Kultur in Wuppertal Das Kindermuseum ist geschlossen
Ohne Spenden sieht Kunstpädagogin Annette Harms keine Chance mehr für die Einrichtung.
Das Kindermuseum in der Beyeröhde in Langerfeld hat seine Türen geschlossen – nicht nur wegen Corona. Ein wenig wehmütig sitzt Annette Harms inmitten der ungewöhnlichen Ausstellungsstücke. 13 Jahre lang hat sie hier für strahlende Kinderaugen gesorgt. Doch das gehört nun der Vergangenheit an und Wuppertal hat, wenn sich nicht noch kurzfristig eine Lösung anbahnt, ein kleines, aber erlesenes Kleinod verloren.
Es ist sicher nicht das größte Museum der Stadt, aber eines der ungewöhnlichsten. Seit 33 Jahren ist es in den Räumen der ehemaligen Villa von Margret Becksmannshagen beheimatet. Aus Eigeninitiative der Schüler einer damals gegenüberliegenden Förderschule entstand ein Projekt, aus Sperrmüllutensilien Musikinstrumente zu entwickeln.
Werkkunstlehrerin Becksmannshagen begleitete die Aktion, die im Laufe der Jahre immer größer wurde. Nach der Schließung der Schule stellte sie ab 1986 die Objekte in der Parterrewohnung ihres Hauses aus und legte so den Grundstein für das Kindermuseum. „Es war einer der ersten außerschulischen Lernorte und ist eigentlich heute noch eine Nische“, so Harms. Ihr folgte Grundschullehrer Klaus Alter, der dafür vom Land freigestellt wurde. „Nach seiner Pensionierung übernahm ich als geringfügig Beschäftigte. Anders hätte es sich nicht finanzieren lassen“ erinnert sie sich. Und das gilt bis heute. Die studierte Kunstpädagogin stürzte sich in das Unterfangen, ein „Non-Profit-Unternehmen“ zu leiten, akquirierte Spendengelder, knüpfte Kontakte und krempelte das Erscheinungsbild um.
Nicht nur Kinder waren
zu Gast, auch Politiker
„Elefantastisches“ erwartete die kleinen Besucher hier. Viele Jahre konnten Kinder sich daran versuchen, dem Elefantenrüssel, der vielleicht längsten Trompete der Welt, einen Ton zu entlocken oder der Giraffe auf den Bauch zu trommeln. Auch ohne Vorkenntnisse wurde hier gemeinsam Musik gemacht, Kinderkunst von Kindern für Kinder zum Ausprobieren. Es wurde gezupft, getrommelt, getrötet und auch gemalt. Die zahlreichen bunten Postkarten an den Wänden sind anschauliche Beispiele.
Führungen und Kindergeburtstage gab es, und nicht nur Kinder besuchten das Museum, auch Politiker wie Hans-Dietrich Genscher waren zu Gast. Zum 25-jährigen Bestehen gab es ein großes Fest, vor zwei Jahren wurde noch renoviert und gestrichen, hell und freundlich ist es hier. Ein weiterer Höhepunkt war ein gesponsertes Kunstprojekt mit der Wuppertaler Künstlerin Annette Marx. Im vergangenen Jahr besuchten rund 1200 Gäste das Museum, leider rund zehn Prozent weniger als in den vergangenen Jahren. „Ich habe zwischenzeitlich auch mal an eine Verlegung des Standortes gedacht, besser zu erreichen und barrierefrei.“
1500 Euro müssen monatlich zur Grundfinanzierung aufgebracht werden – vielleicht findet sich ja doch noch ein Mäzen oder eine Stiftung, die das zeitweilig übernimmt. Dann könnte der „Augenschmaus und Ohrenbraus“ wie es im Flyer heißt, vielleicht doch bestehen bleiben. Vielleicht sogar mit Annette Harms. Was ansonsten mit den vielen schönen Ausstellungsstücken geschehen soll, ist noch offen. Sie gehen zunächst an die Stadt Wuppertal.