Die Indie-Band veröffentlicht LP „Maguna“ Darjeeling entwickeln neue Klangarchitektur
Wuppertal · Jan, Till und Markus schlagen mit ihrem dritten Album einen neuen musikalischen Weg ein.
Reihenweise abgesagte und verschobene Konzerte – damit musste 2020 auch die Wuppertaler Indie-Band Darjeeling klar kommen. Wohin nur mit der ganzen Energie? Gitarrist Jan Szalankiewicz, Keyboarder Fabian Till Reinkenhoff und Bassist Markus Kresin haben sie in ihr drittes Album gesteckt. Und da die neuen Songs die Stimmung des Corona-Jahres einfangen, war es dem Trio wichtig, sie noch vor Jahresende zu veröffentlichen.
Also war das neue Album bereits im Dezember zu haben, und zwar als LP. Sein Titel ist fast so ungewöhnlich wie die aktuelle Weltlage: Maguna. Dass es zunächst in einer limitierten Vinyl-Edition herauskam, sollte „ein kleines Weihnachtsgeschenk“ an die Fans sein, sagt Jan. „Wir finden es schön, dass sie damit etwas in der Hand haben, eine haptische Erfahrung machen können.“ Ende Februar kann man das komplette Album dann auch streamen oder herunterladen.
Anders als Corona verheißt das Wort „Maguna“ keine schlechten Nachrichten, sondern eine spannende Geschichte. Die damit anfing, dass sich Darjeeling-Keyboarder Till vor Jahren eine Jacke kaufte – eben eine der Marke „Maguna“. Schon die Aufschrift auf dem Etikett („Irgendwo in Westdeutschland hergestellt“) machte ihn und seine Bandkollegen neugierig.
„Wir haben versucht, mehr darüber zu erfahren, aber nichts herausgefunden“, berichtet Jan. In diesem Sinn sei „Maguna“ „ein Mysterium“ und passe deshalb „gut zu unserer musikalischen Entwicklung“. Das Wort lade dazu ein, eigene Ideen und Assoziationen einzubringen – „und das kann auch der Hörer unserer neuen Songs.“
Der Sound hat noch immer
die gleiche Energetik
Klar, dass Tills „Maguna“-Jacke das Albumcover ziert. Und wenn man die LP aus der Hülle zieht, entdeckt man einen weiteren Hingucker: eine transparente Vinyl-Scheibe mit schneeweißem Aufdruck. Diese Aufmachung entspricht dem Spirit der neuen Darjeeling-Songs. Sie können einen durch lange Winterabende tragen – in ihrer Mischung aus lakonisch verknappten Texten und euphorisierenden Melodien.
Dabei ist vom Krautrock-Sound der beiden Vorgängeralben nicht mehr viel geblieben. „Die Aufnahmen sind sehr viel ‚ungitarriger‘ geworden“, erklärt Jan. Bass und Schlagzeug spielten eine größere Rolle als bislang, „und die Synthie-Landschaften sind so wichtig wie die Gitarre.“ Für Kontinuität steht dagegen Schlagzeuger Thorben Doege, der auch diesmal zündende Rhythmus-Ideen beisteuert.
Die Band spricht von einer veränderten Klangarchitektur. „Die Musik lässt sich mehr Zeit, um auf die Zuhörer zu wirken, es gibt längere Spannungsbögen.“ Was nicht heißt, dass der Darjeeling-Sound seine Energetik aufgegeben hat. Schön zu hören auf „Noyau“, den Till als seine Version eines „Groove-Rocksongs“ beschreibt.
Auch wenn der Begriff Corona nicht fällt – die aktuelle Situation bringt Jan in „Meet U in RL“ auf den Punkt. Das Kürzel „RL“ steht hier für „real life“, und in diesem „wahren Leben“ können sich Liebende eben nur in virtuellen Räumen treffen. Prägnant ist auch „Darj Christmas“ – Markus‘ Beitrag zum Thema Besinnlichkeit. „Der Song ist der Versuch, das schnelle Wechseln von Gemütslagen zu beschreiben, bipolare Gefühle, die sich von einen auf den anderen Moment ändern können.“ Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf das unverwüstliche „Last Christmas“ von Wham!, und sogar an die Schlittenglöckchen-Sounds haben Darjeeling gedacht.
Aufgenommen wurde „Maguna“ übrigens in Wuppertal, wo Bassist Markus lebt, Berlin, der Wahlheimat von Jan und Till, und – ungefähr in der Mitte zwischen ihren Wohnorten – in Hannover, weil dort der Tontechniker lebt, der die Band auch sonst aufgenommen hat.
Die LP „Maguna“ kann beim Plattenlabel von Darjeeling (listenrecords-shop.com) oder beim lokalen Plattenhändler erworben werden. Die limitierte Vinyl-Auflage ist noch bis 26. Februar erhältlich.