Kultur Postmoderne Podcasts über Jeanne d’Arc

Krefeld · Philipp Sommer vom Theater Krefeld und Mönchengladbach lässt gemeinsam mit Regisseurin Maja Delinić an seinen Recherchen zur französischen Nationalheldin teilhaben.

„Der Fall d’Arc“ – Philipp Sommer reist in einem neuen Podcast auf den Spuren der französischen Ikone Jeanne d’Arc. Dabei wird es akustisch auch mal kunterbunt.

Foto: Vera Maria Schmidt

Damit nicht nur „geschillert wird bis ihr brecht“, darf ein Fußballkommentar zur Geburt Jeanne d’Arcs, die Frage, ob eine Frau in Rüstung „ein bisschen was von Fetisch“ habe oder eine chauvinistische Liebeserklärung an ein Motorrad nicht fehlen. Und ja, so bunt dieses Sammelsurium wirken mag, kommt tatsächlich auch der von Schauspieler Philipp Sommer – er spricht ihn auch – und Regisseurin Maja Delinić konzipierte Podcast zum „Fall d’Arc“, woraus später ein Theaterstück am Theater Krefeld und Mönchengladbach erwachsen soll, daher.

Die jeweils zwanzigminütigen mit viel Liebe zum Detail produzierten Hörstücke sollen den Hörern in vier Teilen an den verschlungenen Wegen eines derartigen Projekts, wie Sommer es mit Jeanne d’Arc plant, teilhaben lassen. Ein Blick in die Theater-Küche.

Sommer reist 3500 Kilometer auf Jeanne d’Arcs Spuren

Doch Sommer beließ es nicht dabei, die Hände in den Schoß zu legen und sich schöne Gedanken um den Stoff zu machen – immerhin gibt es genügend Aspekte, über die man sich Gedanken machen könnte; beispielsweise, welche Adaption der Geschichte der französischen Ikone man wählt, ob und wie man einen eigenen Text verfasst, schließlich auch wie fiktional und wie sehr historisierend oder gar historisch der Zugang sein soll. Hundertjähriger Krieg, „die Jungfrau von Orléans“, Nationalheldin und schließlich auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Sommer begab sich ganz real auf Spurensuche und bereiste Frankreich auf seiner Triumph Bonneville, um seinen schon früh aus einer Faszination erwachsenen Wissenshunger nach Jeanne zu stillen. Eine Motorradreise im Sommer, die am 29. Juli 2019, wie er im ersten Podcast verrät, in Unterfranken seinen Anfang nahm und die ihn 3500 Kilometer und 17 Tage auf Tour halten würde.

Im ersten Teil des Podcasts, der ab Samstag abrufbar ist, trifft der Zuhörer zunächst auf lose Assoziationsketten, die gerne schmissig, gerne ironisch, spielerisch Aspekte, ja Themenfelder dieser Auseinandersetzung schlaglichtartig beleuchten. Da ist einerseits die Rede von geschichtlichen Daten, von einer Faszination, die von der fast mythischen Figur ausgeht, von Pathos wie bei Schiller. Aber es gibt auch sehr humorige Momente, in denen Sommer ganz neckisch in Szenen schlüpft oder die schwärmerische Komponente gegenüber der jungen starken Frau in der Rüstung herauskehrt; um dann im nächsten Moment den Hörer etwas an der Nase herumzuführen und in bestem Macho-Sprech von den Vorzügen seiner „Bonny“, das ist sein Motorrad, zu sprechen.

Die Macher des Podcasts verheißen eine Reise zu den wichtigsten Stationen von Jeannes Leben. „Frankreich, wir kommen...“ ist der Cliffhanger, der den Hörer auf den nächsten Teil hungrig machen soll. Die weiteren Folgen kommen jeweils samstags ab 19.30 Uhr bis einschließlich 13. Juni. In denen soll der Hörer Sommer zudem auch beim Sichten des dramatischen Materials, bei der Recherche und beim Textproben akustisch über die Schultern schauen dürfen. Und dies gelegt in eine sehr ansprechende moderne – vielleicht nur ein bisschen überdrehte – klangliche Verpackung, die irgendwo zwischen Hörspiel und Feature verortet ist.

Mit Musik von Welt-Ausstellung (Klang: Peter Issig) entsteht beim Hören eine fast etwas überzeichnete, „postmoderne“ Atmosphäre; dennoch kann man nach kurzem Einhören den Fäden der Dramaturgie (Martin Vöhringer) gut folgen, fühlt sich neben aller Kunst auch durchaus informiert.

Abrufbar über die Theater-Webseite, auf Spotify und Deezer.