Kirche „Corona-Lockdown war wirklich eine Vollbremsung“
Wuppertal · Im Evangelischen Tagungszentrum auf der Hardt läuft der Betrieb langsam wieder an.
Auf dem heiligen Berg wurde es still während der Corona-Zeit. Das Tagungszentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland musste ab Mitte März schließen, die Kirchliche Hochschule stellte auf Online-Studium um. Auch die Hochschul- und Landesbibliothek öffnete ihre Türen erst Mitte August wieder.
„Das war wirklich eine Vollbremsung“, sagt Cordula Waldeck, Leiterin des Tagungszentrums auf der Hardt. Allerdings habe sie schon in den Tagen vor Verkündung des Lockdowns am 13. März immer mehr Stornierungen bekommen. Eigentlich hat ihr Haus von Ostern bis zu den Sommerferien Hochsaison: Presbyterien ziehen sich dorthin zurück, kirchliche Gremien tagen in dem landschaftlich schön gelegenen Haus. Doch nun musste sie das Haus mit den 70 Zimmern und 19 Tagungsräumen still legen und die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. „Die Beratung durch die Arbeitsagentur in dieser Situation war wirklich hervorragend“, lobt die Chefin.
Nur wenige Mitarbeiter betreuten weiterhin das Haus. „Der Hausmeister hat jeden Tag in jedem Zimmer das Wasser aufgedreht“, erzählt Cordula Waldeck. Vormittags beantwortete eine Verwaltungsmitarbeiterin Anfragen und der Nachtportier kontrollierte abends noch einmal alle Gänge. Die Küchenkräfte versuchten in ihrer letzten Woche, die Verluste so gering wie möglich zu halten und froren diverse Vorräte ein. „Wir hatten trotzdem einen Warenverlust“, bedauert Cordula Waldeck. Als sie die Kurzarbeit bis Ende Juli anmeldete, dachte sie noch, das sei stark übertrieben und der Betrieb würde viel eher wieder starten.
Für das nächste Jahr gibt es bereits viele Reservierungen
Jetzt läuft der Betrieb wieder an – mit einem strengen Hygienekonzept. In allen Zimmern und an allen Aufzügen wurden Desinfektionsmittelspender angebracht. Am Buffet gibt es nun getrennte Ein- und Ausgänge und vorgeschriebene Laufrichtungen. Mit der Maskenpflicht haben die Mitarbeiter schon unterschiedliche Erfahrungen gesammelt: „Zehn Prozent der Gäste sind überängstlich, zehn Prozent ignorieren die Maskenpflicht“, sagt Cordula Waldeck. Bisher konnten die Mitarbeiter aber alle überzeugen. Für den Herbst liegen die Buchungen schon fast wieder auf einem normalen Level. Aber natürlich beobachten alle nervös die Infektionszahlen. Mit großzügigen Storno-Fristen versucht das Haus, den Gästen entgegenzukommen. Schließlich weiß niemand, wie sich die Lage entwickelt. Für nächstes Jahr kann sich das Tagungshaus vor Anfragen kaum retten – dann wollen viele ihre abgesagten Treffen nachholen. Sogar Hochzeitspaare melden sich immer häufiger auf der Suche nach Räumen. Das funktioniert aber nur, wenn gerade keine Tagung im Haus stattfindet.
Die Kirchliche Hochschule verlegte innerhalb von vier Wochen alle Lehrveranstaltungen ins Internet. Dabei profitierte sie stark davon, dass kurz zuvor neu ein IT-Fachmann eingestellt wurde. „Anfangs wussten wir überhaupt nicht, wie das gehen soll“, berichtet Ephorus Alexander Ernst. Geduldig erklärte der IT-Spezialist älteren Kollegen die Handhabung. Technisch habe das dann gut funktioniert. „Aber eine Lehre in Digitalform ist nicht so leistungsfähig wie in Präsenzform“, findet Alexander Ernst. „Der direkte Kontakt fehlt.“
Das Studierendenwohnheim wurde kurzfristig mit Wlan-Verstärkern ausgestattet. Zwei Drittel der Studierenden seien im Wohnheim wohnen geblieben. Sie galten technisch als Familie und durften auch offiziell ihre Zeit gemeinsam verbringen. Das hilft bei der geplanten Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts im Oktober: Wer sowieso Küche und Bad teilt, muss auch im Seminar weniger Abstand halten. Größere Vorlesungen sollen jedoch weiterhin digital stattfinden.