Wuppertaler Stadtwerke Stadtwerke setzen weniger auf Großkunden

Wuppertal · Konzern legt Bilanz für 2019 vor. Im operativen Geschäft konnte trotz höherer Defizite der Verkehrssparte eine schwarze Zahl erwirtschaftet werden. Allerdings mussten 22,5 Millionen Euro zusätzlich an Rückstellungen für das Kraftwerk Wilhelmshaven abgezweigt werden.

Markus Hilkenbach ist zufrieden.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Auch wenn unter dem Strich ein Minus von 22,5 Millionen Euro steht, sind die Wuppertaler Stadtwerke mit der Gesamtbilanz für das Jahr 2019 zufrieden. Der Konzernumsatz lag bei 910 Millionen Euro, die Bilanzsumme bei 1,2 Milliarden Euro.

Operativ, so betonte Markus Hilkenbach, der seit Januar an der Spitze des WSW-Konzens steht, habe man trotz erheblicher Mehrkosten durch den Schwebebahnausfall und dem dadurch bis August erhöhten Aufwand für den Ersatzverkehr mit einer schwarzen Zahl abgeschnitten. Denn das Ergebnis im Bereich Energie- und Wasserversorgung habe deutlich über dem Plan gelegen. 

Die Strategie, damit den kaum kostendeckend zu betreibenden öffentlichen Personennahverkehr auszugleichen, ging nur deshalb nicht in vollem Umfang auf, weil präventiv die sogenannte Drohverlustrückstellung für das Kraftwerk Wilhelmshaven von 32 auf 55 Millionen Euro erhöht wurde.

Hintergrund: Die 15-prozentige Beteiligung der Stadtwerke an dem Kraftwerk beinhaltet, dass sie für den Strom, den sie dort abnehmen (300 Gigawattstunden pro Jahr), einen Garantiepreis bezahlen. Der liegt aktuell und nach Experteneinschätzung auch in naher Zukunft über dem Preis auf dem Strommarkt, an den die WSW ihren Strom aus Wilhelmshaven verkaufen. An der strategischen Entscheidung der Beteiligung an dem Kohlekraftwerk wolle man  vorerst nicht rütteln, so Markus Hilkenbach. „Wir beobachten die Entwickung langfristig und werden nicht gleich nervös.“

Deutlich umgestellt haben die Stadtwerke ihre Strategie in einem anderen Bereich der Energieversorgung. Hilkenbach: „Wir haben uns 2018 von einer Reihe von Verträgen mit niedrigen Margen getrennt, dort wo sie ausgelaufen sind.“ Das betreffe vor allem Großkunden, denen man künftig nicht mehr um jeden Preis hinterherlaufen will. Auch die Jahre lang gefahrene Strategie, „was wir in Wuppertal gut können, können wir auch woanders“, gelte so nicht mehr. Man wolle das Augenmerk lieber stärker auf den lokalen Markt richten, in dem die Stadtwerke in Wuppertal bei Privathaushalten trotz Fluktuation fast unverändert eine Abdeckung von rund 75 Prozent erreichen.

Wieder stärkere Konzentration
auf die regionalen Kunden

Der Strategiewechsel schlägt sich in der fast halbierten Menge des Stromabsatzes (von 2722 auf 1529 Gigawattstunden) nieder, während der Gasabsatz trotz des relativ milden Winters ebenso wie die Fernwärmemenge fast konstant blieb. Dass demgegenüber der Erlös aus der Sparte Energie und Wasser nur deshalb von 58,9 auf 41,8 Millionen Euro zurückging, weil man die 22,5 Millionen Euro Risikovorsorge getroffen habe, unterstreicht aus Sicht der WSW die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Der könnte sich auch 2020 auszahlen, denn drastische Rückgänge bei der Abnahme habe es in den vergangenen Corona-Monaten nur im Bereich der Industrie- und Gewerbekunden gegeben.

Fahrgastzahlen trotz Schwebebahnausfalls fast stabil

Während auch die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) mit 4,744 Millionen Euro (Vorjahr: 6,222) wieder ein Plus erwirtschaftete, fuhren die WSW mobil mit minus 60,5 Millionen Euro nach minus 53,5 Millionen noch tiefer in die roten Zahlen.

Erfreulich immerhin: Trotz der mehr als achtmonatigen Betriebspause der Schwebebahn nach dem Absturz einer Stromschiene, die erst im August 2019 endete, gingen die Fahrgastzahlen weniger als erwartet zurück. Nach 87,8 Millionen im Jahr 2018 fuhren 2019 noch 86,3 Millionen Menschen in Wuppertal mit Bus und Schwebebahn.

Corona lässt für 2020 einen weiteren Rückgang befürchten. Wie groß der sein werde, könne man aber noch nicht seriös einschätzen, so WSW mobil-Chef Ulrich Jaeger. Nachdem die Fahrgastzahlen im April auf ein Drittel eingebrochen waren, habe man aktuell mit der Rückkehr zum Normalfahrplan wieder eine Auslastung von 50 Prozent mit weiter leicht steigender Tendenz.