Corona-Notlösung Wuppertaler Cafés wollen Parkplätze für mehr Außengastronomie nutzen

Wuppertal · Die Stadt will der Branche entgegenkommen und helfen. Eine Erweiterung der gastronomisch genutzten Flächen ist aber nicht in jedem Fall möglich.

 Viele Wuppertaler trinken ihren Kaffee derzeit bevorzugt unter freiem Himmel.

Viele Wuppertaler trinken ihren Kaffee derzeit bevorzugt unter freiem Himmel.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Auch wenn seit dieser Woche weitere Corona-Auflagen in NRW gelockert werden, gibt es immer noch viele Branchen, die wirtschaftliche Not leiden. Besonders Hotellerie und Gastronomie haben unter den Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen gelitten. Um in dieser Situation den heimischen Wirten zu helfen, erlässt die Stadt in diesem Jahr den Gastronomen die Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie und ermöglicht ihnen unter bestimmten Umständen, ihren Außenbereich vorübergehend zu erweitern.

Über die Erlaubnis zur Vergrößerung der Außengastronomie können die Bezirksvertretungen zügig entscheiden, schließlich hat die Sommersaison schon begonnen. In der Sitzung vom Dienstag vergangener Woche standen für die Mitglieder der BV Elberfeld die Anträge von zwei Betrieben auf der Tagesordnung. Der „Kitchen Club“ an der Aue wollte 34 Parkflächen gegenüber seinem Standort für Außengastronomie nutzen. Zudem lag ein Antrag des Deli Schimmerlos an der Friedrich-Ebert-Straße vor, der zwei Parkplätze zur Bewirtung nutzen möchte (die WZ berichtete).

So verständlich die Anliegen der Gastronomen auch sein mögen, die Wünsche stießen nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe bei den BV-Vertretern. So wurde der Antrag des „Kitchen Club“ kritisch gesehen und letztlich mit elf zu drei Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. „Die Pläne des Clubs waren nicht realisierbar“, erklärt Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius (SPD). Die als Außengastronomie vorgeschlagene Fläche liege an einer viel befahrenen Straße und sei von der Kasinostraße schwer einzusehen. In die Aue abbiegende Autofahrer würden die Straße querende Mitarbeiter des Clubs und Gäste möglicherweise erst spät sehen. Die Gefährdung für Personal und Gäste wäre folglich zu hoch, zudem würde durch den Wegfall der Parkflächen der Parkdruck weiter zunehmen.

Die Dehoga befürwortet
das Hilfsangebot der Stadt

Positiv bewertet und mit 16 Ja-Stimmen angenommen wurde dagegen der Antrag von Deli Schimmerlos. Die Nutzung erfolge während des Tages, es handle sich um eine sinnvolle Ergänzung des gastronomischen Angebots, erklärt Vitenius. Zugleich beschloss die BV, dass im Bereich des Luisenviertels bereits bestehende Flächen der Außengastronomie erweitert werden dürfen. Dass wegen der Folgen der Corona-Krise nun in großem Maßstab weitere Kneipen, Gaststätten und Clubs zusätzliche Flächen für Außengastronomie auswiesen, ist derzeit allerdings nicht abzusehen. Bislang verzeichne die Stadt keine große Nachfrage bei den Anträgen zur Erweiterung der Außengastronomie, sagt Sprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Allerdings hätten viele Gastronomen Anfragen wegen der Gestaltung des Außenbereiches und der Vorgaben der Infektionsschutzauflagen.

Eine Erweiterung der Außengastronomie hängt zudem von den Gegebenheiten vor Ort ab – und die erlauben mitunter das Aufstellen weiterer Tische und Stühle nicht. So geht es auch Lisa Hiller, Inhaberin des „Scoozi“ am Kasinokreisel. „Wir haben das in Erwägung gezogen“, erklärt sie auf WZ-Anfrage. Allerdings sei eine Erweiterung nicht möglich, weil die Zufahrt für die Feuerwehr in der Herzogstraße nicht verstellt werden dürfe.

Bedarf für eine Erweiterung seiner Außengastronomie hat das Brauhaus in Barmen derzeit nicht. Laut Geschäftsführer Richard Hubinger ist momentan nur ein Viertel des Biergartens bestuhlt. Angesichts der aktuellen Nachfrage durch die Gäste reichten die bestehenden Plätze im Außenbereich aus. Sollte der Bedarf steigen und die Abstandsregeln weiter eingehalten werden müssten, könnten gegebenenfalls Parkplätze auf dem Gelände des Brauhauses genutzt werden. Auch Hubinger schätzt, dass derzeit nur etwa die Hälfte des Umsatzes erzielt wird, der in der Zeit vor der Pandemie erwirtschaftet wurde.

Für die stellvertretende Geschäftsführerin des Dehoga Nordrhein, Isabel Hausmann, ist derzeit jeder zusätzliche Euro wichtig, den die Gaststätten einnehmen können. Insofern sei es zu befürworten, wenn Kommunen Gebühren erließen und den Betrieben „unbürokratisch helfen“, zusätzliche Tische und Stühle im Freien aufstellen zu können, sagt die Vertreterin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. »S. 15