Wuppertals Partnerstädte (6): „Jeder wollte mal in den Osten“

Seit 30 Jahren organisiert der Freundeskreis Kosice einen regen Austausch mit der Partnerstadt.

Foto: dpa, Brausch

Wuppertal. Fremd, aufregend und exotisch — die ersten Besuche in Kosice sind für die Wuppertaler ein großes Abenteuer. In den 80er Jahren ermöglicht der Freundeskreis erstmals einen regen Austausch mit der slowakischen Partnerstadt hinter dem Eisernen Vorhang. „Das Interesse war enorm. Damals wollte jeder mal in den Osten“, erinnert sich Klaus Brausch, der heutige Vorsitzende des Freundeskreises. Im Juni hat der Verein sein 30-jähriges Bestehen gefeiert.

Foto: dpa, Brausch

„Der Austausch ist immer noch sehr lebhaft. Mittlerweile fährt man aber wegen der schönen Stadt und der herrlichen Umgebung nach Kosice“, erklärt Brausch. Der 71-Jährige hat die Entwicklung der Stadt hautnah miterlebt: „Kosice hat sich kolossal positiv verändert.“ Die zweitgrößte Stadt der Slowakei beeindruckt vor allem mit ihrem mittelalterlichen Dom und dem Kosicer Goldschatz im Ostslowakischen Museum. 2013 war Kosice europäische Kulturhauptstadt.

Den Grundstein für die Partnerschaft legte Klaus Brausch in seinem früheren Büro, dem Ronsdorfer Postamt, gemeinsam mit Alfred Howad und Ernst Andreas Ziegler. Die Slowaken reagierten von Anfang an begeistert auf den Besuch aus Wuppertal. „Vor der Öffnung der Grenzen haben die Kosicer Wuppertal für die heimliche Hauptstadt Deutschlands gehalten“, berichtet Brausch. Die Slowaken seien sehr aufgeschlossen: „Wir werden überall immer sehr freundlich empfangen.“ Zwischen Wuppertal und Kosice sind viele persönliche Freundschaften entstanden.

Älter als der Freundeskreis ist die Partnerschaft der Wuppertaler Universität mit der Technischen Hochschule Kosice. Das Carl-Duisberg-Gymnasium hat eigenständig eine Partnerschaft mit einer Kosicer Schule initiiert. „Das ist ein tolles Zeichen, dass die Partnerschaft gut läuft“, findet Brausch. Auch der Grüne Weg und Sportvereine wie der SV Neuenhof haben einen guten Draht in die Slowakei.

Klaus Brausch und seine Frau Roswitha setzen sich seit zehn Jahren für behinderte Jugendliche ein. Während seiner Tätigkeit als SPD-Fraktionsgeschäftsführer im Landschaftsverband Rheinland (LVR) knüpfte Brausch Kontakte zwischen dem LVR und der Slowakei. In Köln wurden Lehrerinnen der Sehbehinderten-Schule Kosice weitergebildet und in der Partnerstadt entstand ein Hilfszentrum für sehbehinderte und blinde Kinder. Zum Tag der Begegnung des Landschaftsverbands empfangen die Brauschs regelmäßig Gruppen behinderter Jugendlicher aus der Region. „Es gibt uns unglaublich viel, wenn man in diese dankbaren Augen sieht“, sagt Klaus Brausch. Für ihr Engagement erhielt das Ronsdorfer Ehepaar die Europa-Lilie.

Die nächste Reise nach Kosice steht im Mai 2015 an. Dann wird die 30-jährige Partnerschaft in Kosice gefeiert.