Prozess Wuppertaler Mordprozess: Angeklagter will Ermittler zur Leiche führen
Es könnte ein Durchbruch im Prozess um einen Mord an einer 35-Jährigen Familienmutter sein. Der angeklagte Schwager will die Ermittler nach 69 Verhandlungstagen zur Leiche der sechsfachen Mutter führen.
Wuppertal. Im Wuppertaler Mordprozess ohne Leiche hat einer der fünf Angeklagten nach einem Jahr überraschend ein Teilgeständnis abgelegt. Die Leiche seiner Schwägerin sei in einem Waldstück in der Nähe von Heilbronn abgelegt worden, ließ der Mann am Donnerstag über seinen Anwalt mitteilen.
„Ich bin bereit, diesen Ablageort zu zeigen“, sagte der 26 Jahre alte Mann nach Angaben eines Gerichtssprechers. Er sei sich seiner Verantwortung für die Tötung der Ehefrau seines Bruders bewusst. Damit hat in dem Prozess, der sich seit 69 Verhandlungstagen hinzieht und bislang von Indizien geprägt ist, erstmals einer der fünf Angeklagten eine Mitverantwortung übernommen. Das mutmaßliche Mordopfer, eine 35 Jahre alte, sechsfache Mutter, ist vor zwei Jahren verschwunden.
Die Irakerin hatte sich von ihrem Ehemann getrennt und war zuletzt an ihrer Wohnung in Solingen gesehen worden. Bei den Ermittlungen geriet schnell die Familie der Verschwundenen ins Visier. Die Leiche wurde nicht gefunden. Alle fünf Angeklagten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Iraker: der Ehemann und der Sohn der Verschwundenen sowie zwei Brüder und eine Schwester des Ehemanns. Sie sind zwischen 19 und 42 Jahre alt. Sie sollen Hanaa S. umgebracht haben, „um die Familienehre wieder herzustellen“, wie es in der Anklageschrift heißt.
Zwei von ihnen - darunter ihr Sohn - sollen Hanaa S. in deren Wohnung aufgelauert haben, laut Staatsanwaltschaft gab es einen Kampf. „Nachdem alle bisher geschwiegen haben, war das die erste Einlassung mit Bedeutung für das Verfahren“, sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt. Der 26-jährige Angeklagte soll demnächst die Ermittler zur Leiche der 35-Jährigen führen. Der nächste Verhandlungstermin in Wuppertal ist der kommende Montag.
Nach ihrem Verschwinden am 21. April 2015 hatte die Polizei mit einem Großaufgebot nach der sechsfachen Mutter gesucht. Mit Hilfe von Einsatzhundertschaften, Polizeitauchern und der Fliegerstaffel waren Gewässer und Waldstücke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abgesucht worden. Auf den Ort waren die Ermittler gekommen, weil die Beschuldigten sich dort aufgehalten haben sollen. dpa