Denn der Ich-Erzähler in „Die Rückkehr der Bleicher“ erhält zusätzlich zu seiner Arbeit in der Presseagentur den Auftrag, Rätselfragen für ein Wuppertal-Spiel zu entwickeln. Diese Fragen zur Geschichte der Stadt streut Autor Michael Harscheidt ebenso in seine kurze Erzählung ein wie kuriose Nachrichten aus aller Welt, die Fabian Jaspers zu bearbeiten hat oder zur Unterhaltung liest.

Die Technik der Montage nutzt Harscheidt auch bei der Wiedergabe von Kommunikation: So liest der Leser immer wieder kurze Mails und Handy-Text-Nachrichten, auch mal ergänzt mit Smileys. Diese Stimmungs-Zeichen tauchen zudem im Erzähltext auf. Und auch Verweise auf Internetseiten gehören zum Buch. Michael Harscheidts Faszination durch die moderne Kommunikationstechnik ist erkennbar, auch wenn klar ist, dass der pensionierte Philologe kein „Digital Native“ ist.

Die einfache Handlung wird angetrieben von zwei Motiven: Fabian will Mode-Studentin Nelly Kuipers näher kennenlernen und herausfinden, was es mit der Bleicher-Gilde auf sich hat. Von der hört er beim Bleicherfest zum ersten Mal. Michael Harscheidt transportiert damit einerseits die reale Geschichte der Bleicher im Wuppertal, gibt andererseits den Menschen, die an die Handwerks-Tradition von damals erinnern, eine weitere Bedeutung. Seine Bleicher sind eine Geheimgesellschaft, die nicht jeden in ihren Kreis lässt und sich zu einem Ritus trifft. Die Ziele der Bleicher sind dann gar nicht so mystisch.

Nebenbei kommen aktuelle Entwicklungen in Wuppertal vor vom Umbau des Gaskessels über die Buga-Diskussion bis zu den Schwebebahn-Problemen. Am Schluss beginnt sogar die Corona-Pandemie. Wer Spaß an Wuppertal-Bezügen in leichtem Gewand hat, findet in Harscheidts neuem Werk kurzweilige Unterhaltung.

Michael Harscheidt: Die Rückkehr der Bleicher, Verlag Kern GmbH, ISBN 978-3-95716-324-0, 12,90 Euro