Das ist mein Wuppertal Die Wupper versetzt den Zoodirektor in Staunen
Für Arne Lawrenz ist es ein kleines Wunder, wie sich die Flusslandschaft entwickelt hat. Am Ufer sind seltene Vögel wie die Wasseramsel wieder heimisch geworden.
Manchmal sind es nur ein paar Schritte — und die Zivilisation liegt weit hinter uns. Keine zehn Schritte sind es für Dr. Arne Lawrenz vom Parkplatz an der Bayer-Halle hinunter zum Wupperufer. „Die Wupper, das ist mein Lieblingsort in Wuppertal. Wir Menschen hatten es geschafft, den Fluss völlig herunter zu wirtschaften. Um so beeindruckender, welche Vielfalt dort wieder zu finden ist“, sagt Wuppertals Zoodirektor.
Mit einer dick gepolsterten Anglerhose ausgestattet, steigt Lawrenz in den Fluss hinab. Es ist ein trüber und regnerischer Tag, doch keinen Gedanken hat er daran verschwendet, den Außentermin mit der WZ abzusagen. „So ist halt das typische Wuppertal-Wetter“, sagt Arne Lawrenz.
Und dann passiert das, was sich so nicht bestellen und vorhersehen lässt: Als hätte er auf die Besucher gewartet, geht keine 50 Meter entfernt ein Graureiher auf die Fischjagd. Wenig später folgt ein Kormoran dem Lauf des Flusses. Und als dann auch noch eine Wasseramsel dicht über die Wasseroberfläche segelt, ist Lawrenz sichtlich beeindruckt. „Man muss selbst in den Bergen lange suchen, um eine Wasseramsel zu sehen.“
Nun ist die Wupper aber nicht der Wuppertaler Zoo und die Natur kein auf 45 Minuten zusammengeschnittener Tierfilm. Folgerichtig bleiben an diesem Nachmittag weitere Begegnungen mit gefiederten Raritäten aus. Ein schwarzer Vogel fliegt vorbei. Der Laie ist entzückt, während der Experte ihn als gewöhnliche Amsel identifiziert.
Doch wer wie Arne Lawrenz ein wenig mehr Zeit an der Wupper investiert, kann sogar Eisvögel beobachten. „Die Wupper zieht seltene Vögel bis weit in die Stadt hinein. Wir erhalten im Zoo immer wieder Anrufe von Menschen, die aus der Schwebebahn kleine, blaue Vögel gesehen haben und glauben, die seien ihren Besitzern weggeflogen. Dabei haben sie Eisvögel gesehen, die an der Wupper gar nicht so selten sind. Sie lieben es ruhiger, weil sie auf kleine Fische gehen.“ In seiner Heimatstadt Berlin hat Arne Lawrenz früher vergeblich nach Eisvögeln gesucht. „Wir waren ja etwas eingesperrt auf unserer Insel.“
Die Wupper spielt in der Freizeit des Zoodirektors und früheren Zoo-Tierarztes eine große Rolle. Im Sommer geht Lawrenz mit seinem Sohn auf Schlauchboot-Touren, folgt bei Mountainbike-Touren dem Flussverlauf so weit es eben geht bis runter nach Leichlingen. „Das Auf und Ab im Bergischen Land hat schon den Charakter einer Tour im Voralpenland“, sagt der begeisterte Triathlet und Ausdauersportler.
Damit möglichst viele Wuppertaler die Begeisterung für den Fluss und seine Bewohner teilen können, will er ein Stück Wupper in den Zoo holen. Die Pläne für den Fuhlrott-Campus in den Zoosälen sehen ein großes Aquarium vor, in dem die Flusslandschaft nachgebildet wird. Dort werden dann auch Flusskrebse zu finden sein, nach denen Lawrenz an diesem Tag vergeblich unter einem Felsen tastet.
„Der amerikanische Flusskrebs wurde eingeschleppt und hat sich bei uns breitgemacht. Er hat sogar fast den europäischen Krebs verdrängt. Krebse wird es im Fuhlrott-Campus zum Anfassen geben“, kündigt Arne Lawrenz schmunzelnd an.
Die Wasserqualität der Wupper schätzt Lawrenz auf einer Skala von eins bis zehn weit oben ein. „Ich würde sagen acht. Das ist für einen Fluss, der durch eine so große Stadt wie Wuppertal fließt, schon sehr beachtlich.“ Zahlreiche Fischarten sind wieder heimisch geworden. „Früher sah man fast nur Barben, die auch im dreckigen Wasser überleben können. Heute findet man sogar wieder Lachse.“
Die Wupper ist ein faszinierendes Öko-System
Arne Lawrenz betreut eine Reihe internationaler Projekte — so gehört er zum Beispiel der Arbeitsgruppe Schwarzfußkatzen an, die in Südafrika beheimatet sind. Auf großen Exkursionen hat der Naturliebhaber schon viele exotische und seltene Tiere erlebt. Daher hat sein Urteil besonderes Gewicht, wenn er sagt: „Die Wupper ist ein faszinierendes und einzigartiges Öko-System.“