Bingo Wuppertal zieht Zahlen zum Glück

Elberfeld. · Robert Roschwig organisert Bingo-Partys. Er trifft damit einen Nerv bei Gästen von 18 bis 89.

 Robert Roschwig bringt Bingo-Partys ins Tal. Manchmal muss er noch Überzeugungsarbeit leisten.

Robert Roschwig bringt Bingo-Partys ins Tal. Manchmal muss er noch Überzeugungsarbeit leisten.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Wenn Robert Roschwig in einen Laden geht und die Inhaber anspricht, gibt es zwei Möglichkeiten, sagt er. Entweder sie rollen mit den Augen. Oder sie fangen an zu lachen. „Dann hab ich sie“, sagt der Veranstalter mit Bart und Zopf. Denn was er macht, ist Bingo-Partys veranstalten. „Beats, Bier und Bingo“ heißen die. Und Bingo löst in den Leuten anscheinend etwas aus.

Roschwig und sein Team haben einen Nerv getroffen. Seit fünf Jahren spielen sie in Düsseldorf regelmäßig, seit vergangenem Jahr auch in Wuppertal, Roschwigs Wahlheimat seit zwei Jahren. Und er ist Fan der Stadt. Auch Fan der Läden hier. „Es gibt viele Macher hier. Und hinter jedem Laden steckt eine Geschichte“, schwärmt er. Vor allem seien die Besitzer gut vernetzt, jeder mache etwas mit jedem.

Werbung für den lokalen Einzelhandel

Warum das wichtig ist? Weil Roschwigs Veranstaltung ohne den lokalen Einzelhandel, ohne die hiesige Gastronomie und die Kneipen gar nicht funktioniert. Er wirbt bei den Läden hier die Preise ein, die an den Bingo-Abenden zu gewinnen sind. Und wirbt für die Läden, die allesamt auf den Flyern stehen. Er wirbt für das Besondere, was es eben nur in der entsprechenden Stadt gibt.

Drei Runden wird dann an den Abenden Bingo gespielt. Dazwischen gibt es Musik, Bier-Wetttrinken, oder einen jonglierenden DJ - eben Party-Programm. Hauptsächlich können sich die Gäste aber auf Konsumgüter und Gutscheine freuen. Dios Taverne habe für kommende Runde 50 Euro in 5 Euro-Gutscheinen gegeben, der Modeladen Square Eight stelle immer so etwas wie einen kleinen Mini-Laden zusammen – also eine große Auswahl – und Fischers Lagerhaus habe dieses Mal zwei Paletten voller Möbel gegeben. Das sind nur Beispiele. Tatsächlich gibt es viel mehr zu gewinnen – von Zahnreinigungen bis Ölwechsel hat es alles schon gegeben. Und dazwischen liegen auf der Preispyramide immer wieder scheinbar unnütze Dinge, die eine Art Tribut sind an die Entstehung der Reihe.

Denn eigentlich entstand die Show aus einem Schrottwichteln unter Freunden – mit rund 50 Freunden kein kleiner Freundeskreis. Weil das aber zu langweilig war, hat man sich für Bingo entschieden. Und relativ schnell viele Leute in Düsseldorf begeistert. Mittlerweile gab’s das Bingo-Event schon auf dem Ruhr-Reggae-Summer oder beim 100. Geburtstag der Werbeagentur Grey. In Wuppertal gastierten die Bingo-Verrückten im Swane Design Café, im Klub, der mittlerweile geschlossen ist, und jetzt zum dritten Mal in der Boulder-Halle Bahnhof Blo an der Nordbahntrasse.

Den „Krams“ bekommt Roschwig von einem Bekannten seines Vaters, der Entrümpler ist. Bei der kommenden Veranstaltung am 24. November im Bahnhof Blo darf dann mit viel Weihnachtskram gerechnet werden. Aber auch ein „Onion-Cutter“ steht auf der Liste, gibt Roschwig ein Beispiel. Eine Art Kamm, den man in die Zwiebel stecken kann, um dann präzise zu schneiden.

Dass der keinen Interessiert, ist nicht gesagt. „manchmal entstehen Energieflüsse, mit denen man nicht rechnet“, sagt Roschwig. Manchmal entstehe die größte Begeisterung um Dinge, bei denen keiner das vorhergesehen habe. Für die Veranstalter ein großer Spaß. Jana Samsonova, Bingo-Fee im Team, sagt deswegen auch, dass sie viel lieber auf der Bühne stehe und die Begeisterung der Leute sehe, als selbst zu spielen. Das kann aber auch ins Gegenteil umschlagen, sagt Roschwig. Wenn ein heiß begehrter Preis etwa weggehe, könne es schon zu Buh-Rufen kommen.

Wer denkt, dass Bingo vor allem etwas für Ältere sei, der täuscht sich. „Heute haben wir ein Publikum zwischen 18 und 40“, sagt Roschwig. Er holt sein Handy raus und zeigt trotzdem ein Foto von den ältesten Mitspielern: 85 und 89 – so etwas bleibt dann doch hängen. Aber das Groß der Teilnehmer sei 20 bis 30, sagt der 31-Jährige.Viele kämen immer wieder – auch die Ladenbesitzer, die selbst Dinge spenden übrigens. Teilweise mit den Gewinnen: Eine ältere Dame habe etwa Adiletten gewonnen – und komme seitdem immer wieder mit denen zum Bingo.