig zum Unterricht kommen soll: „Ich fahre sonst immer mit dem Bus. Ich weiß noch nicht, ob meine Eltern mich fahren können, weil sie zur Arbeit müssen.“ Dorothee Schöller erzählt: „Ich habe eben mit einem älteren Ehepaar gesprochen, das nicht mehr so mobil war. Sie meinten, dass sie wahrscheinlich ein Taxi nehmen müssen. Das ist aber teurer.“ Trotz der Umstände, die sich durch die Streiks ergeben, zeigen auch manche Wuppertaler Verständnis für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes: „Ich kann verstehen, dass viele von den Streiks genervt sind. Aber das Recht zu streiken ist wichtig für bessere Löhne“, ist sich Timo Baumann sicher.