Theater Theater trotz Corona: Das wird im Juni gespielt
Krefeld · Das Mehrspartenhaus darf wieder mit besonderen Regeln für Publikum öffnen. Es gibt unter anderem kompaktes Schauspiel, Musik, Lesungen und auch Spartenübergreifendes.
Mit den Worten „Wir spielen wieder! Mit Abstand bestes Theater.“ meldet sich das Theater Krefeld und Mönchengladbach zurück. Nicht, dass es je weg gewesen wäre, denn das Theater hatte auch in Zeiten der strengsten Corona-Beschränkungen nicht aufgehört zu arbeiten. Lediglich für das Publikum mussten die Tore geschlossen bleiben. Und da die Theatermacher im Hintergrund die ganze Zeit fleißig blieben, ist es nun auch möglich, relativ flott mit einem Sonderspielplan für die verbleibende Spielzeit im Monat Juni zu starten. Denn unter Auflagen darf wieder Theater gespielt werden.
Man bietet Formate indes, die in ihrer Gestaltung an die immer noch gültigen besonderen Vorschriften angepasst sind. Und da war man sehr kreativ. So haben Generalintendant Michael Grosse und seine Mitstreiter für kunstvolles Theater jene Schätze aus dem Repertoire herausgesucht, die schon an sich gut in die aktuelle Zeit passen. Auch auf der Bühne herrschen Abstandsregeln. Aber es wurde auch Neues geprobt oder Bestehendes adaptiert. Los geht es im Theater Krefeld übrigens am 6. Juni mit dem Familienstück „Der kleine Prinz“ für Schauspieler und Puppen.
Theater gewährt ein Vorkaufsrecht für Abonnenten
Es gibt aktuell vieles zu beachten, sowohl für die Macher als auch für das Publikum. So haben die Programme keine Pausen, dauern maximal 70 Minuten. Maximal 70 Menschen können an den Veranstaltungen in den großen Sälen der beiden Theater teilnehmen. Lediglich das Parkett ist geöffnet. Abonnenten haben für die wenigen Karten übrigens Vorkaufsrecht. Es stehen, beispielsweise für Familien, auch Zweier-, Dreier- oder Viererplätze zur Verfügung, zwischen den Platzgruppen ist nötiger Abstand eingeplant. Es gibt für alle Veranstaltungen, mit Ausnahme von niedrigeren Preisen für Puppentheaterstücke, Einheitspreise.
Da der Schutz der Gesundheit auch für das Theater an erster Stelle steht, setzt man auf strenge mit den Behörden abgestimmte Schutz- und Hygienemaßnahmen. Es besteht Ausweispflicht, und persönliche Angaben werden für jeden Besucher erfasst. Folglich muss aus organisatorischen Gründen auf eine Abendkasse verzichtet werden. Im Gebäude muss eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden, die allerdings beim Sitzen abgenommen werden darf. Übliche Abstands- und allgemeine Hygieneregeln gelten während des gesamten Besuchs. Eine Garderobe kann nicht angeboten werden.
Es gibt ein ausgeklügeltes Einlass- und Auslass-System. In Krefeld ist der Durchgang vom Parkhaus zum Theater geschlossen. Die Gastronomie im Theater Krefeld muss leider auch geschlossen bleiben, das Café Paris anbei indes hat auf.
Wir haben einen Überblick über das Juni-Programm nach Sparten-Schwerpunkten zusammengestellt.
Musiktheater
Große Oper ist leider unter den aktuellen Bedingungen wohl kaum realisierbar. Doch Operndirektor Andreas Wendholz hat auch so für schöne – kleine, aber feine – Alternativen gesorgt. So ist am 14. Juni ab 18 Uhr (13. Juni in Mönchengladbach) das Ein-Frau-Musical von Georg Kreisler „Heute Abend: Lola Blau“ in einer halbszenischen Kurzfassung zu erleben. Gesungen und gespielt von Gabriela Kuhn, am Klavier begleitet von Karsten Seefing, entführt der Abend, szenisch eingerichtet von Helena Jackson, in die Welt der jüdischen Schauspielerin Lola Blau und hinter die Kulissen musikalischen Kabaretts. Am 20. Juni, 19.30 Uhr, wiederum gibt es eine „Kleine Operngala“ unter der musikalischen Leitung von Erik Garcia Alvarez mit Sängerinnen und Sängern des Ensembles. Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen Arrangements der Lieblingsarien der Sänger mit angepasst kleiner Besetzung.
