Bildung Großstadtschüler entdecken das Landleben
Wuppertal · Gymnasium Sedanstraße und Bauernhof am Windrather Tal in Velbert-Langenberg kooperieren.
. „Im Bilderbuch sieht das alles viel kleiner aus.“ Als Romy Schmitz vor einem Jahr zum ersten Mal einen richtigen Bauernhof besuchte, stellte sie fest, dass alles doch ein bisschen weitläufiger ist. In der fünften Klasse ist Landwirtschaft Unterrichtsstoff am Gymnasium Sedanstraße: „Dabei sind die Faktoren Boden, Klima und Markt die Hauptaspekte“, umreißt Erdkundelehrer Florian Blank das Thema. „Es findet auch ein Vergleich zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft statt. In der achten und elften Jahrgangsstufe wird das alles noch vertieft. Da wir eine citynahe Schule sind und die Schüler so gut wie keinen Kontakt zur Landwirtschaft haben, geht es raus auf Land.“
Bei einer Fortbildung traf Lehrer Blank auf Heike Adelberger, Leiterin der Initiative „Bauernhof zum Anpacken“ auf dem Örkhof zwischen Langenberg und Neviges. „Es geht darum, dass man das aus dem Unterricht mal praktisch sieht, riecht und anfasst“, so die Agraringenieurin. „Die Anreise findet nachhaltig mit dem Bus statt, nach 20 Minuten Fußweg sind wir hier“, beschreibt Florian Blank die ideale Lage des Bio-Bauernhofes am Rande des Windrather Tales. Dabei werden auch konventionelle Betriebe besichtigt. „Es geht eben auch anders“, will Biologielehrerin Ines Stange ihren Schützlingen zeigen. „Mein Schlüsselerlebnis hatte ich mit einer Klasse im Hühnerstall: Da rief ein Mädchen: ,Da laufen ja meine Chicken Mc Nuggets.’“ Da wurde Florian Blank schlagartig klar, dass sich die Kinder kaum Gedanken machen, wo ihr Essen herkommt.
Bei Fast Food-Ketten oder Discountern kommen die Lebensmittel meistens nicht aus ökologischer Landwirtschaft. Jaycen Dölz bekennt sich dazu, dass er gerne Fleisch isst, aber darauf achtet, wo es herkommt. Der Oberstufenschüler hält es generell nicht für möglich, dass mehr Menschen von einem zum anderen Tag auf Fleisch verzichten: „Das ist ein langer Prozess.“ Heike Adelberger ist es wichtig, dass Kinder lernen, dass man entscheiden kann, was man isst. Unterstützung kommt durch Biolehrerin Ines Stange: „Der Verbraucher hat viel in der Hand, welche Waren in den Supermarkt kommen. Ihr habt richtig Einfluss“, erklärt sie ihren Schülern. Bei Romy Schmitz zeigte das Wirkung: „Ich war mit meinem Vater im Supermarkt- Er wollte Äpfel aus Spanien kaufen. Da habe ich dann nach deutschen Äpfel gesucht, die wir dann genommen haben.“
Nachdem in den vergangenen Jahren Schüler und Lehrkräfte des Gymnasiums Sedanstraße den Hof erkundet haben, wurde jetzt ein Kooperationsvertrag „Bildungspartner NRW – Natur und Schule“ besiegelt. Bildungspartner Nordrhein-Westfalen ist eine Initiative des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen. Bisher waren dies zum Beispiel Museen, Bibliotheken und Musikschulen. Seit 2019 sind Bildungspartnerschaften zwischen Lernbauernhöfen und Schulen möglich. Der Örkhof in Langenberg ist der erste Lernbauernhof, der dies in die Tat umsetzt.