Stadt und Umwelt Wupperufer braucht in der Stadt mehr Freizeitraum
Verein „Neue Ufer Wuppertal“ will den Fluss in die Stadt zurückholen – doch die Hürden scheinen hoch.
Die Ufer der Wupper sollen besonders in der Innenstadt stärker berücksichtigt und zu Freizeiträumen umgestaltet werden. Dafür spricht sich der Verein „Neue Ufer Wuppertal“ aus. Vorsitzende Dajana Meier sieht weitere Möglichkeiten, den Fluss ins Stadtbild zu integrieren. Haupthindernis sei nach ihrer Ansicht jedoch die Rechtsauffassung des Rechtsamtes der Stadt zur Verkehrssicherungspflicht. „Die ist sehr restriktiv und verhindert in der Regel die Umsetzung jedes planerischen Ansatzes“, sagt sie auf Nachfrage der WZ. Insgesamt gebe es wenig Interesse in Politik und Verwaltung, „den Fluss in die Stadt zurückzuholen“.
Neuer Spielplatz an der Rosenau wird Mitte Juni eröffnet
Wuppertal hatte schon in den 1990er-Jahren das Programm „Lebensader Wupper“ begonnen. Die Idee eines Wupperwegs sei allerdings unter anderem durch die Bebauung, die teilweise bis an die Ufermauern reiche, schwer zu realisieren. Einige Projekte wurden während der „Regionale 2006“ umgesetzt, einem Programm der bergischen Städte, um den Strukturwandel zu fördern.
So seien etwa ins Grüne eingebettete Freitreppen am Beer-Sheva-Ufer in Barmen und am Islandufer in Elberfeld eingerichtet worden, nennt Susanne Fischer vom Wupperverband zwei Beispiele. An der Rosenau in Oberbarmen wurde zudem im Rahmen des Förderprogramms Sozialer Zusammenhalt Oberbarmen/Wichlinghausen gerade ein neuer Spielplatz samt Grünfläche fertiggestellt. Das Gelände inklusive Basketballplatz und Boulebahn wird am 14. Juni mit einem Fest eingeweiht.
Im vergangenen Jahr stellten Studenten des Lehrstuhls fürs Städtebau der Uni Wuppertal Konzepte für Oberbarmen vor – unter anderem einen Wupperweg, der auch als Radweg dienen könnte. Innerstädtisch werde in den nächsten Jahren das künftige Pina-Bausch-Zentrum an der Kluse ein Schwerpunkt werden, bei dem die Wupper integriert werden soll, erwähnt Susanne Fischer.
Aufgrund der Begrenzung könnten die Ufer der Wupper jedoch nicht ausgeweitet werden, „vor allem das Korsett der Schwebebahn ist eng geschnürt“, sagt Fischer. Wie Rainer Friedrich von den Stadtwerken klarstellt, gebe es durch den Schwebebahnbetrieb dafür im Grundsatz keine Einschränkungen. „Die Nutzung des Wupperufers als Freizeit- und Erholungsraum erhöht die Lebensqualität für die Menschen, was wir sehr begrüßen.“
Allerdings, so der Wupperverband, kämen noch Straßen, Versorgungsleitungen und die Bahnstrecke hinzu. Dadurch seien nicht mehr viele Flächen verfügbar, „an denen eine Neugestaltung möglich ist, zumal sie sich teilweise in Privatbesitz befinden“, so Fischer. Daher seien die Umstände zum Beispiel mit dem Naturschutzgebiet zwischen Solingen und Leichlingen nicht zu vergleichen. Dennoch gebe es auch in Innenstadtnähe positive Ortslagen, etwa den Abschnitt nahe des Bayer-Sportparks in Sonnborn. „Da merkt man kaum, dass man an der A46 ist.“ Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Herrmann Lücke gefalle besonders der Wasserspielplatz an der Schwebebahnstation Loher Brücke gleich neben der Junior-Uni.
Der Wupperverband ist für die naturnahe Entwicklung der Wupper zuständig. Die Wahrnehmung des Flusses sei in den vergangenen Jahren wieder gestiegen, sagt Susanne Fischer – „gerade durch Maßnahmen der Renaturierung“. So habe der Verband festgestellt, dass selbst am Döppersberg Lachse gelaicht hätten. Zudem haben sich wieder Nutrias und Waschbären angesiedelt.
Wupperpaten kümmern sich ehrenamtlich um das Ökosystem
Hinzu kommen rund 30 Wupperpaten, „die das Bewusstsein und den Wert der Wupper als Ökosystem schärfen“, betont Fischer. Sie wurden vom Verein „Neue Ufer Wuppertal“ initiiert und sind jeweils für einen Abschnitt zuständig, bei dem sie den Fluss von Müll befreien. Die Verantwortlichkeit reicht vom Sonnborner Ufer über den Arrenberg bis zum Heckinghauser Wupperstrand.
Dajana Meier ergänzt, dass es mit der reinen Zugänglichkeit zum Fluss nicht getan sei, da sie weitere Pflichten schaffe. „Es ist mittlerweile ein Gemeinplatz, dass öffentliche Plätze nicht sich selbst überlassen werden können, schon gar nicht am Flussufer. Diese Bereiche brauchen die Präsenz von Ordnungskräften und regelmäßige Pflege.“ Aus dieser Einsicht habe der Verein die Wupperpaten ins Leben gerufen. „Nach zehn Jahren müssen wir allerdings feststellen, dass Ehrenamt keine funktionierende Stadtverwaltung ersetzen kann“, so Meier.