Wuppertals Bauern sorgen sich um 1000 Hektar Land
Beim Sommerempfang der Landwirte gab es deutliche Worte zum Flächenverbrauch.
Wuppertal. Es war weit mehr als nur ein Jahrestreffen mit Gästen aus Politik, Verwaltung und Bauernschaft: Beim Sommerempfang der Wuppertaler Landwirtschaft — diesmal auf dem Hof der Familie Solbach im Grünental — warnten die Ortsvorsitzenden Martin Dahlmann und Karl Bröcker am Dienstag vor dem Verlust wertvoller Agrarflächen im bergischen Städtedreieck. Demnach stehen allein in Wuppertal, Solingen und Remscheid in den nächsten Jahren etwa 1000 Hektar zur Diskussion, die zu Bauland werden könnten und der Landwirtschaft damit verloren gingen.
Neue Wohngebiete, neue Gewerbeflächen und neue Verkehrswege sind auf diesen Flächen vorgesehen. Nicht eingerechnet sind außerdem Gebiete, die dem ökologischen Ausgleich dienen — nach Eingriffen in den Naturraum an anderer Stelle aber oft mit demselben Effekt: Auch dort ist dann keine Landwirtschaft in gewohnter Form mehr möglich. Die Sorge um den „Flächenfraß“ machen die gut 100 landwirtschaftlichen Betriebe im Stadtgebiet seit Jahren zum Thema, aber gerade jetzt sind die Sorgen hochaktuell.
Allein die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete betrifft laut Bröcker zehn Bauernhöfe im Gebiet Aprath und auf dem Dönberg: Zum Teil verliefen diese Schutzflächen sogar mitten durch Betriebsanlagen, etwa in Form von Silos, so der Ortsvorsitzende für den Wuppertaler Westen. „Hier muss mit Augenmaß gehandelt werden“, mahnte Bröcker insbesondere an die Adresse der Umweltverwaltung gerichtet.
Im Gespräch mit der WZ erteilen die Wuppertaler Landwirte auch eine deutliche Absage an die umstrittene Gasförderung durch das so genannte Fracking, die EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) eben erst wieder zum Thema gemacht hat. Die Förderung von Schiefergas durch den Einsatz von Chemikalien sei in einem Ballungsraum wie Wuppertal ohnehin nicht zu realisieren, schätzt Dahlmann — und das auch mit Blick auf die 14 Trinkwasserschutzgebiete in der Region.
Wie berichtet, wäre Fracking auch in Teilen des Wuppertaler Stadtgebietes theoretisch möglich. Entsprechende Anträge liegen derzeit aber noch nicht vor. „Man muss wissen, wo die Grenzen sind“, sagte Bröcker in seinem Grußwort — und das traf am Dienstag gleich auf mehrere Themen des Empfangs zu, bevor Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) den Einsatz der Bauern bei der Landschaftspflege und für die Naherholung in gewohnter Form würdigte und an Spaziergänger und Sportler den Appell richtete, sich an die Regeln zu halten und den Bauern nicht zu schaden. Und auch der Hof der diesjährigen Gastgeber nahe der Herbringhauser Talsperre steht für den Strukturwandel in der Landwirtschaft: Mittlerweile hat sich der Betrieb auf die Pensionspferdehaltung spezialisiert — mit derzeit 25 Pferden, wie Birgit Solbach sagt: „Vom Bauernhof allein können wir nicht leben.“