Portrait Wuppertaler Tänzer Luca Völkel hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Wuppertal · Bald tanzt er bei der Eröffnung der Ruhrtriennale

Luca Völkels Reise im Tanz begann im Tanzhaus Wuppertal. Er tanzt nicht nur bei Live-Aufführungen, sondern hat etwa auch schon bei der Netflixserie „Die Kaiserin“ als Tänzer mitgewirkt.

Foto: Lara Freimuth

Dass Kinder sich in jungen Jahren ein Hobby aussuchen und sich darin ausprobieren, ist wohl etwas ganz Normales. Dass dieses Hobby dann aber zum Beruf wird, ja, im Erwachsenenalter sogar den Lebensalltag ausmacht, wiederum eher eine Seltenheit. Luca Völkel ist genau das passiert: Mit acht Jahren hat er seine Mutter gebeten, ihn in einer Tanzschule anzumelden – dem Tanzhaus Wuppertal. Und heute, etwa 15 Jahre später, ist der Tanz zu seinem Hauptberuf geworden – den er nicht mehr nur im Tal, sondern mittlerweile beim „Ballet National de Marseille“ in Frankreich ausübt.

Und auch die Zeit bis hin zu seiner jüngsten Station in Marseille war geprägt von Tanz. „Ich habe im Tanzhaus Wuppertal angefangen, da war ich dann, bis ich mein Abitur gemacht habe“, erzählt Völkel. Er ist zwar in Wuppertal geboren, in Remscheid aufgewachsen. „Danach bin ich für ein Jahr nach Hagen ans Theater gegangen, habe dann Tanz in Frankfurt studiert und bin 2022 nach Bielefeld ans Theater gegangen.“ Dann folgte Marseille.

„Ich pendle gerade zwischen Frankreich und hier“, verrät der 23-Jährige. „Ab September wohne ich dann aber fest in Marseille.“ Dass er beruflich oft die Stadt wechselt, ist für ihn normal, so scheint es. „Tanz ist ein Beruf, bei dem man sowieso oft den Standort und den Arbeitgeber wechselt, weil die Verträge oft so sind“, erklärt er. „Deswegen muss man immer auf der Suche nach dem nächsten Schritt bleiben.“ Auch das regelmäßige Vortanzen bei neuen Arbeitgebern gehöre daher zum Berufsleben. „Und wenn man dann ein Angebot bekommt, überlegt man sich, ob das Ganze es wert ist oder nicht.“

Aktuell ist es die Ruhrtriennale, die vom 16. August bis zum 15. September 2024 in Bochum stattfinden wird, die Völkels beruflichen Alltag bestimmt. Er tanzt hier im Stück „I Want Absolute Beauty“ – das gesanglich von der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller begleitet wird, die unter anderem bei den Oscars 2024 in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ für ihre Rolle im Film „Anatomie eines Falls“ (2023) nominiert war.

Nachdem er in Marseille für das Stück vorgetanzt hatte, habe er dann auch schließlich das Angebot erhalten, fest dort zu bleiben, so Völkel. Im Februar hätten hierfür die Proben begonnen – jetzt befänden sie sich in den letzten Zügen. Zum Zeitpunkt des Interviews mit der WZ hatte er Sandra Hüller noch nicht getroffen – doch am Dienstag dieser Woche war es soweit. Im Vorhinein hätten die Proben der Tänzer und die von Sandra Hüller getrennt voneinander stattgefunden, am Dienstag seien dann beide Parts erstmals zusammengeführt worden.

„Ich bin schon aufgeregt. Das ist wirklich eine richtig große Produktion“, sagt Völkel. „Wir haben uns am ersten Probentag im Februar alle kennengelernt – mit dem Wissen, daraufhin eine sehr intensive Zeit miteinander zu verbringen“, erinnert er sich. Mittlerweile habe sich eine Gemeinschaft unter allen Beteiligten gebildet.

Keine Trennung von Hobby und Beruf

Auch nach 15 Jahren Tanzerfahrung ist Völkel noch immer nervös, wenn eine Premiere bevorsteht, erzählt er. „Danach ist es dann aber ein ganz normaler Teil meiner Arbeit.“ Und auch Fehler seien in Ordnung. „Ich rege mich schon immer stark auf, wenn etwas passiert, aber das gehört eben dazu“, lacht Völkel. „Manchmal habe ich dann den Rest des Abends über schlechte Laune, aber am nächsten Tag ist es dann wieder okay.“

Aufwendige Produktionen, wechselnde Wohn- und Arbeitsorte – wie viel Platz kann da das eigene Privatleben noch einnehmen? „Weil Tanz ja eh mal mein Hobby war und meine Leidenschaft ist, habe ich gar keinen großen Bedarf, das in meinem Hirn zu trennen“, so der Tänzer. Hier und da habe er dann mal frei – und dann sei für ihn vor allem wichtig, seinen Körper zu schonen.

Dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat, zeige sich bei ihm tagtäglich. „Ich stehe nie morgens auf und denke mir ‚Oh nee, ich habe heute gar keine Lust auf die Arbeit’. Ich habe eigentlich immer meine Zeit mit Sachen verbracht, die ich cool fand“, sagt Völkel. „Manchmal ist das aber auch voll überfordernd, immer wieder die Orte zu wechseln. Ich versuche mich dann aber daran zu erinnern, dass ich das ja alles freiwillig mache, weil ich diesen Job ausüben will und dass das im Grunde Luxusprobleme sind.“ Tanz sei für ihn mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden. „Ich fühle mich einfach krass wohl, wenn ich das mache, und bin dann sehr nah bei mir selbst.“

Seine Begeisterung für Tanz behält er nicht für sich – sondern gibt sie als Choreograf am Tanzhaus Wuppertal auch an Kinder und Jugendliche weiter. Dabei gibt er ihnen vor allem eines mit auf den Weg: „Ich versuche ihnen immer Autonomie beizubringen – dass sie nicht nur das Gezeigte ausführen, sondern sich auch damit auseinandersetzen, was sie auf der Bühne machen wollen.“