Equal Pay Day Frauen verdienen noch immer ein Fünftel weniger als Männer

Wuppertal · Prof. Christian Bredemeier von der Bergischen Universität Wuppertal erläutert, warum der Equal Pay Day jedes Jahr an einem anderen Tag stattfindet. Und wieso der Unterschied immernoch derart hoch ist.

Das Datum des Equal Pay Days markiert symbolisch den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern.

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Anlässlich des Equal Pay Days - oder des Internationalen Aktionstag für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern am Mittwoch, 10. März, beantwortet Prof. Christian Bredemeier von der Bergischen Universität Wuppertal Fragen zum Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern.

Laut dem Statistischen Bundesamt verdienen Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Schnitt immer noch 19 Prozent weniger als Männer. Der Equal Pay Day soll auf diesen Verdienstunterschied, auch Gender Pay Gap nennt, aufmerksam machen. „Der Tag zeigt an, auf wie viele Arbeitstage Männer verzichten könnten und dennoch auf das gleiche Einkommen wie Frauen kämen. Derzeit könnten Männer also vom 1. Januar bis zum 10. März freimachen und kämen bis zum Jahresende trotzdem auf den gleichen Jahresverdienst, den Frauen im Durchschnitt erhalten“, erklärt Bredemeier. Das Datum des Equal Pay Days markiert symbolisch also den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern. Im vergangenen Jahr hätten Männer sieben Tage länger nicht arbeiten gehen müssen.

Europaweit liegt Deutschland weit hinten

Der Verdienstunterschied von etwa einem Fünftel in Deutschland sei in den vergangenen Jahren etwas weniger geworden, aber die Lohnlücke betrage schon seit Jahren etwa 20 Prozent. In NRW liege er laut Bredemeier sogar etwas über dem Bundesschnitt. „Im Vergleich der wohlhabenden Länder liegt Deutschland im unteren Mittelfeld“, so Bredemeier. „In den USA ist die Lücke ähnlich groß, in Schweden, Belgien, oder Italien, aber teils deutlich geringer.“ Schaut man sich die Daten der Europäischen Kommission an, liegt Deutschland auf einem der letzteren Plätze.

Was es genau mit der Lohnlücke auf sich hat und welche Faktoren mitspielen, damit beschäftigen sich Christian Bredemeier und seine Kollegen Dorothée Averkamp und Falko Jüßen an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft - Schumpeter School of Business and Economics.

In einem Artikel auf der Webseite der Universität erklärt Bredemeier, dass sich ein großer Teil der Lohnlücke auf Unterschiede in persönlichen Eigenschaften von Männern und Frauen in den Bereichen Ausbildung, Berufserfahrung, wöchentliche Arbeitszeit sowie Branchen- und Berufswahl zurückzuführen ließe. Das heißt, dass Arbeitgeber Frauen nicht einfach ein Fünftel weniger Gehalt auszahlen. „Das Bild ist schon deutlich vielschichtiger“, meint Bredemeier.

Frauen seien stärker in Berufen und Branchen vertreten, in denen weniger verdient wird. Sie arbeiteten häufiger in Teilzeit und erreichten seltener Führungspositionen. Der Verein Business and Professional Women (BPW Germany), der zum Anlass des Equal Pay Days eine Bundeskampagne gestartet hat, erklärt dies mit dem Gender Care Gap - dem Zeitaufwandsunterschied für unbezahlte Pflegearbeit. In Deutschland beträgt dieser 52 Prozent, das heißt, dass Frauen 87 Minuten pro Tag mehr für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden als Männer. „Es gibt viele Studien, die darauf hinweisen, dass es in Unternehmen und Familien Strukturen und Denkmuster gibt, die den Karrieren von Männern förderlicher als denen von Frauen sind“, erklärt Bredemeier. Es gebe auch klare Hinweise, dass Stereotype und Rollenbilder eine Rolle spielen.

Bei vielen Entscheidungen müssten Familien zwischen dem beruflichen Vorkommen von Mann und Frau abwägen. „Wo ziehen wir hin? Wer kümmert sich um die Kinder oder die zu pflegenden Eltern? Wenn es Unterschiede in den Fortkommenschancen der Mitglieder gibt, dann kann es aus Sicht der einzelnen Familie Sinn machen, vor allem die Karriere des Mitglieds zu fördern, der oder die die besseren Chancen hat“, erklärt Bredemeier. Man ziehe dorthin, wo dieses Mitglied den besten Job bekommen kann. Das andere Familienmitglied betreue die Kinder oder pflege die Eltern. Dadurch vergrößern sich Lohnunterschiede dann noch einmal - und so entstehe ein Teufelskreis.