Freies Netzwerk Kultur Wuppertaler Kulturkolumne: Kritische Fragen zur Vielfalt in der Gesellschaft

Wuppertal · Kunst und Protest: Einmal mehr ein Gewinn für die Demokratie

Phyllis Quartey ist Bildungsreferentin, Poetin, Aktivistin, Teil der Initiative N-Wort Stoppen und Decolonize Wuppertal.

Foto: Phyllis/Quartey-Fuseini

In der Stadt fielen mir in der Vergangenheit immer mal wieder unschöne Schmierereien mit dem beunruhigenden Schriftzug „White Power“ auf, die das Stadtbild prägten. Nun tauchen in unserer Stadt immer mehr bunte Wände auf, die von professionellen Graffitikünstlern transformiert werden. Viele Häuserfassaden werden in farbenfrohe Kunstwerke verwandelt, die ein diverses, positives und tolerantes Wuppertal darstellen. Vielen Dank an diese engagierten Künstlerinnen und Künstler!

In den letzten Wochen versammelten sich bundesweit Tausende wohlwollende Bürgerinnen und Bürger für Demokratie und gegen Faschismus. Unter Mottos wie „No AfD“ und „Wuppertal ist bunt statt braun“ setzten sie ein starkes Zeichen gegen Hass und Hetze. Über 10 000 Menschen, angeführt vom Bündnis „Wuppertal stellt sich quer“, protestierten in unserer Stadt mit hohem Migrationsanteil für Demokratie und Vielfalt.

Ich hielt eine mitreißende Rede, ein großer Teil des Publikums jubelte, aber manch eine Person war über meine Rede empört. Einige empfanden meine Worte als provokant, vielleicht sogar als Angriff.

„Hat dieses Land wirklich nicht mehr zu bieten als: – Schilder, die uns sagen, Betreten verboten! – Skinheads, die Türken und Afrikanern das Leben nehmen – Während Bullen danebenstehen, um Problemen aus dem Weg zu gehen – Umgeben von Ja-Sagern, die alles nur nachlabern – Denen kaltes, dunkles Blut pumpt durch die Schlagadern – Umgeben von Kinderschändern, die grad mal Bewährung kriegen – Genau wie die scheiß Nazis, deren Opfer unter der Erde liegen“ (Auszug aus dem Lied „Weck mich auf“ von Samy Deluxe).

Marginalisierte Stimmen bringen auf Demonstrationen Lebensrealitäten zum Ausdruck, die für Menschen mit mehr Privilegien erschreckend wirken können. Trotzdem ist es wichtig, diese Perspektiven zu akzeptieren und auszuhalten. Worte wie „Bulle/Polizei“ tragen für mich eine andere Bedeutung; sie repräsentieren nicht immer Freundschaft, sondern Herausforderung und Stigmatisierung.

Die Ereignisse in Wuppertal zeigen, dass Kunst und Demokratie Hand in Hand gehen können. Sie sind ein Beispiel dafür, wie die Verbindung von Kunst und Demokratie eine mächtige Kraft zur Schaffung einer offenen, vielfältigen und gerechten Gesellschaft ist.

Ich möchte Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, mit ein paar kritischen Fragen zum Nachdenken anregen: Wie gehen wir als demokratieschätzende Menschen mit der AfD und seinen Unterstützerinnen und Unterstützern in Zukunft um? Laden wir sie, wie bei der Berlinale geschehen, ein und hoffen, wie bei der unbeliebten Schwiegermutter, dass sie nicht kommt und wenn sie kommt, sich hoffentlich benimmt? Oder laden wir radikal aus und vertreten unsere Überzeugungen und Standpunkte?

Liebe Leserinnen und liebe Leser, ich möchte Ihnen ein paar Gedankenanstöße geben. Der Black History Month in Kooperation von Caritasverband Wuppertal/Solingen und Decolonize Wuppertal im KuKuNa Atelier bietet eine Plattform, um über Schwarze Geschichte, Empowerment und Vielfalt nachzudenken. Am Montag, 12. Februar, lade ich Sie herzlich zu meiner Lesung um 18 Uhr ein, um gemeinsam einen Raum für kritische Reflexion und Inspiration zu schaffen.

Hier ein Auszug aus meinem Werk „Eine Sonnenblume im Rapsfeld“: „Als ich das erste Buch von ihr öffnete, eröffnete sich vor meinen Augen ein mir bisher verborgener Schatz. In diesen Geschichten fand ich endlich die Verbindung, in der mein Geist, mein Mut, mein selbst gewähltes Ich gedeihen konnte: Schwarze Frauen, standhaft und selbstbestimmt, Überzeugungen geerdet und tief verwurzelt, deren Träume und Wünsche mutig gen Himmel geschrien und niedergeschrieben wurden.“