Zu wenige Retter: Feuerwehr muss Personal dazukaufen
Derzeit sind 19 Stellen nicht besetzt und Rettung ist nicht in Sicht. Droht der Wuppertaler Feuerwehr der Ausverkauf?
Wuppertal. Personalmangel, Sparzwang, Beförderungsstopp- und stau: Siegfried Brütsch, langjähriger Chef der Wuppertaler Feuerwehr, ist ganz ruhig: „Wir tun alles, dass die Wuppertaler sicher leben können.“ Das stimmt: Auf ihre Feuerwehr können sich die Wuppertaler verlassen — noch. Denn im aktuellen Bericht zur Personalsituation stehen alarmierende Sätze. Wegen des akuten Personalmangels müsse an der jeweiligen Einsatzstelle der „Improvisationsgrad“ erhöht werden, heißt es da beispielsweise. Und: „Bei komplexeren Einsatzszenarien ist mit zeitlichen Verzögerungen zu rechnen.“
Um Letzteres zu vermeiden, werden jede Menge Klimmzüge gemacht. So hat die Feuerwehr im vergangenen Jahr für gut 100.000 Euro Personal dazukaufen müssen. Allein im zweiten Halbjahr 2010 wurden 60 Mal Besatzungen für Rettungswagen von den Hilfsdiensten eingekauft. Die leisteten dann mit Fahrzeugen der Feuerwehr ihren 24-Stunden-Dienst. Kostenpunkt pro Schicht: zwischen 800 und 900 Euro. Der Personal-Zukauf wird vom Spardiktat nicht tangiert. Die Feuerwehr muss ja handlungsfähig bleiben. Ein nicht besetzter Rettungswagen im Ernstfall? Das geht nicht.
Und genauso selbstverständlich wird dieses Geldausgeben nicht nur feuerwehrintern als eine von vielen Spar-Possen diskutiert. Fakt ist: Die Personal-Situation an der Retter-Basis in Wuppertal ist noch prekärer geworden. 19 Stellen — davon 13 im Einsatzdienst und fünf auf der lebenswichtigen Leitstelle — sind derzeit nicht besetzt.
Wie gehabt, wandern gut ausgebildete Retter in zahlungskräftigere Nachbarstädte ab. Zehn Kollegen haben Wuppertal jüngst verlassen. Dazu kommen acht Frühpensionierungen wegen dauerhafter Erkrankung. Es ist der betriebswirtschaftliche Klassiker: Angesichts hoher Krankenstände wächst die Belastung für die fitten Kollegen. Kein Wunder, dass sich ausgebildete Brandmeister nicht ins dauerklamme Wuppertal locken ließen. Wer will da schon ins angebliche Tal der Tränen, wenn nicht einmal ansatzweise die Aussicht auf eine Beförderung besteht?
Die guten Nachrichten sind rar, aber es gibt sie: Frei gewordene Stellen im Einsatzdienst wurden von der Wiederbesetzungssperre der Kommunalaufsicht ausgenommen. Und ausbilden dürfen die Wuppertaler auch. Dazu muss man wissen, dass die Retter im Tal, was das „Handwerk“ und die Ausstattung angeht, immer noch einen guten Ruf haben. Das Problem: Wenn sich die Lage nicht bald ändert, wandern die bestens ausgebildeten Feuerwehrmänner wieder ab.