Nachruf Eberhard Röhrig ist erfüllt vom Glauben gestorben
Der ehemalige Pfarrer war acht Jahre lang Superintendent des Kirchenkreises Elberfeld.
„Weißt Du, was das Schwierigste ist? Einem Atheisten zu erklären, dass er gar keiner ist.“ Noch auf seinem Krankenbett hat der passionierte Prediger, Ruhestandspfarrer, ehemalige Superintendent des Kirchenkreises Elberfeld und Doktor der Theologie Eberhard Röhrig sich Gedanken über die Verkündigung des Glaubens gemacht. Er war erfüllt vom Glauben und eine Welt ohne Gott konnte er sich nicht vorstellen, „weil Gott redet und handelt“. Jetzt ist er zu seinem und unserem Gott heimgegangen.
Eberhard Röhrig wurde 1931 in Barmen geboren. Die Kriegszeit führte die Familie nach Attendorn, wo er sein Abitur ablegte. Er studierte in Bethel, Heidelberg, Bonn und Wuppertal Theologie, wurde Vikar in der westfälischen Landeskirche und zeitweilig an der ökumenischen Hochschule in Bossey am Genfer See.
Auch nach Eintritt in den
Ruhestand in der Gemeinde aktiv
1969 wurde Röhrig von Superintendent Höhler in der Johanneskirche als Pfarrer in die durch Zusammenschluss der lutherischen und der reformierten Gemeinden entstehende Evangelische Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt eingeführt. Während seiner Amtszeit dort hat er acht Jahre lang das Amt des Assessors und weitere acht Jahre lang das des Superintendenten des Kirchenkreises Elberfeld ausgeübt. Auf eigenen Wunsch ging er 1993 in den Ruhestand, widmete sich aber weiterhin vielfältigen Aufgaben innerhalb und außerhalb der Gemeinde.
Eberhard Röhrig war, das kann man gewiss so sagen, einer der tatkräftigsten und unermüdlichsten Pfarrer überhaupt. Das gilt für die Gemeindearbeit und weit über sie hinaus. Er war ein außergewöhnlich begabter Redner und Prediger. Mit seinen „Bonmots“, seinem „Humor als weltlicher Bruder des Glaubens“ und mit seiner Sprachgewandtheit fesselte er die Zuhörer, die in gut gefüllter Kirche auch noch nach einer halben Stunde Predigt konzentriert seinen Gedanken folgten.
2005 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt
Als Seelsorger waren unzählige Besuche über die Kasualien hinaus und Krisenbewältigung bei den verschiedensten Problemen seiner Gemeindeglieder für ihn selbstverständlich. Er liebte die Musik. Schon in seiner Jugend in Attendorn erlernte er das Posaunenspiel und hatte seitdem, wie er es nannte, ein „Blasenleiden“. Er schwärmte von einer prägenden Posaunenchorfahrt nach Frankreich zur Zeit seines Vikariats und hat lange Jahre bis ins hohe Alter im Bläserkreis der Johanneskirche mitgespielt.
Eberhard Röhrig war ökumenisch orientiert. Bereits 1974 initiierte er mit der katholischen Gemeinde St. Hedwig einen ökumenischen Bezirksgemeindebrief, eine Tradition, die sich bis in die jüngere Zeit gehalten hat. Und er war ein Tierfreund. Zeitweilig besaß er erst einen, dann drei Esel, die er auch in die Gemeindearbeit einbrachte.
Über die Kirchengemeinde hinaus müssen verschiedene Initiativen Erwähnung finden: So war Röhrig Ideengeber und unermüdlicher Förderer des psychiatrischen Übergangheimes Helmut-Hesse-Haus am Katernberg, Mitinitiator der Begegnungsstätte Alte Synagoge, langjähriger Vorsitzender ihres Trägervereins und langjähriger Vorsitzender der Bergischen Gefängnisgemeinde. 2005 wurde Eberhard Röhrig mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.
Mehr als 60 Jahre lang verband ihn eine Freundschaft mit Johannes Rau. Zeitweilig drückten sie zusammen die Schulbank im Dörpfeld-Gymnasium. In der evangelischen Schülerarbeit während des Vikariats waren sie gemeinsam leitend tätig. Gemeinsam trugen sie Verantwortung in der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Einen Sohn Johannes Raus hat Eberhard Röhrig in der Johanneskirche getauft.
Seine Lebensleistung als „Diener Gottes“ ist die eines überzeugten Christen, der stets mit sich selbst in Übereinstimmung lebte. Wir haben allen Grund, uns vor ihm zu verneigen.