Schauspiel
Schauspieldirektor Matthias Gehrt kann dem Krefelder Publikum eine ausgesprochen breite Palette bieten. Einerseits mit „Ol’ Blue Eyes“, an der Grenze zum Musiktheater, mit einer Hommage an Frank Sinatra von Jürgen Lorenzen und Michael Ophelders am 12. Juni ab 19.30 Uhr. Andererseits bietet man: Nick Hornbys Stück „NippleJesus“ in der Regie von Maja Delinić mit Paul Steinbach am 13. Juni am Theater Krefeld und zwei besondere Adaptionen in der Reihe „Kopfkino“.
Am 7. Juni ist die szenische Lesung des „Wilhelm Tell“, die zuvor per Video-Stream via Internet angesehen werden konnte, nun auch live zu erleben. Absolut empfehlenswert. Am 19. Juni (19.30 Uhr) gibt es „Szenen einer Ehe“ mit Esther Keil und Bruno Winzen als reines Kopftheater als szenische Lesung. Ein Spiel „über die Bande“, wie Gehrt es beschreibt. Für die, die örtlich flexibel sind, gibt es in Mönchengladbach zudem am 12. Juni eine spezielle musikalisch-literarische Mischversion von „Das Tagebuch der Anne Frank“, das auch ästhetische Vielschichtigkeit verspricht.
Konzert
Sinfoniekonzerte, wie wir sie von unseren Niederrheinischen Sinfonikern und dem Generalmusikdirektor Mihkel Kütson kennen, sind derzeit leider nicht ganz möglich. Doch die Musiker lassen sich nicht entmutigen und haben eine eigentlich sehr alte, aber charmante Idee Corona-tauglich wiederbelebt: „Promenadenkonzerte“.
Das heißt in Mönchengladbach ganz explizit auch im Freien promenierend im Theaterpark, in Krefeld dann angepasst entsprechend in den Räumen des Theaters (27. Juni, 19.30 Uhr). In kleiner Besetzung mit rund 20 Musikern spielen die Sinfoniker Musik, die perfekt zu kompakten Besetzungen passt; die aber auch so bunt und vielseitig ist, dass viele Lieblingsstückchen und Komponisten dabei sein dürften. Es finden sich auch Stücke in der Ankündigung wie etwa die „Pizzicato-Polka“ von Strauß. Mit Instrumentalsolisten, aber auch zwei Sängerinnen. Sophie Witte und Eva Maria Günschmann singen unter anderem je nach Konzert Werke von Händel oder Mozart.
Ballett und mehr
Ballett funktioniert nicht kontaktlos. Ein durchaus großes Problem, was Tanzkunst zu Corona-Zeiten betrifft, was noch zu diskutieren ist – vergleichbar mit Abstands-Fragen in Orchestern. Aber die Regeln sind nun mal zurzeit, wie sie sind; deshalb ist Ballett nur sehr eingeschränkt möglich. Michael Grosse hat aber einen spartenübergreifenden Beethoven-Abend konzipiert, der Ballett in einem bestimmten Rahmen dann doch erlebbar macht. Passend zum Beethovenjahr auch im Geiste des Beethoven-Balletts (Robert North), aber doch ganz anders. Übrigens der große Beethoven-Marathon im August der Sinfoniker wird aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Jahr nicht stattfinden können – alleine schon wegen der mangelnden Probenzeit.
Am 26. Juni, 19.30 Uhr, in Krefeld präsentiert das Theater den Abend „Opus 111/ Dr. Faustus / Pas de deux“. Neben einer Lesung mit nicht nur Beethovens Klaviermusik von André Parfenov, sondern auch ästhetisch ergänzt mit einem Ausschnitt aus dem Beethoven-Ballett mit dem Tänzer-Paar, das zusammen wohnt, Irene van Dijk und Alessandro Borghesani. Grosse selbst wird die berühmt gewordene Stelle aus Thomas Manns Roman „Dr. Faustus“ lesen, in der er Beethovens letzte Klaviersonate op. 111 durch eine Romanfigur analysieren lässt. Parfenov wird zudem als musikalische Begleitung zum Ballett-Duett die Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2, besser bekannt als „Mondscheinsonate“, interpretieren.
Jugend und Kinder
Jugendclub und Co. müssen derzeit noch ruhen, aber dennoch gibt es Angebote. In Mönchengladbach ein Familienkonzert im Autokino am 30. Mai, aber auch zwei Puppentheaterstücke ab 6 Jahren in Krefeld. „Der kleine Prinz“ am 6. Juni um 15 Uhr und „Zwerg Nase“ am 21. Juni um 16 Uhr. Auch im sonstigen Programm finden sich Schätze, die durchaus für die „ganze Familie“ geeignet sind – etwa die Promenadenkonzerte.