Absturz: Air France kannte Probleme mit Sonden
Der Tempo-Messer galten schon 2007 als umstritten. Pilotengewerkschaft warnt vor Flügen mit Airbus-Maschinen.
Recife. Gut eine Woche nach dem Airbus-Absturz über dem Atlantik haben brasilianische und französischen Marine 28 Tote aus dem Wasser geborgen. Dass die Bergungsarbeiten nun zunehmend erfolgreich verlaufen, ist besonders für die Angehörigen der Opfer eine gute Nachricht. Für die Trauerarbeit sei es wichtig, dass die Leichen des Flugzeug-Unglücks geborgen werden, sagt die Erfurter Traumatherapeutin Alina Wilms. "Sonst ist es schwierig, einen normalen Trauerprozess zu durchlaufen." Bei der Flugzeugkatastrophe kamen vermutlich 228 Menschen ums Leben - darunter 28 Deutsche.
Derweil stehen fehlerhafte Geschwindigkeitsmesser weiter im Mittelpunkt der Diskussion als mögliche Absturzursache für die Airbus-Maschine vom Typ A330.
Wie gestern bekannt wurde, gab es bereits in der Vergangenheit Probleme mit jener Art von Geschwindigkeitsmessern, wie sie bei der Unglücksmaschine angebracht waren. Bei den Mess-Geräten handelt es sich um so genannte Pitot-Sonden - kleine Röhrchen, die außen am Flugzeug angebracht sind.
Airbus hat nach eigenen Angaben schon seit September 2007 seinen Kunden geraten, die Sonden auszutauschen. Laut Air France sind dann ab Mai vergangenen Jahres "Informationsverluste bei der Windmessung" festgestellt worden. Und in einem hausinternen Air-France-Dokument vom November 2008 ist von einer "beträchtlichen Zahl von Zwischenfällen" im Zusammenhang mit solchen Geschwindigkeitsmessern die Rede. Die französische Pilotengewerkschaft Alter hat den Besatzungen inzwischen geraten, Flüge in Airbus-Jets mit den umstrittenen Sonden abzulehnen.
Air France kündigte unterdessen an, die Messgeräte in den kommenden Tagen vollständig auszutauschen. Der Zeitplan für die bereits seit vergangenem Wochenende geplante Aktion sei beschleunigt worden. Auch die amerikanische Fluggesellschaft US Airways will den gleichen Typ von Geschwindigkeitsmessern an seinen Jets auswechseln. Air Berlin und Lufthansa haben bereits am Montag mitgeteilt, ihre Flieger seien mit "zuverlässigen Geschwindigkeitsmessern" ausgestattet. Daher besteht offenbar keine Anlass zum Austausch.
Die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA geht nicht davon aus, dass defekte Geschwindigkeitsmesser allein für den Absturz verantwortlich sind. Auch bei einem Ausfall könnten Piloten die Flugzeuge sicher fliegen.
Auf Air France könnte bald eine Klagewelle einbrechen: Laut "Bild" haben Opferfamilien internationale Anwaltskanzleien damit beauftragt, bei der Fluggegesellschaft Entschädigungsgelder einzuklagen.