Wuppertaler weltweit Einsatz für Flora und Fauna in Bulgarien

Ölberg. · Tom Lauritz Hügel nimmt an einem Unesco-Freiwilligenprogramm im Nationalpark „Zentralbalkan“ teil.

Tom Lauritz Hügel kann bei seiner Arbeit auf atemberaubende Berglandschaften blicken.

Foto: Hügel

Vor einem Studium oder einer Ausbildung entscheiden sich viele junge Erwachsene erst einmal für einen Freiwilligendienst. So erging es auch Tom Lauritz Hügel. Nachdem er 2019 sein Abitur absolvierte, machte er zunächst ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Wuppertaler Station Natur und Umwelt. Jetzt nimmt er am Freiwilligenprogramm „kulturweit“ der Deutschen Unesco-Kommission teil und verbringt seit Mitte Oktober 2020 und noch bis Ende März 2021 sechs Monate in Bulgarien. Dort arbeitet er im Direktorat des Nationalparks „Zentralbalkan“ in Gabrowo.

Zum Nationalpark gehören ebenso vier integrierte Unesco-Biosphärenreservate, also Modellregionen, die unter anderem zeigen sollen, wie nachhaltige Entwicklung gelingen kann. „Ich wollte auf jeden Fall ins Ausland und mich am liebsten engagieren und etwas Sinnvolles machen“, berichtet Hügel über seine Beweggründe, diesen Freiwilligendienst zu machen. Sein ursprünglicher Plan sei gewesen, nach Südostasien oder Lateinamerika zu kommen, was jedoch coronabedingt nicht möglich gewesen sei. Stattdessen ging es für ihn nach Bulgarien. „Damit bin ich jetzt auch sehr zufrieden, weil ich es spannend finde, einen innereuropäischen Austausch zu machen.“

Für den Freiwilligendienst habe er sich entschieden, da er das Gefühl gehabt habe, noch nicht bereit für den Beginn eines Studiums oder einer Ausbildung gewesen zu sein. Die

Richtung, in die es für ihn beruflich nach dem Dienst gehen soll, stimme aber mit seiner Tätigkeit in Bulgarien überein: „Ich würde gerne in die Richtung Nachhaltigkeit und Naturschutz gehen und das ist auch das, was ich jetzt hier in Bulgarien mache“, erzählt Hügel. „Das ist einfach eine super gute Möglichkeit, vor allem, weil man nochmal eine andere Art von Problembewusstsein bekommt. Hier kämpft man mit Problemen, die bei uns in Deutschland schon mehr oder weniger überwunden sind.“

Bei seiner Arbeit übernimmt er verschiedene Aufgaben: „Bis jetzt habe ich sehr viel PR-Arbeit gemacht, also Websites und Broschüren übersetzt und Kontakte mit Freiwilligen in deutschen Biosphärenreservaten hergestellt“, berichtet Hügel. „Es gibt hier noch ein naturhistorisches Museum, in dem seit den Achtzigern nicht mehr viel gemacht wurde. Nun hat das Museum eine neue Direktorin, die viele Ideen hat und für uns gibt es die Möglichkeit, uns mit einzubringen und kleinere Projekte zu organisieren, wenn Corona das wieder zulässt.“

Der Austausch mit Gleichaltrigen fehlt coronabedingt

Neben der Änderung seines Reiseziels gibt es zudem noch weitere coronabedingte Einschränkungen: „Corona macht natürlich alles ein bisschen schwieriger. Es gibt noch andere Freiwillige in Bulgarien, insgesamt sind wir acht Stück, und sechs von den acht arbeiten an Schulen. Das heißt, sie haben natürlich direkt Kontakt mit Leuten in unserem Alter oder denen, die ein oder zwei Jahre jünger sind“, so Hügel. Durch seine Arbeit in dem Biosphärenreservat und den herrschenden Corona-Maßnahmen sei das Kennenlernen von Leuten im eigenen Alter schwierig. „Es gibt keine Bars oder Clubs, die offen sind, auch Restaurants und Sportvereine sind geschlossen. Ich glaube, das beschäftigt mich am meisten, weil der Austausch mit Leuten im eigenen Alter natürlich auch das ist, warum man hier ist. Abgesehen davon läuft aber trotzdem alles eigentlich sehr gut.“

An seiner Arbeit gefalle ihm unter anderem besonders die Freiheit, die er hat: „Wir sind sehr frei und können viele Ideen selber mit einbringen. Die Arbeitsatmosphäre hier vor Ort ist einfach super. Wir arbeiten mit drei Experten aus dem Biosphärenreservat zusammen, die sich freuen, dass wir hier sind. Wir sind oft im Park unterwegs und machen Monitoring für Bären oder Gänse. Es ist einfach super abwechslungsreich und wird nicht langweilig“, so Hügel. „Bulgarien ist ein wunderschönes Land mit total netten Leuten, die offen und europafreundlich sind.“

Besondere Erwartungen für die noch kommende Zeit habe er keine: „Ich lasse einfach auf mich zukommen, was kommt. Jede Chance, die sich mir offenbart, werde ich auch wahrnehmen“, sagt Hügel. „Wenn man einen Freiwilligendienst macht, ist das Wichtigste, dass man nicht erwartet, alles vor die Füße gelegt zu bekommen, sondern dass man einfach auch selber Initiative zeigt. So kann man für sich selbst das Meiste rausholen.“