Kriminalität Zahl der Gewalttaten steigt in Wuppertal
Polizeipräsident Markus Röhrl und Leitender Kriminaldirektor Guido Liedke stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2023 vor.
Die Kriminalitätsstatistik für Wuppertal und das Bergische Städtedreieck 2023 weist mit einem nur geringen Anstieg der Fallzahlen und einer höheren Aufklärungsquote positive Aspekte auf, aber auch einige Bereiche, die Sorgen bereiten. Dazu gehören steigende Zahlen bei Gewalttaten, Sexualstraftaten und solchen Straftaten, bei denen die Gutgläubigkeit älterer Menschen ausgenutzt wird. Auch im Städtedreieck ist der Anteil Nichtdeutscher an den Tatverdächtigen mit 39,2 Prozent höher als ihr Anteil an der Bevölkerung von 15,6 Prozent. Die Zahlen stellten gestern Polizeipräsident Markus Röhrl und der Leitende Kriminaldirektor Guido Liedke vor.
Im ersten Jahr ohne Corona-Einschränkungen ist die Zahl der erfassten Straftaten insgesamt gestiegen, aber geringer als erwartet, erklärte Markus Röhrl. Mit 32 529 gemeldeten Straftaten in Wuppertal wuchs die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent (NRW-weit: 3,4 Prozent). Im Städtedreieck insgesamt konnte die Aufklärungsquote von 53,8 Prozent auf 55,7 Prozent verbessert werden (NRW-weit: 54,2 Prozent). Markus Röhrl betonte: „Das Städtedreieck gehört zu den sichersten Regionen in NRW.“
Guido Liedke verwies auf sinkende Zahlen im Städtedreieck bei einzelnen Delikten wie Diebstählen an und aus Autos (-15 Prozent), Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen (-17 Prozent) sowie Drogendelikten (-13 Prozent). Die Zahl der Einbrüche (726 im Städtedreieck, 453 in Wuppertal) ist zwar etwas gestiegen (um 5,3 Prozent in Wuppertal), bewegt sich aber seit etwa 2018 auf wesentlich niedrigerem Niveau als in den Jahren zuvor (2016: 1840 im Städtedreieck).
Auch die Straßenkriminalität ist in Wuppertal nach einem Anstieg im vergangenen Jahr wieder gesunken (um 4,5 Prozent). Zu den 7035 Fällen in Wuppertal gehören unter anderem Diebstahl, Raub oder sexuelle Belästigung. „Das ist die Kriminalität, die von der Bevölkerung wahrgenommen wird“, so Liedke. Daher sei der Rückgang wichtig für das subjektive Sicherheitsgefühl. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das Konzept der Wuppertaler Polizei, in den Innenstädten verstärkt Präsenz zu zeigen, zudem gezielt Mehrfach- und Intensivtäter in den Fokus zu nehmen.
Die Zahl der Gewalttaten in Wuppertal ist mit 1487 zwar im Vergleich zum Vorjahr nur leicht gestiegen (1 Prozent), hatte aber von 2021 auf 2022 einen Sprung um 26 Prozent nach oben gemacht. „Das korrespondiert mit einer steigenden Zahl der Taten mit einem Messer“, sagte Markus Röhrl. Im Städtedreieck war 2023 ein Messer 244 Mal im Spiel, im Vorjahr war es 150 Mal – eine Steigerung um 63 Prozent. Er befürchtet, dass diese Zahl in Zukunft noch weiter steigen wird. „Das müssen wir im Auge behalten.“ Auch bei diesen Delikten sei der Anteil Nichtdeutscher hoch.
Als Ursache für den hohen Anteil Nichtdeutscher – auf dieses Ungleichgewicht hatte kürzlich schon Innenminister Herbert Reul hingewiesen – vermutete Guido Liedke als Grund Zuwanderung aus Gesellschaften mit einem anderen Verhältnis zu Gewalt. Markus Röhrl verwies auf Geflüchtete, die in unserer Gesellschaft „nicht vernünftig ankommen, sich nicht integrieren und nicht integriert werden.“ Teilweise würden sie von Subkulturen aufgenommen, die ihr Geld mit Straftaten verdienen. „Wir müssen insgesamt darüber nachdenken, ob junge Menschen anders aufgenommen und begleitet werden können.“
Einen Anstieg gibt es auch bei Sexualstraftaten in Wuppertal: von 541 auf 693. Davon waren 91 Fälle Vergewaltigungen, 67 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern seien die steigenden Zahlen auch auf eine höhere Aufdeckung von Fällen zurückzuführen. Markus Röhrl warnte, es steige die Zahl von Vergewaltigungen im Zusammenhang mit Alkohol oder K.o.-Tropfen sowie bei Treffen von Internet-Bekanntschaften.
Ein starkes Anwachsen gibt es auch bei den Straftaten zum Schaden älterer Menschen – bekannt als Enkeltrick oder falsche Polizisten, die ihre Opfer um viel Geld bringen. 67 Mal war das 2023 in Wuppertal der Fall, ein Jahr zuvor 47 Mal. Erst unlängst habe es wieder einen Fall gegeben, bei dem es um mehr als 100 000 Euro ging, so Liedke: „Das sind sehr professionelle Täter. Sie arbeiten mit organisierten Strukturen.“ Und sie seien sehr kreativ darin, immer neue Maschen zu entwickeln.
Wie sich die neue Gesetzeslage bei Cannabis für die Polizei auswirkt, sei noch nicht absehbar, erklärten Röhrl und Liedke. Das werde die Praxis zeigen. Unklar sei etwa, wie die Menge des mitgeführten Cannabis kontrolliert werden könne. Bei einem Verdacht auf Drogenkonsum bei Verkehrskontrollen könne nur eine Blutuntersuchung klären, wie viel Wirkstoff noch im Blut ist.