Corona Wuppertals Narren blicken sorgenvoll auf die Session
Wuppertal · Schon jetzt ist klar, dass wichtige Einnahmen durch den Ausfall von Sitzungen wegbrechen. Nach dem Ausfall des Rosensonntagszuges wiegt das besonders schwer.
Corona sorgt dafür, dass auch beim Karneval der Spaß aufhört: Bundes-Gesundheitsminister Spahn wie sein NRW-Kollege Karl-Josef Laumann haben sich gegen die Prunk- und Gala-Sitzungen in der kommenden Session ausgesprochen, die bekanntlich am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt.
Minister Spahn, aus dem westfälischen Ahaus stammend, war – eigenen Angaben zufolge - auch mal Kinderprinz in seiner Karneval begeisterten Heimatstadt und ist dem närrischen Treiben durchaus zugetan. Außerdem erklärt er: „Ich habe in meiner Studienzeit gekellnert und weiß, dass es nach dem dritten Bier schwerfällt, Abstandsregeln einzuhalten.“ Auch Laumann bestätigt: „Angesichts der derzeitigen Infektionslage ist Sitzungskarneval nicht vorstellbar.“
Sitzungen sind stets mit Schunkeln, Bützchen, Polonaisen und dem gemeinsamen Schmettern der jeweiligen Karnevals-Hits verbunden und damit idealer Nährboden für künftige Covid-19-Hotspots. Da macht natürlich auch die für den 15. Januar 2021 geplante und bereits ausverkaufte „Närrische Stadthalle“ keine Ausnahme.
Armin Loose, Präsident der veranstaltenden Karnevalsgesellschaft Colmar, möchte das Top-Event des Wuppertaler Sitzungskarnevals, bei dem stets fünfstellige Spenden zugunsten krebskranker Kinder zusammenkommen, noch nicht absagen, will aber auf keinen Fall die Gesundheit der Jecken gefährden. „Wir erarbeiten zurzeit zusammen mit der Stadthalle ein Bestuhlungskonzept mit Zehner-Tischen und nur der Hälfte der Besucher“, berichtet der langjährige Präsident und einstige Wuppertaler Prinz Karneval. „Halbe Besucherzahlen bedeuten auch halbe Einnahmen, was angesichts der schon abgeschlossenen Verträge mit den auftretenden Künstlern natürlich schon im Voraus ein Defizit garantiert.“ Das würde entfallen, wenn Karnevalssitzungen seitens der Politik generell verboten würden.
Mit ähnlichen Sorgen schlägt sich Stephan Grell, Präsident der Weinberger Funken, herum. „Von den zwölf Veranstaltungen, die wir für die Session geplant haben, haben wir den Großteil schon abgesagt, ebenso wie unser Sommerfest und die Auftritte in den Altenheimen“, so Grell, der in der Session 2018/19 als Stephan I. zusammen mit Sabine I. die Herzen der Narren im Sturm erobert hatte. Auch die beliebte Herren-Sitzung wird wohl ausfallen. „Damit sind uns auch sämtliche Einnahmequellen genommen“, klagt der Karnevalist mit Leib und Seele und fügt traurig hinzu. „Dadurch, dass der Rosensonntagszug wegen des Sturmtiefs in diesem Jahr ausgefallen ist, mussten wir schon 40 Zentner Kamelle und sonstiges Wurfmaterial entweder verschenken oder vernichten.“ Auf eine „Einsparung“ hätte Stephan Grell gern verzichtet: „Wenn nichts stattfindet, muss man auch keine Sessionsorden prägen lassen.“
Trotz aller unüberwindlicher Hindernisse stellt Wilfried Michaelis, Präsident des Carneval Comitees Wuppertal (CCW), klar: „Karneval wird durch Corona zwar massiv behindert, aber man kann ihn ebenso wenig absagen wie Weihnachten oder Pfingsten.“ Deshalb schaut Michaelis, der vor drei Jahren als Wilfried I. gleichfalls ein Karnevalsprinz der Extraklasse war, auch den Dingen realistisch ins Auge. „Schon jetzt ist klar, dass wir für die kommende Session weder ein Erwachsenen- noch ein Kinderprinzenpaar haben werden, und auch dass Gesellschaften wie die Fidelen Jungens und die Jonges vam Westkotten keine Galas mit verpflichteten und damit auch kostspieligen Stars planen. Es kann dann eventuell kurzfristig etwas stattfinden, aber ohne so großes finanzielles Risiko.“
Und dann richtet Michaelis, der als SPD-Ratsherr auch die städtischen Finanzen im Auge hält, noch einen Appell an die Stadt Wuppertal: „Karneval ist als gut 200 Jahre altes Brauchtum ein wichtiges Kulturgut und sollte eine ähnliche Förderung erfahren wie andere kulturelle Veranstaltungen.“