Kriminalstatistik 2023 in Krefeld Mehr Straftaten in Krefeld – aber auch die Aufklärungsquote ist angestiegen

Krefeld · Vor allem mehr Eigentumsdelikte und mehr Gewalttaten wie Raub und Körperverletzung waren im Vorjahr in Krefeld festzustellen.

Die Zahl der jugendlichen Straftäter steigt in Krefeld an, die Kripo richtet deshalb eine „Ermittlungsgruppe Jugend“ ein.

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Die Zahl der Straftaten ist in Krefeld 2023 deutlich gestiegen: 22 297 Taten wurden registriert, das sind 848 mehr als 2022 und sogar 1904 mehr als im Corona-Jahr 2021. Vor allem mehr Eigentumsdelikte und mehr Gewalt (Raub, Körperverletzungen) waren festzustellen. Rüdiger Korp, Leiter der Kriminalpolizei in Krefeld, hatte bei der Vorstellung der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres aber auch positive Nachrichten. So ist die Aufklärungsquote auf 53,73 Prozent gestiegen – und nach wie vor verfügt Krefeld über die schnellste Polizei in NRW: Nur 3,20 Minuten benötigt sie im Durchschnitt, um nach einem Hinweis auf einen Täter am Tatort einzutreffen.

Korp führt den Anstieg der Straftaten auf Sorgen und Nöte zurück, die durch Kriege (Ukraine, Naher Osten), Klimakrise und Inflation ausgelöst wurden. „Diese Entwicklung macht vor den Jüngsten nicht halt: Auch die Kriminalität von Kindern und Jugendlichen ist angestiegen.“ Es wurden vor allem mehr Diebstähle (Anstieg von 164 auf 182 Taten) und mehr „Rohheitsdelikte“ wie Raub und Bedrohung (von 106 auf 150) festgestellt. 403 ermittelte Täter waren unter 14 Jahre alt, 800 lagen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Die Polizei will diese negative Entwicklung mit der Einrichtung einer neuen „Ermittlungsgruppe Jugend“ in den Griff bekommen.

Drogendelikte werden
überwiegend aufgeklärt

Dass solche schlagkräftigen Expertenteams zu Erfolgen führen können, sieht die Polizei etwa durch die „Ermittlungsgruppe Herkules“ bestätigt. Diese habe 2023 die Aufklärungsquote im Bereich der Rauschgiftdelikte auf 92,14 Prozent (Vorjahr: 90,09) steigern können. Man habe „wirksame Nadelstiche“ setzen können, so Korp. Denn insgesamt ist die Anzahl der entsprechenden Delikte deutlich angestiegen: 789 waren es 2023, ein Jahr davor nur 585. Fast zwei Drittel aller Fälle standen im Zusammenhang im Cannabis. Korp erwartet, dass die polizeiliche Arbeit durch die Legalisierung von Cannabis seit dem 1. April komplizierter wird. So ist der Konsum von maximal 25 Gramm pro Tag erlaubt, was die Ermittler im Prinzip dazu zwingen würde, bei Kontrollen eine Waage mitzuführen. Zudem ist der Handel mit der Droge weiter verboten.

Ausdrücklich lobte der Kripochef die Arbeit des Drogenhilfezentrums an der Schwertstraße. In zwei Fällen habe es sogar Leben retten können, da Konsumenten dort kollabiert seien, medizinische Hilfe aber vor Ort war. Am Theaterplatz wären die Personen vermutlich gestorben, glaubt Korp.

Mordfälle hat es im vergangenen Jahr in Krefeld nicht gegeben. Wohl aber fünf Totschlagsdelikte – in drei Fällen blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 100 Prozent. So kam im Mai 2023 ein 22-Jähriger in Untersuchungshaft, der an der Steinstraße einen 44-Jährigen erstochen haben soll. Die zweite Tat stammt noch von Dezember 2022, als ein 64-Jähriger festgenommen wurde, der seinen 85-jährigen Stiefvater erstochen haben soll. Die Zahl der Gewalttaten stieg insgesamt von 840 auf 856 Fälle – 40 Prozent der Tatverdächtigen sind jünger als 21 Jahre.

Auf hohem Niveau bleiben die Fallzahlen im Bereich der Missbrauchsdelikte. 375 solcher Straftaten wurden registriert (2022: 371), in 127 Fällen (2022: 63) waren 135 Kinder (davon 99 Mädchen) betroffen. Der erschreckende Anstieg ist allerdings auf die erfolgreiche Arbeit einer Ermittlungskommission zurückzuführen, die einen Mann aufspüren konnte, dem bundesweit 77 Straftaten vorgeworfen werden. Laut Korb hatte er über die sozialen Netzwerke Lego-Bausteine angeboten und so den Kontakt zu Kindern geknüpft. Von diesen ließ er sich dann (Nackt-)Fotos zuschicken oder versuchte gar, sie zu treffen. „In den nächsten Jahren müssen die Kinder vor ihm keine Angst mehr haben“, stellte der Kripochef fest. Die Aufklärungsquote liegt bei 87 Prozent.

Bei knapp 11,6 Prozent liegt diese bei den Fahrraddiebstählen, was dank intensiver Ermittlungsarbeit der EK Cube aber eine klare Steigerung von zuvor 7,5 Prozent darstellt. Die Zahl der Fälle ist um 311 auf jetzt 1562 gesunken. Voraussichtlich noch in diesem Monat will die Polizei unter dem Motto „Kleben statt fräsen“ eine neue Fahrrad-Registrierung anbieten.

Von den insgesamt 8405 Tatverdächtigen hatten übrigens 3315 keinen deutschen Pass. Das sind 38,76 Prozent (Vorjahr: 37,36). Darunter waren auch 186 Kinder unter 14 Jahren sowie 279 Jugendliche. Die zahlenmäßig größte Gruppe nichtdeutscher Tatverdächtiger kommt mit 14,03 Prozent aus Rumänien.