Gesundheit Zweites Herzzentrum für Wuppertal
Die Helios-Klinik bekommt Konkurrenz. Die Stiftung der Cellitinnen steigt ins Geschäft mit der Kardiologie ein. Entsteht ein Überangebot?
Wuppertal. Im Januar will die Stiftung der Cellitinnen mit einem neuen Herzzentrum an den Markt gehen. Das betätigte Geschäftsführer Michael Dohmann der WZ. Es soll am Petrus-Krankenhaus in Barmen entstehen. Nicht akute Fälle sollen im Dortmunder Johannes-Hospital operiert werden. Die Vorbereitungen sind weit gediehen. „Das Ärzteteam steht“, sagt der Geschäftsführer. Es werde von einem Spezialisten aus Frankfurt am Main angeführt.
Für die Helios-Klinik an der Heusnerstraße in Barmen bedeutet die Entscheidung der Cellitinnen Konkurrenz. Helios betreibt das Herzzentrum an der Arrenberger Straße in Elberfeld. Der Klinik-Konzern investiert in seinen Standort in Barmen in den nächsten Jahren mehr als 100 Millionen Euro. Ziel ist unter anderem, das Herzzentrum im Jahr 2022 von Elberfeld nach Barmen umzusiedeln.
Dritter großer Spieler in Herzensangelegenheiten ist das Bethesda an der Hainstraße in Elberfeld. Dort beobachtet Geschäftsführer Georg Schmidt die Entwicklungen interessiert, aber gelassen. „Für uns ändert sich zunächst gar nichts“, sagt er. Dabei hat sein Krankenhaus sich bereits ein neues Katheterlabor suchen müssen. Der bisherige Partner arbeitet künftig mit dem Petrus-Krankenhaus zusammen. Schmidt hat jedoch bereits Ersatz gefunden.
Für Wuppertal bedeutet das neue Herzzentrum eine überdurchschnittlich gute Versorgung, was Herzerkrankungen betrifft. Geografisch konzentriert sich das Angebot mittelfristig zwar auf Barmen, aber der Umfang ist beträchtlich. Maximal drei Katheterplätze in Wuppertal sind ein üppiges Angebot für eine Stadt mit etwa 350 000 Einwohnern. Umso kritischer dürfte sich die Konkurrenz das zusätzliche Herzzentrum anschauen. Offiziell reagiert zwar auch die Helios-Klinik gelassen, doch jeder weiß, dass die Zahl der Herzpatienten nicht dadurch steigen wird, dass es zusätzliche Diagnose- und Behandlungsplätze gibt. Oder doch?
Helios-Sprecher Jörn Grabert gibt die Zahl der jährlich in Barmen behandelten Herzinfarkte mit „etwa 1000“ an. Wie viele Wuppertaler einen Katheter gesetzt bekommen, weiß er nicht. Solche Untersuchungen sind für Krankenhäuser bares Geld wert. Sie setzen damit pro Patient je nach Schwierigkeitsgrad 2000 bis 10 000 Euro um. Da kommt für eine kardiologische Klinik einiges zusammen.
Michael Dohmann stellt dennoch nicht wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund. „Ein Unternehmen mit 600 Betten ohne vernünftige kardiologische Versorgung, das war uns ein Dorn im Auge“, sagt er. Unter anderem deshalb investiere die katholische Stiftung in den nächsten Jahren insgesamt 30 Millionen Euro in ihre Häuser in Barmen.
Hartmut Gülker (70) ist ehemaliger Chefarzt des Herzzentrums am Arrenberg. Er hat die Cellitinnen auf dem Weg zum eigenen Herzzentrum in Wuppertal beraten. Gülker genießt weithin einen guten Ruf als Kardiologe und als Mahner gegen eine Medizin, die von wirtschaftlichen Interessen geleitet wird. Dass er die Cellitinnen dennoch unterstützte, begründet Gülker so: „Ich mache mich für eine leitliniengerechte Medizin stark“, sagte er der WZ. Er kämpfe für Transparenz und dafür, dass für die Krankenkassen nachvollziehbar sei, warum ein Katether geschoben worden ist. Die Versicherungen beziehungsweise deren Mitglieder müssen die Untersuchungen und Behandlungen schließlich bezahlen. Aus diesem Grund sei die Barmer GEK als großer Kostenträger eingebunden worden, sagt Michael Dohmann. „Dort haben wir mit unserem Konzept überzeugt.“
Die Krankenkasse bestätigt das. Sie begrüßt gegenüber unserer Zeitung die von den Cellitinnen „angestrebte Qualitätsoffensive“. Gleichzeitig sieht die Kasse aber auch ein Risiko. „Um wirtschaftlich zu arbeiten, müssen Abteilungen ausgelastet sein. Durch das nun erweiterte Angebot in Wuppertal auf insgesamt drei kardiologische Zentren droht sich deshalb auch die Menge der durchgeführten kardiologischen Untersuchungen zu vermehren. Es ist zu befürchten, dass in allen drei Kardiologie-Abteilungen Patienten behandelt werden, deren Indikation es eigentlich nicht vorgibt“, teilte die Kasse schriftlich mit. Die Barmer GEK werde versuchen, dem durch Kontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen entgegenzuwirken.