Aachener Warhols im Weltblick
Ursprünglich waren die beiden Bilder nur Dekoration im Spielcasino. Jetzt sollen sie mehr als 100 Millionen Euro einbringen.
Aachen/New York. Der nordrhein-westfälische Spielcasinobetreiber Westspiel will in New York zwei seiner wichtigsten Bilder, beide aus dem Spielcasino Aachen, versteigern lassen und erhofft sich dafür mehr als 100 Millionen Euro. In zwei Monaten sollen bei Christie‘s zwei Werke von Andy Warhol (1928-1987) zum Verkauf kommen, deren Schätzwert nach Angaben des Auktionshauses Christie‘s bei zusammen 130 Millionen Dollar liegt. „Triple Elvis“ von 1963 und „Four Marlons“ von 1966 sollen zu den Hauptexponaten der Auktion im November werden.
Beide Bilder sind gute zwei Meter hoch und etwa 1,70 Meter breit. „Triple Elvis“ zeigt genau das: Elvis Presley dreimal. Es ist eine Szene aus dem Western „Flammender Stern“ von 1960. Presley trägt Cowboy-Kleidung und hält einen Revolver im Anschlag. Warhol hat das Bild immer wieder genutzt, es gibt das gleiche Motiv mehrfach, nur mit unterschiedlich vielen „Elvisen“. „Eight Elvis“ war vor fünf Jahren für 100 Millionen Dollar versteigert worden. Der „Double Elvis“ brachte es vor zwei Jahren auf 37 Millionen.
„Four Marlons“ funktioniert ähnlich: Es zeigt Marlon Brando, mit Mütze und Motorrad aus dem Halbstarken-Film „Der Wilde“, viermal über- und nebeneinanderkopiert. Auch dieses Szenenbild hat Warhol oft verwendet, es verkaufte sich nicht so gut wie die „Elvise“ — Millionen brachten sie oft trotzdem. „Double Marlon“ wurde 2008 für 32,5 Millionen Dollar versteigert.
Die der landeseigenen NRW.Bank gehörende Gesellschaft Westspiel will das Geld nach Angaben eines Sprechers ins eigene Geschäft investieren. Die Bilder waren 1977 und 1978 zur Ausstattung der Spielbank in Aachen gekauft worden. „Das Innenausstattungskonzept sah vor, Kunst an den Wänden zu haben. Darum hat man damals unter anderem diese beiden Warhols gekauft“, sagte Westspiel-Sprecher Christof Schramm: „Das waren damals Dekorationsobjekte.“ Bis zur Auktion werden die Bilder unter anderem in London und Hongkong präsentiert.
In den letzten Jahren habe es eine enorme Wertsteigerung gegeben. Die aufwendige Sicherung der Bilder habe nicht dem staatlichen Auftrag von Westspiel entsprochen. Deshalb seien die Bilder 2009 abgenommen und in einen Tresor gestellt worden. Jetzt hofft der Spielcasinobetreiber, auf der Warhol-Welle schwimmen zu können: „Ich glaube, wenn es einen Zeitpunkt gibt, Warhols zu verkaufen, dann ist es jetzt. Man hat noch nie so viel für einen Warhol bekommen wie heute.“
Seit Beginn der Karriere Warhols vor einem halben Jahrhundert gibt es immer wieder Phasen, in denen der einstige König der Pop Art Höchstpreise erzielt, dann liegen seine Bilder einige Jahre wieder wie Blei in den Auktionshäusern. Vor einem Jahr war sein „Silver Car Crash (Double Disaster)“ für 105 Millionen Dollar versteigert worden — Auktionsrekord für Warhol. Das Enfant terrible der Kunstszene war 1987 mit nur 58 Jahren auf dem Operationstisch bei einem Routineeingriff gestorben.
Die „New York Times“ berichtet unterdessen, dass die beiden Bilder für Aachen damals von dem Kunsthändler Thomas Ammann verkauft wurden, der 1993 gestorben ist. Der ursprüngliche Preis nach diesen Angaben: 85 000 Dollar für den Elvis und 100 000 Dollar für den Brando — also eine unglaublich hohe Gewinnsteigerung. Red/dpa