Zivildienst-Aus: Die Caritas braucht dringend Helfer
Der Wegfall der Zivis reißt große Lücken. Caritas-Chef Christoph Humburg will mehr junge Leute werben.
Wuppertal. Der Caritasverband Wuppertal/Solingen schlägt Alarm, und Direktor Christoph Humburg malt in düsteren Farben aus, dass die Qualität der Caritas-Arbeit in Gefahr sei. Schuld daran ist, und daran lässt Humburg keinen Zweifel, die Auflösung des Zivildienstes durch die Bundesregierung. Auch der als Ersatz gedachte Bundesfreiwilligendienst funktioniere nicht.
„Mit dieser unausgegorenen Lösung lässt man die Menschen im Stich”, moniert Humburg und klagt zugleich über „unerträgliche Verhältnisse” bei der Regelung der Rahmenbedingungen. Unter anderem habe er gerade erst Informationen über die organisatorische Umsetzung des am 1. Juli beginnenden Dienstes erhalten.
Immerhin ein ernstzunehmender Interessent für den Bundesfreiwilligendienst hat sich beim Caritasverband schon gemeldet. „Wir haben ein solches seltenes Exemplar auftreiben können”, sagt die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Susanne Bossy, ironisch.
Dieser Freiwillige müsste theoretisch 38 fehlende Zivildienstleistende im Gesamtverband ersetzen. Weil das nicht funktioniert, wirbt der Verband jetzt verstärkt für den Freiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr. „Das ist eine Chance für junge Menschen, unbekannte Dinge kennenzulernen. Sie werden für eine befristete Zeit Teil unserer Dienstgemeinschaft und sammeln Erfahrungen für den weiteren Lebensweg”, preist Humburg den Dienst an.
„Und wir schenken unseren Freiwilligen als Bildungsbonus einen Fortbildungskurs ihrer Wahl”, ergänzt Bossy. Arbeitsmöglichkeiten bestehen im Bereich der stationären und ambulanten Altenpflege, in der Offenen Ganztagsbetreuung in der Schule, in Kinder-, Jugend- und Seniorentreffs oder in der Familienpflege.
Bei allen Problemen ist dem Caritasverband besonders wichtig, dass niemand schlechter gepflegt werde als bisher. Allerdings werde es im menschlichen Umgang miteinander zu Verlusten kommen. So sei etwa ein Spaziergang mit einem Altenheimbewohner für das Pflegepersonal nicht zu schaffen.
„Dafür brauchen wir die jungen Leute, die uns ab dem 1. Juli fehlen”, betont Bossy. „Das ist unerträglich für unser Menschenbild”, fasst Humburg seinen Ärger über die aus seiner Sicht „katastrophalen Folgen im sozialen Bereich” zusammen. Zugleich verspricht er aber, dass der Verband sein Möglichstes geben wird, um vor Ort verantwortlich zu handeln und die Lücken zu schließen.