Familienberatung Friedliche und besinnliche Weihnachten ohne die Familie
Wuppertal · Dieses Jahr wollen Wuppertaler die Feiertage aufgrund der Pandemie anders gestalten - eine Chance, den Stresspegel runterzufahren, meinen die Familienberatungen.
Das Fest der Familie und der Nächstenliebe soll dieses Jahr möglichst mit Abstand gefeiert werden. Während der Corona-Pandemie verbringen viele Wuppertaler die Festtage alleine oder nur im eigenen Haushalt. Eine Chance, das Weihnachtsfest ausnahmsweise stressfrei zu gestalten und eine wirklich besinnliche und friedliche Zeit zu haben, meint die Familienberatung der Diakonie in Wuppertal.
„Ich mache es mir gemütlich an Weihnachten, mein Sohn arbeitet alle Tage bis abends und danach werden wir gemeinsam essen,“ schreibt Sylvia Brigitte Both zu einem Aufruf der WZ im Sozialen Netzwerk Facebook. Silke Els berichtet, sie werde Weihnachten alleine mit ihren Katzen zuhause verbringen. Weitere Wuppertaler schließen sich diesen Äußerungen an: dieses Jahr setzen viele auf ein ruhiges Fest im kleinsten Familienkreis und ohne Stress. „Das Miteinander kann auch über Telefonleitung gut funktionieren und vielleicht sogar zu intensiveren Gesprächen führen“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Sie wolle ihren Großvater an Heiligabend anrufen und am nächsten Tag wieder arbeiten gehen – ohne „Weihnachtsklimmbimm“.
Grundsätzlich sei es eine Zeit der Unsicherheit und Angst, erklärt Margret Stobbe, Leiterin der Erziehungs- und Familienberatung Diakonie Wuppertal. Das spüre man bei allen Menschen. „Viele Familien sagen, wenn Abstand halten das ist, womit wir uns und unsere Lieben schützen können, dann tun wir das“, so Stobbe. Das Fest alleine zu verbringen sei für manche Familien eine Handlung aus Liebe. Für andere ist es der Selbstschutz. „Ich feier‘ dieses Jahr nach einer Knie OP in der Reha“, schreibt Rolf Heydemann. Er habe sich die Zeit extra so gelegt, um allen Besuchen aus dem Weg zu gehen. „Hier ist absolutes Besuchsverbot. Der einzige, der sich vielleicht ärgert, ist mein Enkel (4), aber der hat sein Geschenk schon bekommen.“ Eine weitere Wuppertalerin erklärt, sie hätte sich entschieden Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder auszuladen, da sie krank sei. „Das ist uns nicht leichtgefallen, aber es ist halt zurzeit so und wir hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr wieder irgendwann sehen können“, schreibt sie.
Das Familienfest ist aber auch häufig mit Stress und anstrengenden Vorbereitungen verbunden, wenn die Verwandtschaft zum Essen zusammenkommt und Geschenke austauscht. Häufig gebe es hohe Erwartungen auf allen Seiten und auch emotionale Erwartungen. „Der Stresspegel zu Weihnachten ist eigentlich ganz hoch“, erklärt Margret Stobbe. „Häufig wird die Erwartung an ein fröhliches Fest gar nicht erfüllt und es gibt Streitigkeiten.“ In Corona-Zeiten könne man den Stress herunterfahren und wahrlich besinnlich feiern – wie es eigentlich für das Weihnachtsfest vorgesehen ist.
Weihnachten ist ein
emotional aufgeladenes Fest
Wie Familien dieses Jahr tatsächlich die Feiertage verbringen, könne man mit der Umstrukturierung des beruflichen Alltags vergleichen. „Auch Familien organisieren sich anders“, sagt Stobbe. Manche entscheiden sich noch, einen Schnelltest vor den Feiertagen zu machen, „um sicher zu gehen, dass ich meinen Eltern nichts mitbringe, das nicht geplant war“, wie ein Facebook-Nutzer berichtet. Andere wollen mit Maske feiern, vielleicht gibt es sogar die eine oder andere Feuerschale im Garten. Stobbe habe auch von einer Familie gehört, die eine Plexiglasscheibe anbrachte, um beim Weihnachtsessen den Abstand halten zu können. „Es gibt ganz viele kreative Ideen“, sagt Stobbe. Für viele seien Videokonferenzen inzwischen das Normale. Während der Pandemie habe sie sogar von Großeltern gehört, die ihren Enkelkindern auf Skype Geschichten vorlesen.
Ähnliches sagt Heike Neusser von der Familienberatung der Stadt Wuppertal. Weihnachten sei ein emotional aufgeladenes Fest. „Da muss man sich die Frage stellen, was genau ist mit Weihnachten verbunden?“, sagt Neusser, „Was wird mir fehlen? Was brauche ich?“ Die eigenen Bedürfnisse müssten definiert werden und man müsste schauen, wie man dieses Bedürfnis auf eine andere Art und Weise befriedigen könne. Fehle einem etwa der Kontakt und die Nähe zu Familie und Freunden, könnte man einen Video-Anruf verabreden. Um sich zu vergewissern, wie es den Verwandten geht.
Christine Günzig wird sich telefonisch bei ihrer Mutter erkundigen. Über das Soziale Netzwerk Facebook teilt sie der WZ mit: „Ich werde mit meiner Mutter telefonieren, die mit über 80 Jahren nun in der fünften Woche im Krankenhaus mit einer Covid-19 Infektion liegt.“ Dort sei sie immer allein. Und könne sich aufgrund einer Blindheit kaum ablenken. Zudem trage sie Tag und Nacht eine Sauerstoffmaske. „Und das ist nicht die Intensivstation, denn covidmäßig geht es ihr sogar eigentlich ganz gut. Aber so lange dauert eben die Infektion. Getestet wird alle sieben Tage. Wer dann positiv ist, muss wieder eine weitere Woche liegen“, schreibt Günzig.