Leserstammtisch „Wir brauchen ein Ärztehaus für Cronenberg“

Wuppertal · Beim WZ-Stammtisch ging es um die Versorgung im Viertel, den Ortskern und den ÖPNV.

Wo drückt der Schuh im Stadtteil? Die WZ-Redakteure Daniel Neukirchen (3 v.l.) und Katharina Rüth (2.v.r.) fragten beim Leserstammtisch in Cronenberg nach.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mit Spannung blicken die Cronenberger auf die Ratssitzung im Dezember. Wahrscheinlich gibt es dann Gewissheit über zwei Fragen: Wird die ehemalige Hauptschule an der Berghauser Straße verkauft? Und: Gibt es Geld für die Ortskernplanung Cronenberg? Das waren zwei der Themen, die beim WZ-Leserstammtisch in der Cronenberger Bahnhofsgaststätte diskutiert wurden. Bürgervereins-Vorsitzender Vorsitzenden Rolf Tesche sagte: „Wenn Schule und Ortskernplanung durchfallen, das wäre für uns der Super-Gau. Dann hätten wir die vergangenen zwei Jahre umsonst gearbeitet.“ Henrik Dahlmann von den Freien Wählern kündigte allerdings an, dass seine Fraktion einen Antrag im Rat stellen wird, die 250 000 Euro für die Ortskernplanung nun endlich in den Haushalt einzustellen. Er vermutet allerdings: „Der Kämmerer wird sich hinstellen und sagen, dass er das Geld nicht hat.“ Deshalb würden die Freien Wähler allerdings derzeit den Haushalt durchforsten und nach entsprechenden Einsparmöglichkeiten suchen.

Wilfried Kauhaus, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld, erinnerte daran, dass der Stadtteil schon seit 1971 auf eine Ortskernplanung dränge. Dass die Stadt bislang lediglich einen Übergang über die Hauptstraße als Maßnahme zugesagt hat, nennt Kauhaus „gar nichts“. „Die Bürger erhoffen sich eine ganz andere Verkehrsregelung.“ Kauhaus habe manchmal das Gefühl, dass Andreas Mucke als Oberbürgermeister nicht der Boss im Rathaus sei, sondern Kämmerer Johannis Slawig stets bestimmt, wo es in Wuppertal langgeht.

Bürgerin Hanne vom Scheidt beklagte die Situation des Einzelhandels im Stadtteil. Es gebe zu viele teure Modegeschäfte: „Da bekommt man keine Hose für unter 100 Euro.“ Thomas Graap, der sich auch im Bürgerverein engagiert, würde sich eine hochwertige Lebensmittelkette wie „Edeka“ fürs Viertel wünschen.

Wilfried Kauhaus sieht die Not eher bei den Ärzten: „Wir haben hier keinen Augenarzt mehr. Das ist eine Katastrophe.“ Tesche berichtet, dass auch ein Urologe fehle und die Hausärzte so überlastet sind, dass man kaum noch einen Termin bekomme. Er findet: „Wir bräuchten ein Ärztehaus.“ Ralf Kniepe sieht den Zusammenhang zwischen der fehlenden Attraktivität des Stadtteils für Investoren und dem Fehlen eines vernünftigen Verkehrskonzepts.

Stadt soll Ampelschaltung an
Hahnerberger Straße überdenken

Die Baustellen auf dem Hahnerberg wurden auch zum Thema. Thomas Graap sagte: „Ich freue mich darauf, wenn die Maßnahmen abgeschlossen sind und die Hahnerberger Straße wieder durchgängig befahrbar ist.“ Allerdings müsse die Stadt dann noch einmal darüber nachdenken, die Ampelschaltung zu optimieren. Er stehe immer lange und oft am Jung-Stilling-Weg.

Apropos grüne Stadt: Wie realistisch ist es für die Cronenberger, in den nächsten Jahren die Verkehrswende zu leben und das Auto stehen zu lassen? Hanne vom Scheidt merkt an: „Wenn ich vom Mastweg aus mit dem Bus in die Stadt fahre, bin ich ewig unterwegs und zahle für die Fahrten hin und zurück sechs Euro.“ Im Gegensatz dazu sei das Auto noch deutlich günstiger und bequemer. Im Parkhaus komme sie mitunter mit 1,50 Euro weg. Auch die generelle Anbindung von Cronenberg mit dem ÖPNV war Thema - und wurde gerade für die Abendstunden kritisiert.

Kauhaus sprach noch das Thema Jugendliche und Lokalpolitik an. Er habe festgestellt, dass junge Leute durchaus willig sind, sich für ihren Stadtteil einzusetzen. Aber: „Die haben kaum Wissen darüber, was wir tun.“ Thomas Graap setzte Hoffnung in die Fridays for Future-Bewegung durch die immer mehr junge Leute politisches Interesse zeigen würden. Ralf Kniepe stellte fest: „Bei Social Media kranken wir. Mit unserer Internetseite können wir als Bürgerverein ja keinen jungen Menschen hinterm Ofen hervor locken.“

Bei aller Kritik schloss Kniepe noch mit ein paar lobenden Worten in Richtung Stadtverwaltung ab. Der Kontakt sei nämlich in den vergangenen Jahren besser geworden. Er sagt: „Cronenberg wird zumindest gehört. Die Mitrarbeiter der Verwaltung sind extrem bemüht.“ Kauhaus stellte allerdings fest: „Die können uns aber auch nicht helfen.“