Wuppertal Die Kunst ist wieder da - Oper stellt Spielplan 20/21 vor

Die Oper in Wuppertal stellt ihren Spielplan 20/21 vor - alle Formate werden fortgesetzt.

Berthold Schneider mit dem Titelbild der neuen Spielzeit.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Endlich seien wieder Sänger im Haus, könne er über Kunst sprechen, freut sich Berthold Schneider. Vor kurzem sah die Welt des Opernintendanten noch anders aus, gab es keine Perspektive für ein Ende des Lockdowns. Nun aber wird der Spielplan für die nächste Saison veröffentlicht – als aufwendig gedrehtes Video und als Download im Netz am 4. Juni. Die Druckversion folgt später.

„In voller Fahrt“ wurden Schneider und sein Team im März durch die Coronakrise gestoppt, „Wir hatten eine Serie ausverkaufter Aufführungen, die nicht mehr stattfinden konnten, den schönsten Saisonstart meiner Karriere“, erinnert er. Am schlimmsten sei die Absage der Mitmachoper „Sommernachtstraum“ von Britten. Im April forderten Schneider und sechs andere Opern-Intendanten in NRW einen Zeitplan zur Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebs.

Das Land stellte Anfang Mai den 31. August als Termin in Aussicht, übermittelt seither fast täglich, gemäß neuer Erkenntnisse über das Virus, Updates zu den Öffnungsbedingungen. Entsprechend spielt der Intendant verschiedene Szenarien durch, die die Abstände in den Zuschauerrängen, auf der Bühne und im Orchestergraben betreffen, überlegt, welche Proben ins Freie verlegt werden können. Wirklich belastbare Konditionen wird es dennoch erst nach den Theaterferien Mitte August geben. Einen Monat vor Spielzeitbeginn.

Auch ein Beitrag zum
Engelsjahr ist vorgesehen

Die bietet acht Premieren: „Die Zauberflöte“ ist am 13. September die erste. Bernd Mottl gibt ihr eine Wuppertaler Form. Heißt: Er bindet die Kampagne der Oper, „Wir lieben WOpertal“, ein. Außerdem wird Mozarts Stück zwar professionell inszeniert, aber an einigen Stellen dem Mitmachgedanken geöffnet. Der bei der „Labyrinth“-Aufführung entstandene Projektchor Pow! wirkt mit und am Ende spielt der Instrumentalverein Wuppertal die Musik.

Am 31. Oktober folgt ein Doppelabend mit dem Vorspiel zu Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“, eine „witzig-böse Persiflage auf das Künstlerdasein“, und Béla Bartoks „Herzog Blaubarts Burg“, „eines der schönsten Werke des 20. Jahrhunderts“, so Schneider. Zwei Regisseure kümmern sich um die inhaltlich unverbundenen Werke: Musical-Experte Matthias Davids und Philipp Grigoryan, der Multigenre-Projekte inszenierte. Julia Jones dirigiert. Ein Wiedersehen gibt es mit Catriona Morison im ersten Teil.

Gilbert & Sullivans „Die Piraten“ von 1879 ist ein Musikstück über moralische Seeräuber, das den durch die Komikergruppe Monty Python weltweit bekannt gewordenen britischen Humor vorwegnimmt. Cusch Jung, der zuletzt „My Fair Lady“ in Wuppertal auf die Bühne brachte, inszeniert. Premierentermin ist der 20. Dezember.

Die Noperas!-Reihe wird am 9. Januar mit der Uraufführung von „Kitesh“ fortgesetzt, die den russischen Mythos über eine Stadt, die versinkt, um sich zu schützen, aufgreift. Das Musiktheater-Kollektiv „Hauen und Stechen“ erarbeitet das Stück, das von Halle auf die Bühnen in Wuppertal und Bremen wandert und jeweils vor Ort weiterentwickelt wird.

Den Abschluss des Engelsjahres begeht die Oper am 13. Februar mit Luigi Nonos „Intolleranza“. Das monumentale, hochpolitische Werk um einen Migranten, der in Konflikt mit den politischen Systemen gerät, wird von Altmeister Dietrich Hilsdorf ins Heute übersetzt. Die Aufführung werde „ein großer Aufschrei gegen bestehende Verhältnisse“, verspricht Schneider. Und passe haargenau zu Engels.

Eine weitere Uraufführung setzt am 24. Februar die Reihe „Oper von Anfang an“ für Menschen ab zwei Jahren fort. Elisabeth Naske verwandelt im Auftrag der Oper Wolf Erlbruchs „Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ in Musik. Die Produktion ist eine Kooperation mit dem Gelsenkirchener Musiktheater im Revier.

Eine „wunderbare Möglichkeit, die hauseigenen Talente und ihre Weiterentwicklung zu erleben“, bietet sich laut Schneider am 24. April. Die Hauptrollen in einer der erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte, Verdis „La Traviata“, werden von Ensemblekräften gesungen. Mit einem heutigen Publikumsrenner endet der Premierenreigen. Jan Pezold und Henning Kothe haben Cornelia Funkes Jugendroman „Drachenreiter“ für das Lübecker Theater in eine erfolgreiche Phantasieoper verwandelt. Am 2. Juni kommt sie nach Wuppertal. Den Schlusspunkt setzt im Juni das Festival „Sound of the City“, dessen viertes Programm „Arbeit?“ aus 19/20 nachgeholt werden soll. Das Programm steht, die Aufführungsbedingungen werden angepasst.