Hilfe Initiative hilft Kindern von süchtigen Eltern

Wuppertal · Einrichtungen des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe erhalten Siegel.

Ingolf Dauber, Sandra Groß, Nadine Wirtz und Gabi Krone freuen sich über die Zertifizierung.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Vor vier Jahren haben sich die vier Einrichtungen des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe dem Pilotprojekt „Fitkids - Netze knüpfen für Kinder süchtiger Eltern“ angeschlossen. Ziel war und ist es, die Betreuung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, die mit süchtigen Eltern oder Elternteilen zusammenleben, und im Falle einer Gefahr für die Minderjährigen gemeinsam mit dem Jugendamt schnell Hilfe zu organisieren. Am Mittwoch erhielten die Kontakt- und Beratungsstellen Café Okay in Barmen und Gleis 1 in Elberfeld das offizielle Siegel für das Projekt.

Damit haben drei von vier Kontakt- und Beratungsstellen des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe bereits das Siegel bekommen. Neben dem Café Okay und Gleis 1 ging das Zertifikat bereits im Juli an das Café Intakt in Velbert. Im kommenden Jahr wird das vierte Siegel an die Einrichtung „Integra - Ambulant betreutes Wohnen für Suchtkranke“ verliehen.

Hintergrund für die Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Teilnahme an dem Projekt sei die Tatsache, dass das Wohl der Kinder und Jugendlichen bei Familien mit Suchtproblemen „nur eingeschränkt im Fokus“ der Kontakt- und Beratungsstellen stünde, sagte der Vorstand des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe, Garry Kasper, bei der Übergabe der Siegel im Café Okay. Kasper verweist in diesem Zusammenhang auf den Fall „Kevin aus Bremen“ – ein zwei Jahre alter Junge, dessen Leiche im Oktober 2006 in einem Kühlschrank entdeckt worden war. Misshandelt und getötet wurde er von dem drogensüchtigen Ziehvater.  Bei den Ermittlungen zu dem Fall, der bundesweit Schlagzeilen machte, waren schwere Versäumnisse des Jugendamtes Bremen festgestellt worden.

Kinder und Jugendliche seien in Familien, in denen ein oder sogar beide Elternteile suchtkrank seien, das schwächste Glied, betonte Kasper. Deswegen sei es notwendig, im Fall der Kindeswohlgefährdung schnell zu handeln und ein Verfahren zur Hilfe in die Wege zu leiten. Kasper räumte ein, dass ein entsprechendes Vorgehen nicht unbedingt leicht sei, weil man sich damit ein Stück gegen die Eltern und Klienten positionieren müsse.

Etwa 60 Mitarbeiter
wurden geschult

Das „Fitkids“-Projekt versteht sich als Qualifizierungsprozess, der sich mit der Hilfe und der Vermittlung von Hilfsangeboten für Kinder und Jugendlichen von suchtkranken Eltern beschäftigt. Träger und Initiator des Programms ist die Drogenberatungsstelle Wesel. Das „Fitkids“-Team der Drogenberatungsstelle schult Mitarbeiter anderer Stellen darin, Kinder suchtbelasteter Mütter und Väter in den Blick zu nehmen und dafür zu sorgen, dass auch diese Kinder die Chance auf ein gesundes und ihrem Alter angemessenes Leben erhalten.

Etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kontakt- und Beratungsstellen des Wuppertaler Freundes- und Förderkreises wurden im Rahmen der Fortbildung geschult. Unterstützt wird die Fortbildung von der Auridis-Stiftung, die von der Unternehmensgruppe Aldi Süd finanziert wird. In diesem Jahr seien im Rahmen des Projektes 14 Teams von Kontakt- und Beratungsstellen mit dem Siegel ausgezeichnet worden, sagte die Projektkoordinatorin Sandra Groß. Schwerpunkt des Projekts sei zwar NRW, es gebe aber auch Teilnehmer aus anderen Bundesländern.

Im Café Okay an der Besenbruchstraße sind in diesem Jahr bislang 281 suchtkranke Menschen betreut worden - wobei es sich vor allem um Drogenabhängige handelt. Laut Ingolf Dauber, Mitarbeiter der Kontakt- und Beratungsstelle, wurden über die Betreuung von 41 erwachsenen Klienten 52 Kinder und Jugendliche in den Familien mit Angeboten erreicht. Dazu gehört in diesem Jahr auch wieder die Weihnachts-Wunschbaumaktion, bei der Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien in den Einrichtungen des Freundes- und Förderkreises beschenkt werden.