Wuppertaler Kultur Wuppertaler Oper lädt in die Kinderstube ein

Mit einem Liederabend-Festival nimmt die Oper ihren Konzertbetrieb nun doch in dieser Spielzeit wieder auf.

Die Oper startet ihr Liederabend-Format. Am 14. Juni begleitet Michael Cook und die Koloratursopranistin Nina Koufochristou am Klavier. 

Foto: Fischer, Andreas H503840

Dass ihr Konzert völlig kaputtgehen würde, daran habe sie nie geglaubt. Verschoben werden – ja, aber gecancelt – nein. Mittlerweile haben Nina Koufochristou und Michael Cook Gewissheit. Sie werden am 14. Juni zu ihrer großen Freude im Kronleuchterfoyer auftreten. Ihr Liederabend „Die gute Kinderstube“ findet nur wenig später als vor der Coronakrise geplant statt. Sie sind die ersten, die seit dem Lockdown wieder eine öffentliche Veranstaltung ins Operngebäude bringen. Unter strengen Auflagen.

Sechs Meter Abstand muss zwischen Künstlern und Zuhörern sein, die wiederum, so sie nicht einer Hausgemeinschaft angehören, untereinander 1,50 Meter zu wahren haben. 24 Personen dürfen im Foyer Platz nehmen. Eingang wird nur mit Mund-Nasenschutz gewährt. Der Kartenverkauf erfolgt telefonisch oder online, die Kulturkarte am Kirchplatz ist für Kundenverkehr geschlossen. Analoge Ausnahme: „Restkarten, so vorhanden, können an der Abendkasse erworben werden“, sagt Sara Teckenberg, Marketingreferentin der Wuppertaler Bühnen. Das einstündige Programm hat keine Pause, das sonst übliche Verpflegungsangebot entfällt.

Ein enges Maßnahmen-Korsett, in das nicht jedes Kulturformat passt. Wohl aber die flexiblen Liederabende, die eh im kleineren Rahmen stattfinden. Die nun neu terminierten insgesamt drei Veranstaltungen seien geplant gewesen und ermöglichen als eine Art Liederabend-Festival der Oper, die seit Ende Mai eröffnete Gelegenheit zu ergreifen und „die Kunst zu teilen, die möglich ist“.

2009 kam die Griechin Nina Koufochristou nach Wuppertal, wo sie an der Musikhochschule zunächst ihr Master- und Konzertexamenstudium Oper absolvierte. Die Koloratursopranistin ist der Oper durch mehrere Auftritte verbunden, schätzt das Spazierengehen in der Stadt, das gerade in Coronazeiten gesund erhalte und manchmal auch zum Singen einlade. Auch der Engländer Michael Cook erforschte in den letzten Wochen vorzugsweise zu Fuß die Stadt mit ihrem vielen Grün. Der 64-jährige Musiker – er studierte unter anderem Klavier – ist seit 2016 als Studienleiter und Dirigent an der Oper Wuppertal tätig.

Zusammen gestalteten die Künstler gestalteten bereits in der letzten Spielzeit einen Liederabend, hatten das neue Programm gerade erarbeitet und auch geprobt, als Corona alles unterbrach. Das Internet lehnen beide als Ersatz ab. „Die Technik ist nicht soweit, alles kommt zeitversetzt“, erklärt Cook, der sich darauf beschränkte, zu Hause allein am Klavier zu üben. Das tat auch die Sängerin, die ein Baby hat und schon deswegen schlecht virtuell proben kann. Die Nachricht, dass sie ab Mai wieder analog zusammen arbeiten durften, brachte die (Er-)Lösung.

Im letzten Jahr war die Idee aufgekommen, Kinderlieder zu präsentieren. Nina Koufochristou hatte bereits Bernsteins „I hate music“ im Kopf, Cook wollte unbedingt Poulenc und und Mussorgski spielen. „Kinderlieder sind ja ein beliebtes Thema, aber die Recherche war gar nicht so einfach“, erinnert die Sängerin.

Eine Liebeserklärung
an die Kinderfrau

Nun haben sie Werke von fünf Komponisten zusammengetragen, die als Erwachsene die Welt aus Kindersicht zeigen. Zu jedem Werk kennen sie die Hintergründe.

Der älteste, Modest Mussorgski (1839 bis 1881), verfasste eine Liebeserklärung an seine Kinderfrau („Kinderstube“ mit eigenen Gedichten); die Schottin Thea Musgrave (1928) schuf einen wunderbaren, magischen Zyklus mit vielen aus Kindermärchen bekannten Figuren („A Suite O Bairnsangs“ mit Gedichten von Maurice Lindsay); Leonard Bernstein (1918 bis 1990) widmete sein Stück seiner Mitbewohnerin Barbara („I Hate Music!“ mit eigenen Gedichten); Aribert Reimann (1936) übertrug unklare, unheimliche Wahrnehmungen der Welt, wie Babys sie vielleicht kennen („Kinderlieder“ mit Gedichten von Werner Reinert); Francis Poulenc (1899 bis 1963) dagegen erzählte witzige, filigrane, französische Klaviergeschichten für Kinder, die seine Lieblingsinterpretin Denise vortragen sollte („La courte paille“ mit Gedichten von Maurice Carême).

Das dreiteilige Liederabend-Festival im Kronleuchterfoyer kann beginnen. Und mit ihm der Wiedereinstieg der Oper in den Spielbetrieb.